FOREP 2017: Qualitätsmanagement zwischen Anforderung und Effektivität

Am 2. November fand in Yverdon-les-Bains das Forum Excellence et Performance (FOREP 2017) statt. Alljährlich treffen sich an diesem Anlass die Qualitätsspezialisten der französischsprachigen Schweiz zu einem fachlichen Austausch. Referate und Workshops boten nicht wenige Inputs für die weitere Entwicklung des Qualitätsmanagements im digitalen Zeitalter.

Stellte sich am FOREP 2017 vielen Fragen aus dem Publikum: Der Genfer Regierungsrat Pierre Maudet. (Bild: Thomas Berner)

Dank dem Genfer Regierungs- und Fast-Bundesrat Pierre Maudet konnte die Tagung FOREP 2017 mit einem prominenten Gast aufwarten. In seinem Referat ging er der Frage nach, was den eine öffentliche Verwaltung – sprich: die Politik – zur Innovationsfähigkeit von Unternehmen beitragen konnte. Seine Ausführungen gaben denn auch zu einer regen Diskussion mit dem Publikum Anlass. Stellung nahm Pierre Maudet unter anderem auch zu neuen Entwicklungen wie etwa der Blockchain-Technologie, welche die öffentliche Verwaltung mit Sicherheit ebenfalls verändern dürfte. Er äusserte sich hierzu grundsätzlich positiv, räumte aber ein, dass es nun am Staat liege, umfangreiche Hausaufgaben anzupacken.

Qualitätssicherung und mehr

In weiteren Vorträgen vor der ersten Pause ging es dann um Themen wie etwa der Analyse von Interessengruppen im Zusammenhang mit Managementsystemen. Gemäss dem ersten Vortragenden, HES-SO und EPFL-Dozent Paolo Barrachini, seien es eben diese Stakeholders, welche den Motor einer Unternehmensstrategie bedeuten. Six Sigma-Spezialist Bernard Murry aus Paris appellierte an die Praxis kontinuierlicher Verbesserung und erinnerte daran, dass man Qualität nicht nur von Kontrollen abhängig machen dürfe.

Um weitere konkrete Themen im Bereich der Qualitätssicherung ging es in der nächsten Referate-Runde. Damien Chardaire von Sonceboz SA etwa erläuterte, wie seine Firma eine Nullfehler-Quote bei Automobil-Bauteilen sicherstellt. Jean-Michel Pou von Deltamu ging auf die Vorzüge von „Smart Metrology“ ein und Katia Gutknecht ging das Thema Qualitätssicherung von der Einkaufsseite her an: Die Qualität, die man den Kunden bietet, ist immer auch abhängig von jener, die man bei den Zulieferern einkauft. Deshalb müsse immer auch Wert auf optimale Einkaufsprozesse gelegt werden. Nathalie Wardé schliesslich postulierte Verbesserungen bei der Rückverfolgbarkeit von Medikamenten, um einerseits höhere Sicherheit für Patienten zu erreichen, anderseits aber auch die kostspieligen Rückrufe von pharmazeutischen Produkten zu verringern.

Sorgte für den unterhaltenden Teil der Tagung: Sterne-Koch und Spezialist für die Molekular-Küche Denis Martin bei seiner Live-Performance. (Bild: Thomas Berner)

Auch ein Thema am FOREP 2017: Big Data

Um die Macht der Daten ging es im gemeinsam von Fabrice Jeanningros und Abraham Carama (beide von Maison Cartier Horlogerie) gehaltenen Referat. Big Data biete die Chance, um „mehr Intelligenz“ in die Qualitätssicherung zu bringen, so ein Statement der Referenten. Und im Zusammenhang mit dem Thema der Kontinuierlichen Verbesserung ging Myriam Bertrand der Frage nach, wie man dabei die Mitarbeitenden nicht überfordert. Denn oft genug werde ein KVP nicht auf allen Ebenen gleich konsequent durchgeführt. Das erzeuge letztlich Zweifel an der Tauglichkeit der Instrumente mit daraus folgender Verunsicherung. Deshalb benötigen alle Verbesserungsprozesse eine durchgehende Begleitung und Führung.

Ein Podiumsgespräch zum Tagungsthema „Qualitätsmanagement zwischen Anforderung und Effizienz“ bildete den Schluss der Veranstaltung. Parallel zu den erwähnten Referaten hatten die Besucher die Möglichkeit, verschiedene praxisorientierte Workshops, etwa zur Analyse von Wertschöpfungsketten, Leadership oder digitale QMS, zu besuchen. An einer kleinen Ausstellung konnte man sich zudem über konkrete Produkte und Dienstleistungen rund um das weite Feld der Qualitätssicherung informieren. Die Tagung wurde gemeinsam durch die SAQ und deren Westschweizer Sektionen, der SQS, ARIAQ und weiteren Partnern organisiert und durchgeführt. Den rund 250 Teilnehmenden konnte insgesamt ein fachlich hochstehender Anlass mit vielen Networking-Gelegenheiten geboten werden.

Weitere Informationen

So bereiten Sie Ihr Unternehmen auf die Datenschutz-Grundverordnung vor

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die im Mai 2018 in Kraft tritt, wird weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen und Bürger in Europa und weltweit haben. Auch die Schweizer Unternehmen werden von diesen neuen Vorgaben betroffen sein.

Die Würfel sind gefallen: Im Mai 2017 tritt die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft. (Bild: Fotolia.com)

Noch immer sind viele Unternehmen nicht ausreichend auf die neuen Richtlinien vorbereitet. Der europäische Security-Software-Hersteller ESET hat einige Tipps zusammengestellt, mit denen IT-Verantwortliche ihr Unternehmen fit für die neuen Vorgaben der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) machen können:

