Cloud-Technologie und Schweizer Hersteller: über Effizienz und viel mehr
Der Management-Pionier Peter Drucker sagte einmal: "Effizienz ist, die Dinge richtig zu tun; Effektivität ist, die richtigen Dinge zu tun." Gastautor Billy Kneubühl von Oracle Switzerland ist der Meinung, dass jede Initiative sowohl strategisch ausgerichtet als auch auf Effizienz hin optimiert sein muss.
Die Hersteller haben sich in den letzten Jahren mit ihren Daten auseinandergesetzt und mit IoT-Sensoren, -Architekturen und -Anwendungen eingeführt, um ihre Prozesse besser zu verstehen und sie im Hinblick auf Effizienz zu optimieren. Doch der Fokus auf Effizienz hat dazu geführt, dass einige Fertigungsunternehmen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, wenn es um die digitale Transformation geht. Eine Studie von McKinsey hat ergeben, dass 70 % der Initiativen zur digitalen Transformation ihre Ziele nicht erreichen. Pioniere in der Branche blicken jedoch bereits über die Effizienz hinaus. Die 2020er Jahre werden das Jahrzehnt sein, in dem sich reifere, genauere Ansätze für die digitale Transformation im Fertigungssektor entwickeln. Die Hersteller werden effektiver werden und die Cloud-Technologie strategisch nutzen, um bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen.
Daten nähren neue Modelle
In der Vergangenheit wurde ein Verkauf als Ende des Verkaufsprozesses gesehen. Ein Kunde entscheidet sich für einen Kauf, erhält das Produkt, und wenn er damit zufrieden ist, ist die Beteiligung des Herstellers beendet. Die Hersteller betrachten jedoch die laufende Wartung und andere Dienstleistungen zunehmend als einen gewinnbringenden Teil des Verkaufsprozesses.
Wir sehen jetzt, wie neue Ansätze über eine einzelne transaktionale Interaktion mit Kunden hinausgehen und Daten nutzen, um Verkauf und Dienstleistungen zusammenzuführen. Das Ergebnis ist der Übergang zu einem Modell, bei dem für die Nutzung bezahlt wird, und dann zu einem Modell, bei dem für das Ergebnis bezahlt wird, basierend auf der Bereitstellung eines Dienstes – zum Beispiel Konnektivität als Dienst. Auf der Grundlage der Kundennutzung können die Hersteller personalisierte Dienste anbieten. IoT ermöglicht somit die Vorhersage und Automatisierung der Wartung und somit eine effektive und nachhaltige Wertschöpfung.
Diese Modelle sollten durch Cloud-Plattformen gestützt werden, die es den Herstellern ermöglichen, ihren Betrieb zu vernetzen, Daten zu verwalten und maschinelles Lernen, KI und Analyselösungen einzuführen. Eine Suite von Cloud-Anwendungen ermöglicht es ihnen ausserdem, kontinuierlich zu innovieren und neue Funktionen zu entwickeln. Hersteller können mit Cloud-Technologie bzw. -Lösungen auch eine einheitliche Sicht auf ihre Kunden erhalten, was für kontinuierliche servicebasierte Beziehungen unerlässlich ist.
Kreislaufwirtschaft ist die Zukunft
Ich glaube auch, dass die Kreislaufwirtschaft bei den neuen Modellen, die eingeführt werden, eine zentrale Rolle spielen wird. Gegenwärtig ist die globale Wirtschaft nur zu 8,6 % zirkulär, während jedes Jahr 100 Milliarden Tonnen an Materialien produziert werden. Dieser lineare Ansatz für Produkte führt dazu, dass wir im Jahr 2030 65 Milliarden Tonnen Treibhausgase produzieren werden. Die Hersteller werden eine Schlüsselrolle bei der Vollendung der Kreislaufwirtschaft spielen und dabei sowohl Abfall als auch Emissionen reduzieren.
Für die Hersteller kann Kreislaufwirtschaft alles sein, von Aftermarket-Dienstleistungen während des gesamten Lebenszyklus einer Maschine bis hin zu Bekleidungslinien, die recycelte Fasern und Wiederverkaufsplattformen verwenden, um den Abfall in der Modeindustrie zu reduzieren. Sobald der gesamte Lebenszyklus eines Produkts in den Verantwortungsbereich eines Herstellers fällt, braucht er die Analysewerkzeuge, um zu bestimmen, wann und wie es gewartet oder wiederverwendet werden soll.
