Cloud Computing: Schweizer Unternehmen noch nicht am Ziel
Im Juni 2023 wurde von Digital Realty die dritte Auflage der Studie zu den Cloud-Zielen von Schweizer Unternehmen veröffentlicht. Da die Studie die Unternehmen über mehrere Jahre begleitet und nicht nur Ziele, sondern auch die tatsächliche Umsetzung abgefragt werden, bietet sie einen guten Einblick in ihre reale Cloud-Nutzung.
Das Unternehmen Digital Realty betreibt weltweit mehrere Rechenzentren und führt regelmässig Studien zu Cloud-Trends durch. Aktuell veröffentlicht wurde die dritte Ausgabe. Arne Benox, Sales & Business Development Manager bei Digital Realty Schweiz, äussert sich im Folgenden, was er aus der Studie über die Strategien von Schweizer Unternehmen gelernt hat, wie die nächsten Schritte ihrer Reise in die Clouds aussehen könnten – und was er Unternehmen rät, die womöglich noch nicht so weit sind wie ihre Mitbewerber.
Sind Schweizer Unternehmen am Ziel ihrer Multi-Cloud-Pläne angelangt?
Noch lange nicht. Das Konzept Multi-Cloud zieht sich durch alle Bedürfnisse und die Strategien der Unternehmen. Über die letzten Jahre konnten wir eine hohe Dynamik beobachten. In dem Grad, in dem die Technologie einer eigenen Cloud immer zugänglicher wird, ändern sich auch die Strategien. Auch das Zusammenspiel zwischen den Clouds wird immer besser. Ich erkenne darin eine bedürfnisgerechte Entwicklung und ich bin mir sicher, dass diese weiter geht. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Jahren ein grosser Trend dahin gehen wird, die Clouds untereinander noch weiter zu verbinden. Das ergibt sich aus Tatsache, wie der, dass die Zahl der Unternehmen, die im Bereich SaaS auf bis zu zehn Cloud-Anbieter setzen, über die Jahre deutlich gestiegen ist: von 15.8 Prozent im Jahr 2018 auf 45.3 Prozent im Jahr 2020 und dann im Jahr 2023 auf 52.7 Prozent.
Mit den sich verändernden Bedürfnissen der Unternehmen wird sich das Thema auch noch weiterentwickeln. Am Ende wird es, genau wie die Studie vorauszeichnet, nicht nur eine einzige Cloud oder eine ausschliesslich Private Cloud geben. Unternehmen werden verschiedene Clouds kombinieren, um ihre verschiedenen Aufgaben zu erledigen.
Die Studie bezieht sich exklusiv auf Schweizer Unternehmen. Digital Realty ist ein globaler Anbieter. Stimmen die Ergebnisse in der Schweiz mit den Erfahrungen in anderen Ländern überein? Wenn nicht, was unterscheidet die Schweiz?
In der Entwicklung gibt es generell zeitliche Unterschiede. Einige Länder wie etwa die Schweiz sind global gesehen schneller als andere, darunter auch Deutschland und Österreich, vor denen die Schweiz einen Vorsprung von ein bis zwei Jahren hat. Das hängt auch vom Stand der Digitalisierung in den einzelnen Ländern ab. Wie gut ist die verfügbaren Connectivity? Welche Bandbreiten stehen über welche Technologien zur Verfügung? Die Schlüssel zu allen Cloud-Technologien sind die verfügbare Konnektivität und die Sicherheit. In Ländern, in denen ähnliche Bedingungen wie in der Schweiz herrschen, sehen wir ähnliche Trends. In Regionen, in denen dies nicht der Fall ist, in denen andere Datenschutzgesetze eine Rolle spielen oder wo Bandbreiten nicht verfügbar sind, beobachten wir, dass sie aufholen und sich dabei vielleicht sogar ein bisschen schneller entwickeln, da sie einige Stufen, die wir nehmen mussten, überspringen können.
Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass lokale Cloud-Service-Provider im Vergleich zu Hyperscalern so gut abschneiden?
Ich würde die Frage anders formulieren, denn lokale Anbieter, Integratoren oder Softwareentwickler, bedienen ganz andere Bedürfnisse, sie können viel besser auf individuelle Anforderungen eingehen. Sie können massgeschneiderte Lösungen anbieten oder in Nischenmärkte eindringen, die für Hyperscaler wegen geringerer Skalierbarkeit nicht interessant sind. Viele lokale Anbieter entwickeln eigene Cloud-Services und wir sehen, dass dies von den Kunden akzeptiert wird. So gibt es in der Schweiz viele Privatbanken, die sich gegenüber ihren Kunden anders differenzieren als globale Banken. Daraus ergeben sich spezielle Anforderungen, die von kleinen Anbietern, die im gleichen Markt heimisch sind wie ihre Kunden, sehr gut abgedeckt werden.
Wie verhält es sich vor diesem Hintergrund mit der Aussicht auf künftiges Wachstum von Unternehmen, vielleicht auch über Landesgrenzen hinweg?
Viele Unternehmen wachsen bis zu einem gewissen Punkt aus eigener Kraft, um dann durch Fusionen und Übernahmen weiterzuwachsen. An dem Punkt treffen dann meist sehr unterschiedliche Cloud-Strategien, Applikationslandschaften und Datenquellen aufeinander. Hier kommt unsere Lösung ServiceFabric ins Spiel. Mit ihr können Unternehmen recht schnell unterschiedliche Daten, Anwendungen und Cloud-Services miteinander verbinden und das über verschiedene Standorte hinweg, auch mit Colocation-Rechenzentren und sogar mit Rechenzentren anderer Anbieter als Digital Realty, aktuell über 700. Dieses Szenario ist typisch für die Zukunft der Cloud. Es geht nicht nur darum, bestimmte Dienste wie Microsoft 365 für die Bürokommunikation verfügbar zu machen, sondern die verschiedenen Cloud-Applikationen, auf die unsere Studie detailliert eingeht, miteinander zu vernetzen, Informationen zusammenzuführen, um kluge Entscheidungen auf Grundlage der Daten zu treffen.
Welches Fazit aus der Studie wollen Sie IT-Verantwortlichen in Schweizer Unternehmen mitgeben?
Multi-Cloud ist Realität und die Hürden für den Eintritt in ein Colocation-Rechenzentrum mit Lösungen für Public Clouds, Private Clouds und Multi Cloud-werden immer niedriger. Es braucht nicht mehr viel Mut, sich darauf einzulassen, denn Faktoren wie Datenschutzgesetze werden immer ausgereifter umgesetzt. Das sorgt dafür, dass Daten innerhalb des Rechenzentrums gut geschützt sind. Dazu kommt: Sie müssen sich in unseren Rechenzentren keine Gedanken um Connectivity machen und auch Themen wie Umweltaspekte und Zertifizierungen werden von uns abgedeckt. In Zeiten, in denen es für Unternehmen immer schwieriger wird, die zunehmenden Auflagen rund um den Betrieb ihrer IT eigenständig zu erfüllen, ist der Schritt ins externe Rechenzentrum wirtschaftlich sinnvoll – und wie unsere Studie zeigt, geht ihn folgerichtig auch eine immer grösser werdende Zahl Schweizer Unternehmen.
Quelle und weitere Informationen: Interxion