  1. Machen Sie die Geschäftsführung auf das Thema aufmerksam: Alle wichtigen Entscheidungsträger im Unternehmen sollten sich der Auswirkungen der DSGVO bewusst sein und wissen, was sie für den alltäglichen Betrieb bedeutet. Informieren Sie deshalb auch die Geschäftsführung über die Bedeutung des Themas.
  2. Prüfen Sie, wie Ihr Unternehmen Daten verarbeitet: Bisher mussten sich Unternehmen in unterschiedlichem Masse mit dem Schutz personenbezogener Daten auseinandersetzen. Ab dem kommenden Jahr sind jedoch alle Unternehmen für den Schutz von Daten verantwortlich. Um ein genaues Verständnis davon zu erhalten, wie in Ihrem Unternehmen mit Daten umgegangen wird, sollten Sie die aktuellen Methoden der Datenverarbeitung auf den Prüfstand stellen. So erkennen Sie, in welchem Masse sich Ihr Unternehmen noch auf die Änderungen vorbereiten muss.
  3. Ernennen Sie einen Datenschutzbeauftragten: Datenschutzbeauftragte werden insbesondere für Behörden und dritte Unternehmen zu wichtigen Ansprechpartnern. Sie arbeiten unabhängig und unterstehen direkt der Geschäftsführung. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, umfassende Kenntnis aller Aspekte der Datenschutz-Grundverordnung zu haben und alle notwendigen Compliance- und Sicherheitsmassnahmen umzusetzen.
  4. Binden Sie alle Beteiligten in die Analyse mit ein: Bevor die Sicherheit der gespeicherten personenbezogenen Daten geprüft wird, müssen Unternehmen festlegen, wo die Daten gespeichert werden, wer für ihre Verwaltung verantwortlich ist und wer darauf Zugriff hat. Binden Sie sowohl den Datenschutzbeauftragten als auch die IT-Abteilung in diesen Prozess mit ein! So bekommen Entscheider eine bessere Vorstellung von den bisher getroffenen Massnahmen.
  5. Untersuchen Sie zurückliegende Datenschutzverletzungen: Mit der Untersuchung früherer Sicherheitslücken im System erhalten Sie nicht nur eine klarere Vorstellung davon, welche Möglichkeiten Ihr Unternehmen hat, um auf zukünftige Angriffe zu reagieren. Sie prüfen so auch, ob die Verfahren die zukünftigen Anforderungen der DSGVO erfüllen. Beispielsweise müssen Sicherheitsverletzungen innerhalb von 72 Stunden nach Entdeckung samt Art und Schwere des Vorfalls gemeldet werden. Unternehmen, die ihre Systeme darauf nicht ausreichend vorbereiten, müssen im Ernstfall mit hohen Geldstrafen rechnen.
  6. Bedenken Sie die persönlichen Rechte von Einzelpersonen: Eines der wichtigsten Ziele der neuen Verordnung ist die Stärkung der Rechte für Einzelpersonen, einschliesslich des Rechts auf die Löschung von Daten und auf Datenübertragbarkeit. Letzteres bedeutet beispielsweise, dass Personen ihre Daten zu einem Wettbewerber Ihres Unternehmens mitnehmen können. Unternehmen sind verpflichtet, diese Rechte zu fördern. Daher ist es wichtig, entsprechende Verfahren zu etablieren, um dies zu ermöglichen.
  7. Legen Sie Wert auf die Zustimmung zur Datenverarbeitung: Die DSGVO will Klarheit bieten, wenn es um die Frage der Zustimmung zur Verarbeitung von persönlichen Daten geht. Neue Massnahmen fordern von Unternehmen, eine eindeutige Zustimmung oder «klare bejahende Handlung» nachzuweisen. Mit den neuen Richtlinien sollen beispielsweise Kinder davor geschützt werden, einer Datenverarbeitung ohne elterliche Einwilligung zuzustimmen. Es lohnt sich daher zu prüfen, welche Praktiken bereits etabliert sind, um Nutzer über die Verwendung und Verarbeitung ihrer persönlichen Daten zu informieren.
  8. Zu guter Letzt: Unterstützen Sie die notwendigen Massnahmen schon heute: Die Massnahmen, die für die Umsetzung der neuen DSGVO nötig sind, können die Infrastruktur eines Unternehmens sehr belasten. Zusätzliche Ressourcen, die an der richtigen Stelle zur Verfügung stehen, können darüber entscheiden, ob ein Unternehmen den Anforderungen rechtzeitig gerecht werden kann. Planen Sie deshalb vorausschauend, damit IT-Verantwortliche zum entscheidenden Zeitpunkt die benötigten Mittel zur Verfügung haben, um alle Compliance-Anforderungen zu erfüllen.

Weitere Informationen zur Datenschutz-Grundverordnung finden Sie auf einer von ESET speziell eingerichteten Seite, die Unternehmen bei der Vorbereitung auf die DSGVO unterstützt.

Quelle: ESET

Neues Label für Ernährungsberater schafft Klarheit

Der Schweizerische Verband der Ernährungsberater/innen hat das Label ‚Ernährungsberater/in SVDE‘ in Wort und Bild geschaffen und schützen lassen. Mit Hilfe des Labels können Ratsuchende und Fachleute die gesetzlich anerkannten Ernährungsberater/innen schnell und einfach finden.

Das neue Label für Ernährungsberater.

Viele Menschen suchen sich Rat in Ernährungsfragen. Sie treffen dabei auf einen Dschungel an Ernährungsfachleuten. Der Verband der Schweizer Ernährungsberater/innen wird oft um Hilfe gebeten, da Patientinnen und Patienten, aber auch Fachleute wie Ärzte oder Apotheker den Durchblick verlieren.

Unglücklicherweise ist die Berufsbezeichnung ‚Ernährungsberater/in‘ nicht geschützt, obwohl ihre Aufgaben und Kompetenzen gesetzlich klar verankert sind. Dies ermöglicht, dass irreführende Bezeichnungen auftauchen. Der SVDE meint: „Wo Ernährungsberaterin drauf steht, soll auch Ernährungsberaterin drin sein!“ Das schafft Klarheit im Sinne von Patientensicherheit. Der SVDE bürgt für die „Gesetzeskonformität nach KVV Art. 50a“ und hat aus diesem Grund das priva

trechtlich geschützte Label „Ernährungsberater/in SVDE“ geschaffen, welches exklusiv von seinen Mitgliedern getragen werden darf. Das Label ist im Swissreg (Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum – IGE) hinterlegt und entsprechend geschützt. Dadurch wird Transparenz und schnelle Wiedererkennung für Ärzte, Arbeitgeber, Behörden und Patient/innen geschaffen. Mit Hilfe des Labels können Ratsuchende wie Fachleute die gesetzlich anerkannten Ernährungsberater/innen schnell und einfach finden.

Der Zusatz „Schweizer Gesundheitsberuf“ bezieht sich dabei auf das 2016 vom Schweizer Parlament verabschiedete Gesundheitsberufegesetz. Dieses fördert im Interesse der öffentlichen Gesundheit die Qualität in bestimmten Gesundheitsberufen. Die Ernährungsberater/innen gehören dazu. Das Label wird den Ernährungsberater/innen SVDE anlässlich der Jubiläumstagung zum 75. Geburtstag des SVDE übergeben. Diese findet am Freitag 24. März 2017 im Zentrum Paul Klee statt. Informationen unter: www.svde-asdd.ch/jubilaeum/

 

ESPRIX Forum für Excellence 2017 machte Appetit auf Zukunft

Am 9. März fand im KKL in Luzern das ESPRIX Forum für Excellence statt. Für einen ausgewogenen Mix aus Gedankenanstössen und Best Practice sorgten Referenten wie Ludwig Hasler, Christian Methe, Rolf Huber, Gerd Leonhard oder Patrick D. Cowden. Und aus zwei Finalisten um den ESPRIX Swiss Award for Excellence wurde der diesjährige Preisträger gekürt.

Lieferte erste Gedankenanstösse am ESPRIX Forum für Excellence: Philosoph Ludwig Hasler im Gespräch mit Moderatorin Sandra Studer. (Alle Bilder: Thomas Berner)

Das diesjährige ESPRIX Forum wartete gegenüber den Vorjahren einer gewichtigen Veränderung auf. Erstmals fand es nicht mehr im Konzertsaal statt, sondern im kleineren Luzerner Saal. Doch dies tat der Qualität der Tagung in keiner Weise Abbruch. Im Gegenteil: Die mit 400 Teilnehmenden ebenfalls gegenüber früheren Jahren geringere Gästezahl machte persönliche Kontakte unter den Anwesenden einfacher.

Sich der Zukunft stellen

Wiederum ist es der Stiftung ESPRIX als Veranstalterin gelungen, ein attraktives Referenten-Panel zusammenzustellen. Und auch das Tagungsthema „Appetit auf Zukunft?“ hatte es in sich. Der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler machte sich gleich zu Beginn Gedanken und stellte fest, dass es in der Schweiz schwierig sei, über Zukunft zu reden, „weil die Gegenwart so glänzt“. Aktuelle Problemlösungen, um die sich unsere Polit-Verantwortlichen kümmern, hätten eigentlich nur die „Aufbesserung der Gegenwart“ zum Ziel. Dem Publikum auf den Weg gab er drei Gedankenanstösse bezüglich mehr Appetit auf Zukunft: Erstens sei Zukunft etwas für „Angefressene“, zweitens wolle Zukunft entdeckt werden und drittens sei für die Zukunft Fantasie besser als Wissen.

Für Christian Methe, Experte für digitale Transformation, hat die Zukunft bereits begonnen. Er zeigte dies direkt anhand seiner „virtuellen Gesprächspartnerin“ Alexa, der von Amazon lancierten Sprachassistentin. Sprachbefehlen gehöre die Zukunft und Apps würden immer mehr davon abgelöst. Den Zuhörern zeigte Christian Methe danach eine Art Kompass auf, wie über Strategie, Bedarfs- und Anforderungsabklärungen, Daten, Organisation und Vorgehen im eigenen Unternehmen die Digitalisierung in Angriff genommen werden kann. „Fangen Sie jetzt an“, so sein abschliessender Zuruf.