Dank Cloud-Technologie: Hersteller können florieren
Die Schweiz, ihre aufstrebende Technologie und ihre politische sowie wirtschaftliche Stabilität bieten globalen Unternehmen einen sicheren Ort, um ihre digitalen Fertigungs- und Lieferkettenprozesse zu entwickeln. Der FM Global Resilience Index 2020, der Einblicke für Unternehmen gibt, die sich für Anlagen entscheiden, Lieferketten ausbauen oder neue Märkte erschliessen müssen, hat die Schweiz auf den zweiten Platz als eine der widerstandsfähigsten Volkswirtschaften der Welt gesetzt. Die Hersteller stehen jedoch unterzunehmendem Druck, und Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen haben Priorität.
Dies ist auch der Grund, warum sie sich der Cloud-Technologie zuwenden, um die Effizienz ihrer Abläufe zu verbessern. Im Jahr 2021 stellte McKinsey fest, dass 64 % der Industrieunternehmen die Cloud aktiv nutzen, obwohl 50 % die Cloud-Technologie als komplexer einschätzen als ursprünglich erwartet. Anstatt zu versuchen, „den Ozean zum Kochen zu bringen“, indem man eine gewaltige Herausforderung auf einmal annimmt, wäre es für die Hersteller am effektivsten, die Cloud zu nutzen, um neue Lösungen und Dienste schnell zu testen und sie dann bei Bedarf zu erweitern.
Siemens arbeitet beispielsweise gemeinsam mit Oracle an einer hochleistungsfähigen Verarbeitungslösung, die Energieversorgern helfen wird, die umfangreichen Datenverarbeitungsanforderungen besser zu bewältigen. Dabei wird die Oracle Cloud Infrastructure (OCI) genutzt, um Messwerte von intelligenten Zählern in 30-Minuten-Intervallen in Haushalten und kleinen, nicht-häuslichen Standorten abzufragen und zu verarbeiten und so den Übergang zum intelligenten Stromnetz zu erleichtern. Bislang wurden Volumen- und Leistungstests mit 1,5 Millionen Zählern erfolgreich durchgeführt. Die Siemens-Anwendung und OCI können jedoch weit darüber hinaus skaliert werden, da die Branche auf eine ereignisgesteuerte Architektur umstellt.
Der Schweizer Hersteller von Stahlrädern, Alcar Ruote, ist ein weiteres Beispiel, da er sich auf Technologie verlassen musste, um weiterhin mit Schweizer Qualität zu produzieren und gleichzeitig auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Unternehmen entschied sich für die Oracle-Anwendungen Supply Chain Management and Manufacturing und Oracle Fusion Cloud ERP, um seine Planung, Beschaffung, Fertigung und Distribution zu verwalten und gleichzeitig die Transparenz in diesen Bereichen zu verbessern.
Ausbildung für die digitale Transformation
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass neben der Einführung neuer Technologien die digitalen Fähigkeiten von Unternehmen von den richtigen Fähigkeiten abhängen. Die Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter darin geschult werden, wie sie die neuen Lösungen am effektivsten einsetzen können, und sie bei Bedarf durch Umschulung unterstützen. Um sicherzustellen, dass die Vorteile der Cloud-Technologie in vollem Umfang genutzt werden, sollte dies im gesamten Unternehmen geschehen.
Digitale Lösungen stehen auch im Mittelpunkt dieses Schulungsprozesses für Mitarbeiter. Das Digital Capability Center Venice, ein Joint Venture zwischen McKinsey und Confindustria, das Oracle Fusion Cloud Applications einsetzt, wurde vor kurzem eingerichtet, um Herstellern praktische Erfahrungen mit der betrieblichen Umgestaltung zu vermitteln. Durch realistische Simulationen können Auszubildende das Rapid Prototyping erforschen und modulare Lösungen testen, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Auf diese Weise lernen die Mitarbeiter, wie digitale Möglichkeiten die Produktivität und Zusammenarbeit steigern und die Sicherheit in der Fabrik und im Back-Office verbessern können.
Cloud-Technologie: Effizienz und mehr
Die Hersteller haben die Möglichkeit, nicht nur die Effizienz ihrer Abläufe schrittweise zu verbessern, sondern auch ihre Betriebsmodelle zu verändern. Auf diese Weise können sie langfristige positive Ergebnisse für ihre Kunden erzielen und gleichzeitig die dringend benötigte Kreislaufwirtschaft und Ressourcenproduktivität in ihren Ansatz einbringen.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie sich die erforderlichen Werkzeuge beschaffen, um neue Lösungen schnell zu testen, zu iterieren und zu skalieren. Ebenso müssen sie ihre Mitarbeiter auf diesem Weg der digitalen Transformation mit den neuesten Schulungslösungen unterstützen. Wenn sie es richtig machen, wird das Ergebnis eine Verbesserung der Effektivität und Effizienz sein.
Autor:
Billy Kneubühl ist Country Manager Oracle Switzerland