Design und Engineering – verzahnt und marktgerichtet

«Wir verschmelzen Design-Kompetenz mit dem Ingenieur­ wesen, entwickeln nicht nur die Haut, sondern auch das In-nenleben eines Produktes.» So skizziert CEO Curdegn Bandli die USP seines findigen KMUs. Genau das sucht der Markt. Und zahlreiche Awards belegen es.

Design und Engineering – verzahnt und marktgerichtet

 

Gemäss Curdegn Bandli werden Kunden oft wegen dieser Auszeich­ nungen auf das Unternehmen aufmerksam und informieren sich nachher über Details auf der Website und in den Medien. «Wir ver­ kaufen über die Qualität.»

 

Herr Bandli, was genau wollen Ihre Kunden?
Sie wollen einen Prototyp, der ihnen bei der Produktion keine Pro­ bleme bereitet. Deshalb begannen wir schon früh, auch die Lösung für die Produktion des Produktes mitzuliefern. Wir erkannten Din­ ge, die erst im Produktionsalltag auftreten. Etwa, was es ausmacht, ob wenige oder viele Stücke gefertigt werden (Skalierung). Das hat zwei positive Effekte, nämlich erstens: Wir können, falls gewünscht, nicht nur das Design liefern, sondern dem Kunden auch das Produk­ tionsproblem lösen. Zweitens: Das Denken in Produktionsprozessen brachte uns in den letzten fünfzehn Jahren einen riesigen Erfah­ rungsschatz. Wir entwickeln heute ganz anders als in der ersten Phase unserer Tätigkeit. Nach und nach keimte der Wunsch, dieses Know-how an einem eigenen Produkt anzuwenden. Die Eigenmarke Rotauf zwingt uns, auch die Hürden im Marketing und Verkauf sel­ ber zu nehmen. Entwicklung, Produktion, Marketing/Verkauf − mit diesen drei Schritten schliesst sich unser Aufgabenkreis. Erfahrung haben wir nun in der Entwicklung fünfzehn Jahre, in der Produktion zehn Jahre sowie in der Vermarktung seit fünf Jahren. Mehr noch: Unsere Entwickler haben nicht nur das Aussehen und die Funktion des Produktes im Blickfeld, sondern auch den zu erwartenden markttauglichen Herstellpreis.

 

Wie ist die Geschäftsidee entstanden?
Die Idee entsprang einer persönlichen Interessenlage. Geschäftspart­ ner Remo Frei und ich kennen uns seit der Mittelschule mit Matura C. Er studierte in Zürich Design, ich an der ETH Maschineningenieurwe­ sen. Schon bald fanden wir heraus, dass unsere Lösungen dann opti­ mal funktionieren, wenn wir uns gegenseitig austauschen. Wir mach­ ten in der Folge unsere Diplomarbeit zusammen – eine Bohrmaschine für Bosch.

 

Diese Arbeit lieferte den Impuls für unsere heutige Tätigkeit. Unser erster Kunde bestellte einen Rucksack, und wir erhielten einen ersten Preis dafür. Danach kamen Schritt für Schritt weitere Kunden hinzu. Die Startfinanzierung für die GmbH war kein Pro­blem. Der Rucksack erhielt zwei gut dotierte Preise. Hinzu kam der Schweizer Design-Preis. Zusammen mit einem guten Lizenz-Agreement konn­ ten wir uns über die ersten vier bis fünf Jahre gut finanzieren. Weitere Projekte verbreiterten danach die Basis.

 

Was machen Sie für Kunden beispielsweise?
Der erste ist immer der wichtigste Kunde. Ergon brachte unser Ruck­ sacksystem auf den Markt. Wir erhielten danach Aufträge für weitere Modelle, sodass zum Start ein Grundstock an Aufträgen vorhanden war. Ein zweites Beispiel sind die kompakten Skross-Travel-Adapter. Sie zeigen, was man erreichen kann, wenn Designer und Entwickler sehr eng zusammenarbeiten. Der Bekanntheitsgrad dieser Stecker ist heute sehr hoch, sind sie doch an jedem Flughafen weltweit erhält­ lich. Drittes Beispiel: das Geberit-Schweissgerät für E-Muffen oder Thermo-Muffen für den Verbund von Rohren. Wir realisierten diesen Auftrag gemeinsam mit der Firma Grossenbacher, St. Gallen. Sie machte die Elektronik, wir schufen das Design und die mechani­ schen Komponenten. In diesem Dreiecksverhältnis wurde zuerst das Konzept erstellt. Und wir überlegten, wie das Ganze produziert wer­ den kann.