Wenn man von Digitalisierung spricht, dann fällt irgendwann auch der Begriff „Industrie 4.0“. Diesbezüglich lieferte Rupert Hoellbacher, Werksleiter im Bosch-Werk von Blaichach (Süddeutschland), konkreten Anschauungsunterricht. Er zeigte, wie in seiner Firma Industrie 4.0 funktioniert, und zwar auf der Basis von Vernetzung (Maschinen und Steuerungssysteme), Information (wird aus gesammelten Daten generiert), Wissen (Ableitung von Empfehlungen aus Information) bis hin zum höchsten Reifegrad mit Vorhersagen und automatisierten Entscheidungsprozessen. Jedoch: „Industrie 4.0 ohne Mensch ist pure Zeitverschwendung“, so Hoellbacher mit Verweis darauf, dass auch bei Bosch Maschinen die Mitarbeitenden nicht komplett ersetzen können.

Rolf Huber wies am ESPRIX Forum für Excellence darauf hin, wie wichtig kleine Teams bei Innovationen sind.

Schweizer Pionierleistung

Um ein anderes zukunftsträchtiges Projekt stand im Zentrum der Ausführungen von Rolf Huber. Er ist Gründer und Verwaltungsrat von H2 Energy AG. Zusammen mit vier Mitstreitern hat er sich aufgemacht, seine Vision von Autofahren im geschlossenen Wasserkreislauf, komplett CO2-neutral, zu verwirklichen. Während Tankstellenbetreiber und Automobilhersteller sich gegenseitig Steine in den Weg legen, wobei die Wasserstoff-Technologie als Energiequelle vorhanden ist, nahmen sie die Dinge selbst in die Hand: Sucht und findet selbst die richtigen Partner und schafft schliesslich die Einrichtung der ersten öffentlichen Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz und den Bau eines wasserstoff-betriebenen LKWs. Und dies alles fast ohne Fördermittel, denn „Förderung ist Doping: Sie ist teuer und hat Nebenwirkungen“, wie Rolf Huber bilanzierte. Erst ohne Förderung werde man richtig kreativ und innovativ. Und der Erfolg? Eine Pionierleistung, ausgeführt durch ein kleines Team, die nun erst beginnt, bei den grossen Playern für Aufsehen zu sorgen.

Der Mensch wird nicht überflüssig

Die zweite Hälfte der Tagung stellte dann mehr den „Faktor Mensch“ in den Mittelpunkt. Andreas Herz etwa bezeichnet Resilienz als den Treibstoff erfolgreicher Menschen. Nach Schicksalsschlägen wieder aufzustehen: Darüber konnte er aus eigener leidvoller Erfahrung berichten. Nach einer Krebsdiagnose kämpfte er sich wieder ins Leben zurück. Viel half ihm dabei persönliches Training, um die Widrigkeiten der Krebsbehandlung besser aushalten zu können. Sich selbst managen zu können, ist eine Fähigkeit, die insbesondere Führungskräfte mehr denn je benötigen. „Achtsamkeit“ – verstanden auch als auf die Eigenschaft, auf sich selbst achten zu können – nannte Andreas Herz in diesem Zusammenhang als Schlüsselbegriff.

Futurist Gerd Leonhard umschrieb Excellence der Zukunft mit „the mind of an engineer – and the heart of an artist.“

Dann war die Reihe an Gerd Leonhard. Als Futurist ist er nicht Zukunftsforscher; „ich sage nichts voraus, ich beobachte nur“, so umschrieb er die hierzulande noch wenig bekannte Bezeichnung. In seinem Referat stellte Gerd Leonhard den Gegensatz „Technology vs. Humanity“, so auch der Titel seines neusten Buchs, ins Zentrum. Er sieht die Gegenwart als „take-off“ für eine exponentielle technologische Veränderung. Und wo bleibt da der Mensch? „Maschinen können beobachten, aber sie können nicht existieren“, sagt dazu Gerd Leonhard. Kreativität und emotionale Intelligenz seien jene Fähigkeiten des Menschen, die nicht durch Algorithmen ersetzt werden könnten. Routine soll man durchaus an Maschinen delegieren, aber die Effizienz dürfe dabei nie über die Menschlichkeit gestellt werden.

Patrick D. Cowden schliesslich spann den Faden weiter und führte aus, dass es nicht um Systeme und Technologien gehe, sondern immer auch um den Faktor Mensch. Dieser sei es, der schon immer den entscheidenden Unterschied ausgemacht habe. In der Bereitschaft zu Kooperation liege die Basis für Qualität. Schliesslich liege im Streben nach Beziehung das grösste menschliche Bedürfnis. „Die Zukunft heisst Mensch – und wir sind die Alternative“, so Cowdens Fazit.

ESPRIX Forum geht in die Zukunft

Und um Menschen und ihre Excellence ging es schliesslich auch bei der Verleihung des ESPRIX Swiss Award for Excellence. Auch wenn keiner der beiden Finalisten die für den eigentlichen Award notwendige Punktzahl erreichte, gab es mit der Noser Engineering AG dennoch einen würdigen Preisträger (siehe Kurzbericht). Einmal mehr zeigte sich, dass es hier nicht um einen „Preis um des Preises Willen“ geht, sondern um eine Auszeichnung, die man sich als Organisation erst durch Leistung erarbeiten muss.

Die Finalisten für den ESPRIX Award for Excellence auf der Bühne (von links): Beat Zollinger, Geri Moll (Noser Engineering AG, im Gespräch mit Sandra Studer), Edith Kasper, Martin Rutz (Rheinburg-Klinik) und ESPRIX-Geschäftsführerin Priska Wyser.

Musikalisch umrahmt wurde das Forum für Excellence durch die Auftritte der Luzerner Chanson-Sängerin Milena. Sie stellte – begleitet durch ihre Band – einige Stücke aus ihrem Repertoire von Eigen- und Fremdkompositionen vor. Moderatorin Sandra Studer führte souverän und gewandt durch den Anlass, der in der Tat Appetit auf eine Zukunft machen konnte, in welcher Qualität und Excellence womöglich mehr denn je eine Rolle spielen dürften. Und à propos Zukunft: Am 20. Juni 2018 findet der ESPRIX Summit statt – das bewährte Forum wird also eine „Runderneuerung“ erfahren.

Weitere Informationen: www.esprix.ch

Noser Engineering AG – Motivierte Mitarbeiter als Erfolgskonzept

Die Noser Engineering AG wurde im Rahmen der ESPRIX Swiss Award for Excellence Verleihung als ESPRIX Preisträger 2017 in der Kategorie «Durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgreich sein» ausgezeichnet.

Die Noser Engineering AG wurde als ESPRIX Preisträger 2017 in der Kategorie «Durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgreich sein» ausgezeichnet. (Foto: PD)

Die Bewältigung des digitalen Wandels gehört zu den wichtigsten unternehmerischen Aufgaben für Unternehmen, die den wirtschaftlichen Erfolg für die Zukunft nicht verpassen wollen. Bei der digitalen Transformation geht es nicht einfach darum, das Gleiche anders zu tun, sondern darum, ganz andere Dinge umzusetzen, um auf dem Weg der Business Excellence auch weiterhin erfolgreich zu sein. Am ESPRIX Forum für Excellence in Luzern gaben namhafte Referenten unter dem Motto «Appetit auf Zukunft» einen praxisnahen und inspirierenden Einblick in die digitale Zukunft, deren Herausforderungen und Chancen. Mit Digital Readiness zu Business Excellence.

