Bestehende Lücken schliessen

Seit der Publikation der Norm für Managementsysteme für Sicherheit und Gesund­ heit bei der Arbeit ISO 45001 sammelten in der Schweiz über 150 Unternehmen Erfahrungen mit dem Wechsel. Die Übergangsphase läuft bis März 2021, Unterneh­ men sind nun aufgefordert, den Aufwand abzuschätzen und über ihr weiteres Vor­ gehen zu entscheiden. Deutliche Unterschiede im Aufwand zeigen sich durch die Ausgangslage des bestehenden Führungssystems.

Bestehende Lücken schliessen

 

Mit dem Managementsystem für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA-MS) ISO 45001:2018 soll die Prävention von arbeitsbe- dingten Verletzungen und Erkrankungen von Beschäftigten und die Bereitstellung sicherer und gesundheitsgerechter Arbeitsplätze si- chergestellt werden. Der Ansatz gemäss dem bewährten Deming-Kreis „Plan-Do-Check- Act“ ermöglicht es, dabei ein systematisches Vorgehen zu verfolgen.

Unterschiedliche Ausgangslage der Unternehmen
Die Forderung einer Risikobetrachtung ist mit allen neuen Managementsystemnormen wie der ISO 9001:2015 (Qualitätsmanagement- system) und der ISO 14001:2015 (Umweltma- nagementsytem) verstärkt hinzugekommen und dient der Prävention. Massnahmen im Sinne der Vorsorge werden anhand der ermit- telten Risiken getroffen. Nun sind Unterneh- men, welche bereits nach einem dieser Ma- nagementsysteme zertifiziert sind, von dieser selben Forderung aus der ISO 45001 weniger stark betroffen als solche, die noch keines die- ser Managementsysteme eingeführt haben. Es stellt sich zudem die Frage, wie vertieft sich das Unternehmen mit den Gefährdungs- ermittlungen auseinandergesetzt hat. Die Ausgangslage ist daher sehr unterschiedlich.

Umsetzung im Betrieb auf Basis von Gefährdungsermittlungen
Was die Umsetzung betrifft, so sind die Ar- beitgeber gemäss Art. 6 VUV dafür besorgt, dass alle in ihrem Betrieb beschäftigten Ar- beitnehmer «[…] über die bei ihren Tätigkeiten auftretenden Gefahren informiert und über die Massnahmen zu deren Verhütung ange-leitet werden.» Um diese gesetzliche Forde- rung umsetzen zu können bedarf es Gefähr- dungsermittlungen. In der Praxis sind Gefähr- dungsermittlungen zum Teil trotz Branchen- lösungen gemäss EKAS 6508 nicht, nur lü- ckenhaft vorhanden oder veraltet. Zum einen geht es in solchen Fällen darum, die Gefähr- dungsermittlungen zu aktualisieren, und zum anderen darum, daraus die restlichen Systemelemente abzuleiten: beispielsweise eine Risikoanalyse, welche stufengerecht bis auf Ebene der Geschäftsleitung einen ange- messenen Fokus auf die relevanten Gefähr- dungen erlaubt und damit angemessene Ziel- formulierungen, Massnahmen und Weisun- gen ermöglicht.

Der Wechsel auf die international anerkannte ISO 45001
Unternehmen, welche bereits ein Manage- mentsystem nach OHSAS 18001 eingeführt ha- ben, erfahren durch den Wechsel auf die ISO 45001:2018 vorwiegend punktuelle Anpassun-gen. Anders sieht es für Unternehmen aus, die die EKAS-Richtlinie 6508 noch nicht vollstän- dig umsetzen. Neben den themenspezifischen Ergänzungen im Führungssystem heisst es für diese Unternehmen, das Managementsystem an sich zu vervollständigen, die Risikobetrach- tung auf die Basis der Gefährdungsermittlun- gen zu stellen und das Ganze im Betrieb und im Monitoring auch umzusetzen.

 

In nachfolgender Aufstellung werden zwei Beispiele vorgestellt (siehe Grafiken). Beide Unternehmen sind nach ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015 zertifiziert, verfügen je-doch im SGA-Bereich über unterschiedlich reife Systeme. Die Skala 0–100 % zeigt den Grad an Erfüllung der Normforderung  an,  75 % bezeichnet in etwa die Zertifizierungs- reife. Die Normforderungen werden anhand deren Kapitelnummerierung aufgeführt.

Firma mit ungenügender Umsetzung der Branchenlösung gemäss EKAS 6508
Lücken zu ISO 45001 bestehen im Bereich

 

a) Kontext, interessierte Parteien
b)Managementsystem
c) Führung und Verpflichtung
d)Konsultation und Beteiligung der Beschäftigten
e)Gefährdungsermittlungen
f)Kompetenz und Bewusstsein
g)Betriebliche Planung und Steuerung
h)Managementbewertung (Risikobezug)
i)Korrekturmassnahmen (Risikobezug)

 

Festgestellte Stärken liegen im Bereich der Verfügbarkeit von Ressourcen, der Notfall- planung und

Firma mit Zertifikat gemäss OHSAS 18001
Lücken zu ISO 45001 bestehen im Bereich

 

a) Kontext, interessierte Parteien
b)Führung und Verpflichtung, Politik
c) Konsultation und Beteiligung der Beschäftigten
d)Ressourcen, Bewusstsein
e)Betriebliche Planung und Steuerung
f)Korrekturmassnahmen

 

Festgestellte Stärken liegen im Bereich der Or-ganisation, Kommunikation, Dokumentati- on, Überwachung und Messung.

Fazit
Anhand der Ausgangslage lässt sich eine gro- be Abschätzung zum anstehenden Aufwand machen. Um den unterschiedlichen Stärken und Lücken Rechnung zu tragen, empfiehlt sich zudem eine Gap-Analyse zu den Norm- forderungen der ISO 45001:2018.

 

 

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