 

Ein Blick in die nahe Zukunft …
Wir haben zwei Firmen – Flink mit Fokus auf Entwicklung sowie die Flink production für die Produktion von Kundenprojekten. Interes­ sant sind wir für Kunden, wenn wir unser gesamtes Know-how auf der Kette «Design, Entwicklung, Produktion» zur Verfügung stellen können. Mit der Zertifizierung eröffnen sich uns nun auch Chancen im Medizinalsektor.

 

Sie kreierten und produzieren ein eigenes Produkt – Jacken der Marke Rotauf …
Ja, die Marke Rotauf hat eine solide Produktpalette entwickelt und bereitgestellt. Rotauf-Jacken sind im Alltagsgebrauch Spitze. Es sind acht Produkte in vielen Varianten (drei Ausführungen, zwei Farben, fünf Grössen, Damen und Herren), ein Produkt in sechzig Varianten also. Unser Anliegen ist es, hier in der Schweiz zu produzieren und trotzdem etwas zu verdienen. Das ist eine grosse Herausforderung.

 

Wie kommt man nur dazu, ein Produkt in einem so stark umkämpften Markt zu lancieren?
Rotauf hat Trümpfe, welche die Konkurrenz nicht ausspielen kann. Erstens werden über 90 % der Produktionsschritte in der Schweiz vollzogen: Garn, Stoff, Einfärbung, Nähen. Zweitens ist Rotauf bereits seit 2014 komplett frei von PFC. Anders im Ausland: Damit die Her­ stellung der Stoffe schneller und günstiger ist, werden dort Chemika­ lien eingesetzt, welche vor dem Verkauf wieder rausgewaschen wer­ den. Der Träger wird damit zwar geschont, nicht aber die Umwelt. Besonders wichtig sind uns verlässliche Produzenten. In unserer Sparte gibt es in der Schweiz nur wenige davon. Unsere Website ent­ hält eine Landkarte, auf der man sieht, was wo von wem gemacht wird. Das schafft eine einzigartige Transparenz.

 

Wer kauft die Jacken?
Ganz normale Leute, die an einem gesunden Bekleidungsklima Inter­ esse haben. Es gibt drei Kategorien: 1) Unterwäsche in Merinowolle. 2) Insulation-Layer-Jacken mit Bündner Schafwolle. 3) Drei-Layer-Ja­ cken mit einer dritten Schicht, deren wasserdichte Mittelschicht noch aus Taiwan oder Korea stammt. Rotauf-Geschäftsführer Oliver Gross sucht keine gesponserten VIP-Träger für unsere Jacken, denn wir fah­ ren eine Minimal-Marketing-Philosophie. Alles wird in die Qualität des Produkts investiert. Bekannt werden die Jacken via Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda. Potenzielle Kunden kommen auf uns zu, weil sie auf unsere USP setzen.

 

Was ist denn die USP von Rotauf?

 

  • Ökologie: Verzicht auf den Einsatz umweltschädlicher Chemikalien
  • Swiss Made: je nach Kleidungsstück zu 90 % bis 100 %
  • Faire Preise: Trotz Swiss Made zahlt der Endkunde bei Rotauf kaum mehr als für grosse Marken aus einer Billiglohnland-Produktion.

 

Sie sind SQS-zertifiziert …
Die Zertifizierung nach ISO 9001 hatte ich schon früh im Kopf. Aber der zündende Impuls zur Umsetzung blieb im Alltagsgeschäft hängen. Die Akquisition eines Kunden aus dem Medizinalsektor gab schliess­ lich Anlass, die Sache anzupacken. Die Zertifizierung wirkt sich aus. Hatte ich früher alle Entwicklungs- und Produktionsprozesse im Ge­ dächtnis, so ist jetzt alles dokumentiert. Das Delegieren wird einfa­ cher, und ich gewinne Freiraum für Neues. Ab einer gewissen Be­ triebsgrösse braucht es das eben, um effizient führen zu können. Das System war die Lösung für uns. Die Kunden profitieren.

 

 

(Visited 138 times, 1 visits today)

Weitere Artikel zum Thema