Bei der jährlichen Austragung des ESPRIX Swiss Award for Excellence haben zwei Unternehmen eine Auszeichnung erhalten. Die Noser Engineering AG, eines der führenden Software-Dienstleistungsunternehmen in der technischen Informatik, wurde als ESPRIX Preisträger 2017 in der Kategorie «Durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgreich sein» ausgezeichnet. Beat Zollinger, COO Noser Engineering AG (im Bild 2. v.l.): «Der Leitsatz ‘Vorsprung dank Wertschätzung’ prägt unsere Zusammenarbeit. Persönlicher Freiraum, Übernahme von Verantwortung und Entwicklungsmöglichkeiten sind uns wichtig. Wir sind stolz auf die Leistungen unseres Teams und sehen uns in der Business Excellence bestätigt». Als zweites Unternehmen wurde die Rheinburg-Klinik AG, eine der führenden Rehabilitationskliniken der Schweiz und ein Haus der Kliniken Valens, als Finalistin ausgezeichnet. Die Klinikdirektorin Edith Kasper freut sich über die Anerkennung: «Die Rheinburg-Klinik AG orientiert sich seit Jahren am EFQM Excellence Modell, dem Führungsmodell der European Foundation for Quality Management. Die Grundkonzepte der Excellence stellen die entscheidenden Leitlinien für das ganzheitliche Management der Klinik dar. Auf unserem Weg der Excellence freuen wir uns sehr über diesen weiteren Meilenstein».

Neben der Noser Engineering AG wurde die Rheinburg-Klinik AG als Finalistin ausgezeichnet. Edith Kasper, Direktorin und Dr. Med. Martin Rutz, Chefarzt. (Foto: PD)

Weitere Informationen: www.noser.com, http://www.rheinburg.ch/de/www.esprix.ch

Personal- und Organisationsentwicklung: Wenn KMU Global Player werden

Viele mittelständische Unternehmen haben sich in den zurückliegenden Jahren zu High-Tech-Unternehmen und Global Playern entwickelt. Doch leider hinkt ihre Personal- und Organisationsentwicklung oft der Entwicklung des Gesamtunternehmens hinterher.

Bei der Personal- und Organisationsentwicklung gilt es u.a. ein Zielbild zu entwerfen. (Bild: Marco2811 – Fotolia.com)

In den zurückliegenden 20 Jahren haben sich viele mittelständische Betriebe von handwerklich geprägten (Produktions-)Unternehmen zu weltweit tätigen High-Tech-Unternehmen entwickelt. Entsprechend stiegen die Qualifikationsanforderungen an ihre Mitarbeiter, und entsprechend wuchs ihre Mitarbeiterzahl – oft weltweit. Mit dieser Entwicklung hielt ihre Personal- und Organisationsentwicklung meist nicht Schritt – mit der Folge, dass viele KMU heute mit folgenden Problemen kämpfen: Es fällt ihnen schwer,

  • die Mitarbeiter mit der benötigten Qualifikation zu finden und an sich zu binden, und
  • die Qualifikation ihrer Mitarbeiter und ihre Organisationsstruktur so zu entwickeln, dass sie der wirtschaftlichen Entwicklung des Gesamtunternehmens entspricht.

Eine zentrale Ursache hierfür ist: Obwohl sie inzwischen faktisch Grossunternehmen sind, kämpfen sie oft noch mit Problemen, die für Klein- und Mittelunternehmen typisch sind:

  • In ihnen fehlt eine systematische Organisation.
  • Sie haben wenig Kompetenz in den Bereichen Personal- und Organisationsentwicklung. Und:
  • Ihre Entwicklungsplanung erfolgt meist kurzfristig, und gerät, im „daily business“ oft in Vergessenheit – sofern sie existiert.     

Mehr strategische Denke im Personalbereich

Eine Ursache hierfür ist oft: Ihre Personalfunktion wuchs nicht wie das Gesamtunternehmen. Deshalb sind die wenigen Experten für  Personal- und Organisationsentwicklung meist primär mit „Trouble Shooting“ beschäftigt – also mit dem Reagieren auf akute Betriebsprobleme. Für ein konzeptionelles, strategisches Arbeiten haben sie kaum Zeit Und dabei kämpfen sie vielfach noch mit dem Problem: Den Top-Entscheidern im Unternehmen ist nicht ausreichend bewusst, dass sich hinter den meisten Betriebsproblemen – wie zum Beispiel mangelnde Qualität – ein Manko im Bereich Personal- oder Organisationsentwicklung verbirgt. Entsprechend viel Überzeugungsarbeit müssen sie leisten.

Doch diese Situation ändert sich allmählich. Zunehmend findet bei den Entscheidern in den mittelständischen Unternehmen ein Umdenken statt – auch weil sie registrieren: Unsere Belegschaft ist heute viel heterogener als oft noch zur Jahrtausendwende. Zudem haben unsere Mitarbeiter häufiger einen akademischen Abschluss – zum Beispiel als Ingenieur oder Betriebswirt. Und diese Mitarbeiter stellen außer an ihren Arbeitgeber auch an ihre Arbeit und Führung andere Anforderungen als die Mitarbeiter in der Vergangenheit.

Deshalb stellen zurzeit viele mittelständische Firmen ihre Konzepte für die Personal- und Organisationsentwicklung auf den Prüfstand. Dabei lautet die zentrale Frage: Wie können wir unsere Personalarbeit sowie Unternehmens- und Führungskultur so modernisieren, dass sie einerseits den (Arbeits-)Marktanforderungen entspricht und wir andererseits nicht die Stärken eines mittelständischen Unternehmens verlieren?

Den Prozess Veränderung angehen

Solche Lösungen zu entwickeln und im Betriebsalltag zu realisieren, erfordert Zeit. In der Regel bildet der Startschuss ein Change-Projekt, das sich in fünf Schritten vollzieht, die im folgenden kurz dargelegt werden.

Schritt 1: Die Ist-Situation erfassen.

Zu Beginn der Veränderungsinitiative wird in einer Art Check-Up die aktuelle Situation erhoben – also zum Beispiel ermittelt:

  • Wie haben sich unsere Personalanforderungen – aufgrund der veränderten Marktanforderungen, unseres Wachstums usw. – verändert?
  • Wie hat sich unsere Mitarbeiterstruktur verändert, und inwiefern haben sich die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter gewandelt?
  • Welche Tools, Verfahren setzen wir aktuell unter anderem zur Personalsuche, -auswahl und -entwicklung ein? Sind sie noch angemessen?
  • Wie führen und kommunizieren wir heute in unserem Unternehmen, wie sollten wir künftig führen und kommunizieren?
  • Wie arbeiten wir heute zusammen, wie müssen wir künftig voraussichtlich zusammenarbeiten, um für den Markt gerüstet zu sein? 

Das Ziel hierbei: Ein Erfassen der aktuellen Situation und des Changebedarfs in der Organisation.

Schritt 2: Ein Zielbild entwerfen.

Nach dieser Erhebung gilt es ein Zielbild zu erarbeiten, das beispielsweise folgende Dimensionen umfasst:

  • Wohin wollen wir uns entwickeln?
  • Wie soll unser Unternehmen in fünf oder zehn Jahren „ticken“ – welche Kultur soll in ihm existieren?
  • Über welche Kompetenzen verfügt unsere Organisation dann? Was sind ihre Stärken?
  • Wie sorgen wir dann dafür, dass wir über die benötigten Mitarbeiter mit der erforderlichen Qualifikation, Kompetenz verfügen?

Schritt 3: Einen Projekt-/Massnahmenplan erstellen.

Aus dem Zielbild und der Analyse der Ist-Situation können (Teil-)Projekte und hieraus wiederum Maßnahmenpläne abgeleitet werden. Dabei gilt es zu beachten:

  • Der Aufbau einer strategischen Personalarbeit und -entwicklung sowie der damit verbundene Kulturwandel ist ein längerfristiger Prozess. Und:
  • Die Change-Kapazitäten jedes Unternehmens sind begrenzt. Denn neben den Entwicklungsarbeiten gilt es das Alltagsgeschäft zu erledigen. 

Entsprechend wichtig ist eine Priorisierung, um die Organisation nicht zu überfordern.

Schritt 4: Die Veränderungen erfassen und controllen.

Kulturelle Veränderungen vollziehen sich langsam. Deshalb ist es wichtig, die (partiellen) Veränderungen systematisch zu erfassen und zu kommunizieren – damit nicht das Gefühl entsteht „Es bewegt sich nichts“ und die Veränderungsenergie erlahmt. Dieses systematische Erfassen ist auch nötig, um zu kontrollieren: Sind wir (noch) auf dem richtigen Weg oder sind Kurskorrekturen nötig?

Schritt 5: Teilergebnisse sichern.

Das Aufgeben gewohnter Denk- und Verhaltensmuster fällt fast allen Menschen schwer. Entsprechend schnell verfallen sie wieder in ihre alten Gewohnheiten. Deshalb ist es wichtig, sich zu überlegen: Wie – mit welchen Tools, Verfahren – stellen wir sicher, dass die Ergebnisse keine „Eintagsfliegen“, sondern nachhaltig sind?

Die Führungsmannschaft ins Boot holen

Ein entscheidender, wenn nicht der entscheidende Erfolgsfaktor bei solchen Change-Projekten ist, dass sich im Projektverlauf die Einstellung und das Verhalten der Führungskräfte ändern. Diese sind von Haus aus häufig Techniker und Ingenieure. Und in diesem Bereich liegt auch ihre Passion. Entsprechend ungern befassen sie sich jedoch mit solchen Themen wie Personal- und Organisationsentwicklung. Und der Führungsarbeit messen sie eine eher geringe Bedeutung bei – auch weil es bei ihr so stark „menschelt“.

Deshalb muss bei solchen Projekten in mittelständischen Unternehmen sichergestellt werden, dass die Entscheider mit im Boot sitzen – und nicht (unbewusst) das Gesamtprojekt torpedieren. Entsprechend wichtig ist es zudem, dass sie regelmäßig ein Feedback über ihr (Führungs-)Verhalten und dessen (unbeabsichtigte) Wirkungen erhalten – und zwar von einer neutralen Person, deren Kompetenz sie vertrauen. Denn die Mitarbeiter sind aufgrund der mächtigen Stellung der Eigentümer-Unternehmer in ihren Unternehmen und ihrer existenziellen Abhängigkeit von ihnen, meist – zu Recht – sehr vorsichtig mit ihrer Rückmeldung. Sie sagen dem „Chef“, was sie stört, bestenfalls durch die Blume.

Autor:

Dr. Christoph Kuth arbeitet als Senior Consultant für das Machwürth Team International, Visselhövede (www.mticonsultancy.com). Vor seiner Beratertätigkeit war er für mehr als 20 Jahre in verschiedenen Branchen und Unternehmen als Führungskraft für die Personal- & Organisationsentwicklung sowie das Inhouse Consulting verantwortlich.

Ist Donald Trump ein Risiko?

Das diesjährige Alpensymposium in Interlaken stand unter dem Motto „Think big. Create the future“. Doch vor allem am ersten Vormittag der zweitägigen Veranstaltung standen ganz andere Themen im Zentrum.

Sorgten für angeregte Diskussionen am Alpensymposium, v.l.n.r.: Guy Verhofstadt, Stephan Klapproth, Ulrich Tilgner und Arthur Honegger, v.l.n.r..  (Foto: thb)

Das Panel der Referenten des Vormittags vom 10. Januar 2017 hatte es in sich. Zunächst zeichnete Guy Verhofstadt, ehemaliger belgische Premierminister und Kandidat für das Präsidium des EU-Parlaments, ein eher düsteres Bild der EU. Er blickte zurück auf 2016, das gleichsam als „annus horribilis“ für die Union in die Geschichte eingehen könnte: Brexit, Flüchtlingskrise, die immer noch nicht bewältigte Finanzkrise, wachsender Populismus etc. Er wies auf einige institutionelle Probleme der EU hin und verwies darauf, wie es etwa die USA geschafft haben, die Finanzkrise zu bewältigen: Innert neun Monaten hätten sie den Finanzsektor aufgeräumt und sogar wieder eine Investitionsphase starten können. Europa hingegen diskutiere immer noch. „Wir sind nicht einmal in der Lage, einen Rettungsfonds zu schaffen“, so Verhofstadt vor dem Alpensymposium-Publikum. Und weiter: „Unsere Institutionen in Europa sind nicht geschaffen für Krisensituationen!“ Das Problem: Kleine Parteien sind in der Lage, ganze Prozesse zu blockieren, wie etwa das Beispiel CETA gezeigt hat, als in Belgien die Wallonen es fast geschafft haben, dieses Vertragswerk für den Freihandel mit Kanada zu verhindern.

Fasst man die Ausführung von Guy Verhofstadt zusammen, ist eigentlich die Handlungsunfähigkeit der EU das grösste Risiko für die Zukunft Europas. Es fehle etwa eine gemeinsame Aussen- und Verteidigungspolitik, zumal die Signale aus Washington darauf hindeuten, dass inskünftig auf amerikanische Unterstützung nicht mehr gezählt werden könne. Es müssten endlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um etwa die gemeinsamen Schengen-Aussengrenzen besser sichern zu können. Nur „bessere Koordination“ unter den Staaten reiche da nicht aus, so Verhofstadt bitter. Nahost-Experte Ulrich Tilgner – der zweite Referent an diesem Dienstag-Vormittag – wies etwa auf den Umstand hin, dass vor allem Tunesien ein grosses Problem mit rückkehrenden IS-Kämpfern hätte. Was, wenn diese weiter nach Europa durchsickern? Allerdings schliesst er – gerade für die Schweiz – eine massive Anschlagswelle aus. Er sieht das Bedrohungspotenzial bei vielleicht „2 bis 3 Anschlägen“, die mittelfristig auch in der Schweiz durchgeführt werden könnten. Deutschland oder Frankreich müssten hingegen mit einigen Terrorakten mehr rechnen.

Und Donald Trump? Über den frisch gewählten US-Präsidenten trug „10vor10“-Moderator und langjähriger USA-Korrespondent des Schweizer Fernsehens Arthur H. Honegger ein paar Fakten zusammen. Trump sei einer, der sich mit allen anlege, so wie er es schon während des Wahlkampfs getan hat. In diesem Sinne könne man nicht von einer neuen Normalität in Washington ausgehen, „there is no normal“, es soll (und wird wohl) „krachen“, wie Honegger ausführte. Amerikas Gesellschaft sei tief gespalten. Auch die Welt von Donald Trump zähle nur entweder Gewinner oder Verlierer. Politisch – so konstatiert Honegger – ist auch nicht mehr von „links“ und „rechts“ die Rede, sondern von „oben“ und „unten“. Gemeint sind dabei aber nicht ökonomische Eliten: „Unten“ stehe bei vielen Populisten derzeit insbesondere die Gesinnungs-Elite, jene Kreise also, die demokratische Werte, Menschenrechte etc. vertreten. Und die Bevölkerung glaube einfach jenen, die man selbst unterstützt – unabhängig davon, ob Fakten auch mal einfach erfunden sind. Arthur H. Honegger zog denn auch ein düsteres Fazit: „Ich bin nicht sonderlich optimistisch, was die nächsten vier Jahre angeht“.

Auf der anderen Seite muss gerade Europa nun die Gelegenheit wahrnehmen, „das eigene Haus in Ordnung zu bringen“, wie Guy Verhofstadt es ausdrückte. Denn es sei ja nicht die europäische Idee, die unpopulär ist in den Bevölkerungen, sondern die Art und Weise, wie die EU arbeitet. So gesehen kann die Präsidentschaft Donald Trumps oder der Brexit auch als Chance gesehen werden, nicht nur als ein Risiko.

www.alpensymposium.ch

Worauf es bei Lean-Einführungen wirklich ankommt

Seit Jahren begleitet Manfred Oertle Lean-Vorhaben in Unternehmen verschiedener Branchen. Dabei hat er gelernt, wie Lean erfolgreich eingeführt wird – und woran es scheitern kann. Dieses Wissen gibt er in seinem neusten Buch weiter.

Neues Buch über Lean Management von Manfred Oertle: Die Lean Reise: Unternehmen erfolgreich verändern
Ludwigsburg: LOG_X Verlag GmbH
ISBN 978-3-932298-60-8
160 Seiten, 23 Abb., 49.00 Euro (D), 50.60 Euro (A)

 

 

Nicht selten endet die Einführung von Lean Management mit der totalen Frustration aller Beteiligten – verbunden mit dem Gefühl, alles sei schlechter geworden. Dieses Scheitern einer guten Idee hat drei wesentliche Ursachen: Erstens herrscht oftmals ein falsches Verständnis vor, was Lean ist und leistet. Zweitens kehren die Führungskräfte dem Thema häufig den Rücken zu. Drittens erhofft man sich schnelle Erfolge und verliert das langfristige Ziel aus den Augen.

Vor allem diese Kurzatmigkeit nimmt der erfahrene Unternehmensberater Manfred Oertle in seinem Buch „Die Lean Reise. Unternehmen erfolgreich verändern“ aufs Korn. Sein Credo lautet, dass Lean nicht als Projekt zur Kostensenkung definiert und geführt werden darf, sondern den Charakter eines tiefgreifenden Change-Prozesses hat. Mit allen Konsequenzen. Oertle ist überzeugt: „Im Zusammenhang mit den Lean-Methoden wird gerne so getan, als könne man mit den richtigen Methoden und Tools alle Probleme im Unternehmen lösen. Dies ist jedoch falsch. Zahlreiche gescheiterte Umsetzungen zeigen, dass der größte Hebel für den Erfolg nicht die Methodik, sondern neben dem richtigen Lean-Verständnis die richtig verstandene Führungsrolle ist. Vor allem aber benötigt Lean den langen Atem einer Veränderungs-Reise, nicht den Stakkato-Takt von Cost-Cutting-Projekten.“

Erschienen ist das Buch im LOG_X Verlag, Ludwigsburg, und richtet sich an Führungskräfte und Change Manager.

 

Betriebsunterbruch ist Toprisiko für Schweizer Unternehmen

Betriebsunterbrechungen gelten weltweit weiterhin als grösste Bedrohung für Unternehmen - und stehen auch in der Schweiz auf Platz 1.

Toprisiko Betriebsunterbruch: Naturereignisse wie Überschwemmungen können Betriebe für längere Zeit lahmlegen. (Bild: mb67 – Fotolia.com)

Während einige Politiker schon mal den neuen US-Präsidenten Donald Trump als Toprisiko einstufen, sehen andere dies in den bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland, Terroranschlägen in Europa, oder dem Brexit. Fakt ist: die Unsicherheiten bleiben auch 2017 hoch. Mehr noch als politische Risiken fürchten die Unternehmen allerdings einen Betriebsunterbruch, der sie die gesamte Existenz kosten kann. Das geht aus dem aktuellen Allianz Risk Barometer 2017 hervor, für den der Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) weltweit mehr als 1’200 Risikomanager und Versicherungsexperten aus 55 Ländern befragte. In der Schweiz löste Betriebsunterbruch das Risiko des verschärften Wettbewerbs an der Spitze der Toprisiken ab. „Unternehmen weltweit und in der Schweiz stellen sich auf ein Jahr der Unsicherheit ein“, sagt Bruno Spicher, Leiter Unternehmensversicherungen der Allianz Suisse. „Kaum berechenbare rechtliche oder politische Veränderungen sowie das aktuelle Wettbewerbsumfeld bereiten Unternehmen Sorgen. Zudem erfordern neue Gefahren ein Umdenken im Management von Risiken.“

Toprisiko Betriebsunterbruch

Ein Unwetter mit massiven Überschwemmungen, ein verheerendes Feuer, der Ausfall einer Produktionsmaschine oder ein Hackerangriff – Unternehmen sind vielfältigen Risiken ausgesetzt, die ihre gesamte Produktion von einer Sekunde auf die andere lahmlegen können. Laut dem erwähnten Allianz Risk Barometer 2017 stellt Betriebsunterbruch weltweit das grösste Unternehmensrisiko dar. Auch in der Schweiz ist das Risiko vom zweiten auf den ersten Platz gerückt, dies aus gutem Grund, wie Bruno Spicher anmerkt: „Die Risikolandschaft für Unternehmen wandelt sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung und neue Technologien in einem rasanten Tempo. Und die Unternehmen werden durch enge Lieferketten und Just-in-time-Produktion zunehmend anfälliger für Störungen ihrer Betriebsabläufe.“ Die eigene Produktion könne darüber hinaus durch so genannte Rückwirkungsschäden Schaden nehmen, wenn beispielsweise Zulieferer oder Abnehmer von einem Ausfall betroffen sind. „Die Folgen eines Betriebsunterbruchs können für ein Unternehmen existenzbedrohend sein. Eine Versicherung gegen Betriebsunterbruch ist also sowohl für einen Ein-Mann-Betrieb als auch für ein Grossunternehmen ein absolutes Muss“, ist der Versicherungsexperte überzeugt. Zudem sei im Vorfeld eine umfassende Risikoanalyse für ein Unternehmen erforderlich, um gemeinsam mit dem Versicherungspartner ein entsprechendes Sicherheitsnetz spinnen zu können.

Cyberrisiken auf dem Vormarsch

Dass Betriebsunterbrüche als Toprisiko eingeschätzt werden, ist auch eine Folge der Digitalisierung. Denn zu einem Betriebsunterbruch führen können auch Cybervorfälle, die weltweit und in der Schweiz auf Platz 3 des Risiko-Rankings stehen, in Europa und Amerika auf Platz 2 gestiegen sind und in Grossbritannien und Deutschland sogar erstmals Platz 1 erreicht haben. Die Gefährdung durch Cyberrisiken geht einher mit dem technologischen Wandel hin zu einer digitalen Wirtschaft, in der sich die Vermögenswerte vieler Unternehmens von ursprünglich materiellen auf zunehmend immaterielle verlagern: Daten oder geistiges Eigentum geraten damit in das Visier von Cyberkriminellen. Cybervorfälle gehen mittlerweile weit über Hackerangriffe und Datenmissbrauch hinaus und gefährden digital vernetzte Unternehmen in doppelter Hinsicht: Sie können nicht nur selbst Opfer von Hackerattacken oder Datendiebstahl werden, sondern auch indirekt betroffen sein, wenn kritische Infrastruktureinrichtungen wie Telekommunikation, Strom oder Wasser angegriffen und lahmgelegt werden.

Furcht vor mehr Protektionismus

Marktentwicklungen gelten weltweit und in der Schweiz als zweitwichtigstes Unternehmensrisiko im Jahr 2017. In den Branchen Luftfahrt, Finanzdienstleistung, Schifffahrt und Transport gelten Marktentwicklungen sogar als grösstes Geschäftsrisiko. Um rechtzeitig auf plötzliche rechtliche Veränderungen im Marktumfeld reagieren zu können, müssen Unternehmen politische Vorhaben und deren Umsetzung genauer verfolgen und dafür mehr Ressourcen aufbringen. Laut dem Kreditversicherer Euler Hermes, einer Tochtergesellschaft der Allianz Gruppe, wurden seit 2014 weltweit jährlich 600 bis 700 neue Handelsbarrieren eingeführt. Unternehmen müssen damit rechnen, dass durch die jüngsten politischen Weichenstellungen (Brexit, US-Präsident Trump) Populismus und Protektionismus weiteren Auftrieb erhalten und sich nachteilig auf ihr Geschäft auswirken könnten. Die Sorge um den Brexit und den Zerfall der Eurozone treibt auch die exportorientierte Schweizer Wirtschaft um, wie der Aufstieg dieses Risikos auf Platz 8 im Schweiz-Ranking zeigt.

Quelle und weitere Informationen: www.allianz.ch

Beratung für Lean Management: Inova und Staufen kündigen Fusion an

Die beiden Unternehmensberatungen Staufen AG Schweiz und Inova Management AG schliessen sich zusammen. Damit entsteht das führende Schweizer Consultingunternehmen auf den Gebieten Lean Management und Supply Chain Management.

Zwei auf Lean Management und Supply Chain Management spezialisierte Beratungsunternehmen werden fusionieren. Mit Staufen.Inova entsteht ein führendes Beratungsunternehmen für diese Fachgebiete. Als Partner auf dem Weg zur unternehmerischen Exzellenz unterstützt das international operierende Consultinghaus KMU und Konzerne dabei, ihre Wertschöpfungs- und Managementprozesse entlang der gesamten Supply Chain zu optimieren sowie Innovations- und Produktentstehungsprozesse effizient zu gestalten, wie es in einer Medienmitteilung heisst.

Oft integraler Bestandteil von Lean Management: Produktionsprozess-Steuerung nach dem Kanban-System. (Bild: karashaev – Fotolia.com)

Von Wollerau aus wird inskünftig ein 30-köpfiges Team die Schweizer Industrie bei der Lösung ihrer Herausforderungen in Lean Management und Supply Chain Management unterstützen. Bei internationalen Projekten stehen ergänzend das Know-how und Netzwerk der Staufen AG Deutschland zur Verfügung, die mit zahlreichen Niederlassungen in China, Mittel- und Südamerika, Osteuropa sowie Italien vertreten ist. „Mit dieser Aufstellung können wir künftig auch grosse Schweizer Konzerne mit ihren internationalen Präsenzen optimal betreuen“, erklärt Jürg Hodel, bisher Geschäftsführer von Inova. Er wird gemeinsam mit dem bisherigen Geschäftsführer von Staufen Schweiz, Urs Hirt, das neue Unternehmen Staufen.Inova leiten. Der Branchenfokus liegt auf sämtlichen klassischen Industriebereichen, der Medizintechnik-, Pharma- und Chemieindustrie sowie der Baubranche. „Wir stehen in unseren Projekten dabei weiterhin für pragmatische und gewinnbringende Lösungen, die dem Kunden einen spürbaren Mehrwert bieten“, sagt Urs Hirt.

Die Staufen AG wurde vor 23 Jahren in Deutschland gegründet und ist seit zehn Jahren mit einer eigenen Niederlassung in der Schweiz vertreten. Als Experte für Lean Management unterstützt das Consultinghaus seine Kunden dabei, Arbeitsabläufe und Prozesse effizient zu gestalten. Die Inova Management AG wurde vor 25 Jahren gegründet und ist spezialisiert auf Lösungen im Bereich Supply Chain Management. Optimiert wird dabei die gesamte Wertschöpfungs- und Lieferkette vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden. „In der Kombination ergänzen sich beide Beratungshäuser ideal, beherrschen sie doch die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette und in den unterstützenden Bereichen. Ausserdem bringen beide Unternehmen viel Erfahrung im Bereich Führungsentwicklung und Change Management mit. Gemeinsam decken wir alles mit höchster Professionalität ab“, erklärt Jürg Hodel. Entsprechend ambitioniert sind die Wachstumspläne. „Mit unserem gemeinsamen Know-how und dem internationalen Netzwerk agieren wir als Schweizer Consultinghaus jetzt auf Augenhöhe mit den global tätigen Beratungsunternehmen“, kommentiert Jürg Hodel den Zusammenschluss.

Weitere Informationen: STAUFEN.INOVA

BFH erlangt ISO-13485 Zertifizierung

Qualität zählt: Als einzige Hochschule in ganz Kontinentaleuropa hat die Berner Fachhochschule BFH die ISO-13485 Zertifizierung erlangt.

Voraussetzung für die ISO-13485 Zertifizierung ist ein umfassendes Managementsystem für das Design und die Herstellung von Medizinprodukten. Denn die Sicherheit und Gesundheit der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, ist bei Medizinprodukten zentral, wenn nicht sogar zwingend. Europaweit harmonisierte, strenge Richtlinien erfordern eine fortlaufende Qualitätskontrolle und Marküberwachung. Ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem jenes nach ISO 13485 ist demzufolge essenziell und garantiert in vielen Fällen erst die Zulassung und Vermarktung eines Medizinproduktes.

1, 2 oder 3?

«Aktiv, invasiv oder implantiert…?» Das sind Begriffe der drei Klassen, die es bei Medizinprodukten zu unterscheiden gilt. «Wir wollen alle drei!», sagten sich Vertreter des „Institute for Human Centered Engineering“ der Berner Fachhochschule (BFH), damit sie Produktentwicklungen während des ganzen Lebenszyklus (Life Cycle) begleiten können. Konkret: Ein Stethoskop oder ein Rollstuhl haben ein niedriges Risikopotenzial und werden der Gruppe 1 zugeordnet. Unter die 2. Klasse sind Produkte von mittlerem bis erhöhtem Risiko zu finden, etwa Kontaktlinsen, Hör- oder Röntgengeräte. Herzschrittmacher oder Knieprothesen werden dagegen in die 3. Klasse eingereiht. Diese Medizinprodukte verfügen demzufolge über das höchste Risikopotenzial.

Stethoskop, Mundspatel, Fieberthermometer: Medizinprodukte der Kategorie 1. (Bild: Rafaelstock – Fotolia.com)

Erste Hochschule in ganz Kontinentaleuropa

Damit Medizinprodukte unabhängig ihrer Klasse von der Idee über die Forschung und Entwicklung bis zum Technologietransfer in die Wirtschaft begleitet werden können, gründete das «Institute for Human Centered Engineering HuCE» der Berner Fachhochschule die Gruppe «HuCE-microCert». In einem für eine Hochschule einmaligen Prozess erlangte das «Institute for Human Centered Engineering HuCE» der Berner Fachhochschule als erste Universität in ganz Kontinentaleuropa das ISO-13485 Zertifizierung. Dabei musste die Konformität des Qualitätsmanagementsystems in einem aufwändigen Bewertungsverfahren bewiesen werden. Mit dem Zertifikat ist das HuCE ein wertvoller Forschungs- und Entwicklungspartner für KMUs in der Medizinaltechnik.

Zugang zum EU-Markt

Diese Zertifizierung ermöglicht – neben einem breiten Angebot für Spin-offs – KMUs sowie der Industrie gleichzeitig einen erleichterten Zugang zum europäischen Markt (CE-Kennzeichnung) und einen klaren Wettbewerbsvorteil. Somit kann das HuCE der BFH nun mit einem Gesamtpaket (inkl. qualifiziertem Reinraum für die Produktion von Kleinserien) auftreten und als starker Partner im Bereich der Medizinaltechnik in Erscheinung treten.

Quelle und weitere Informationen: HuCE.bfh.ch

Innovationen, die unser Leben verändern werden

Der Technologiekonzern IBM kündigt fünf Innovationen an, die bis 2022 unser Leben beeinflussen werden. Basis sind Fortschritte bei künstlicher Intelligenz und Nanotechnologie.

Innovationen für die Medizintechnik: Forscher mit einem Silikon-Wafer, mit dessen Hilfe Partikel in Körperflüssigkeiten auf Krankheiten untersucht werden können. (Bild: IBM Research)

“5 in 5” – so bezeichnet IBM eine Liste wissenschaftlicher Innovationen mit dem Potential, unser Leben in den nächsten fünf Jahren nachhaltig zu verändern. Sie basieren auf Ergebnissen von Marktanalysen, gesellschaftlichen Trends sowie Projekten aus den IBM Forschungszentren rund um den Globus.

Unsichtbares sichtbar machen

1609 entwickelte Galileo das Teleskop und sah mit einem Mal unseren Kosmos mit anderen Augen. Er bewies damit das bis dahin nicht Beweisbare – dass die Erde und die anderen Planeten unseres Systems um die Sonne kreisen. IBM Research möchte mit neuartiger Software und Instrumenten diesem Beispiel folgen und das Unsichtbare unserer Welt vom Makro- bis zum Nanolevel sichtbar machen. „Die wissenschaftliche Gemeinde hat schon immer Apparate entwickelt, mit deren Hilfe wir die Welt mit völlig neuen Augen sehen. So macht das Mikroskop für uns winzige Dinge sichtbar, das Thermometer hilft uns bei der Messung von Temperaturen“, so Dario Gil, Vice President of Science & Solutions bei IBM Research. „Auf Basis der Fortschritte im Bereich Künstliche Intelligenz und Nanotechnologie wollen wir nun eine neue Generation von Instrumenten entwickeln, die uns hilft, die komplexen, unsichtbaren Zusammenhänge in unserer heutigen Welt in den nächsten fünf Jahren besser zu verstehen.“

Ein weltweites Team von IBM Wissenschaftlern arbeitet ständig daran, solche Erfindungen aus den Forschungszentren fit für die alltägliche Verwendung zu machen. Die folgenden fünf wissenschaftlichen Innovationen werden in den nächsten fünf Jahren das Unsichtbare sichtbar machen.

Künstliche Intelligenz gibt Einblick in unsere mentale Gesundheit

Einer von fünf Erwachsenen in den USA leidet heute unter neurologischen oder mentalen Beeinträchtigungen wie Huntington, Alzheimer, Parkinson, Depressionen oder Psychosen – aber nur etwa die Hälfte der Betroffenen ist in Behandlung. Die Kosten für die Therapien derartiger Erkrankungen übersteigen weltweit diejenigen für Diabetes, Atemerkrankungen und Krebs: Allein in den USA entstehen Kosten von mehr als einer Billion US-Dollar jährlich.

Viele Abläufe im Gehirn sind trotz der Erfolge in der Forschung nach wie vor ein Geheimnis. Ein Schlüssel für ein besseres Verständnis der komplexen Zusammenhänge ist die Sprache. In den nächsten fünf Jahren werden kognitive Systeme in der Lage sein, aus der Art und Weise, wie wir sprechen und formulieren wichtige Rückschlüsse auf unsere mentale Verfassung und physische Verfassung zu ziehen. IBM Experten kombinieren beispielsweise im Rahmen eines Projekts Abschriften und Tonaufnahmen aus Patientengesprächen mit Maschinellen Lernen, um so in den Unterlagen Sprachmuster aufzudecken, die zukünftig dabei helfen sollen, Psychosen, Schizophrenie, manisches Verhalten oder Depression präzise vorherzusagen. Momentan benötigt das kognitive System, das diese Daten verarbeitet nur noch 300 Wörter, um eine entsprechende Vorhersage zu treffen.

In Zukunft hoffen die Forscher, dass ähnliche Techniken und Innovationen auch für die oben genannten Krankheitsbilder oder auch posttraumatische Belastungsstörungen und sogar bei Autismus und Aufmerksamkeitsdefizitstörungen angewendet werden können. Dafür analysieren kognitive Systeme Sprache, Aussagen, Syntax und Intonation der Betroffenen. Kombiniert mit tragbaren Geräten und bildgebenden Verfahren wie der Elektroenzephalografie (EEG), eine Methode zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns durch Aufzeichnung der Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche, entsteht ein umfassendes Bild der Person und unterstützt so Psychologen und Mediziner bei der Diagnose und der zukünftigen Behandlungen. Was früher unsichtbare Anzeichen waren, werden also in Zukunft erkennbare Indikatoren dafür werden, ob bei einem Patienten der Ausbruch der Krankheit oder die Verschlechterung seines Zustands unmittelbar bevorsteht, die Behandlung anschlägt oder angepasst werden muss. Werden zusätzlich mobile Geräte eingesetzt, können der Patient oder seine Angehörigen bereits zu Hause entsprechende Untersuchungen selbst machen und so die Arzttermine helfen vorzubereiten.

Neuartige Sehhilfen in Kombination mit künstlicher Intelligenz erweitern die Sehfähigkeiten

Das menschliche Auge kann mehr als 99,9 % des elektromagnetischen Spektrums nicht sehen. In den letzten 100 Jahren hat die Wissenschaft jedoch entsprechende Geräte entwickelt, die mit Hilfe von Strahlen und ihrer Energie auf unterschiedlichen Wellenlängen Dinge sichtbar machen – Beispiele dafür sind das Radar oder Röntgenaufnahmen. Obwohl oft schon seit Jahrzehnten in Gebrauch, sind die Geräte nach wie vor nur von Spezialisten zu bedienen und teuer in Unterhalt und Anschaffung. In fünf Jahren werden uns es entsprechende Sehhilfen in Kombination mit Künstlicher Intelligenz erlauben, größere Bandbreiten des elektromagnetischen Spektrums zu sehen, um wertvolle Einblicke in Dinge zu bekommen. Ein wichtiges Merkmal dieser Innovationen: Diese Hilfen werden tragbar, bezahlbar und überall verfügbar sein.

Innovationen für die Erweiterung des sichtbaren Bereichs: Radar im mm-Wellenbereich in Labor-Anordnung. (Bild: Carl De Torres, StoryTK for IBM Research)

Ein momentan viel diskutiertes und getestetes Anwendungsszenario sind selbstfahrende Autos. Mit Hilfe von kognitiven Systemen können plötzlich auftretende Hindernisse oder sich verschlechternde Wetterbedingungen besser und schneller als heute möglich analysiert werden, um das Fahrzeug sicher an seinen Zielort zu navigieren. Einen Schritt weitergedacht: Was, wenn Technologien dieser Art zukünftig in unsere Smartphones verbaut werden und uns dabei helfen können, den Nährstoffgehalt eines Nahrungsmittels oder seine Haltbarkeit anzuzeigen? Oder helfen, die Echtheit eines Arzneimittels zu bestimmen? Schon heute arbeiten IBM-Wissenschaftler an einer entsprechenden kompakten Technologieplattform, die unsere Sehfähigkeiten deutlich erweitern wird.

Mit Makroskopie globale Zusammenhänge besser verstehen

Die Zusammenhänge und die Komplexität unserer unmittelbaren Umgebung bleiben uns in den allermeisten Fällen verborgen. Mit dem Internet der Dinge und seiner bereits mehr als sechs Milliarden verbundenen Geräte wird sich das nachhaltig ändern: Kühlschränke und Glühbirnen, Drohnen, Kameras, Wetterstationen, Satelliten oder Teleskope liefern jeden Monat bereits Exabytes an zusätzlichen, bisher nur wenig genutzten Daten. Nach der Digitalisierung von Informationen, Transaktionen und sozialen Interaktionen ist es jetzt an der Zeit, die Abläufe der physischen Welt zu digitalisieren. In den nächsten fünf Jahren werden Machine Learning-Algorithmen und Software dabei helfen, diese Informationen aus der physischen Welt zu organisieren und zu verstehen. Man nennt diesen Ansatz Makroskopie. Im Gegensatz zu einem Mikroskop oder einem Teleskop  sind Systeme, die für diesen Ansatz entwickelt werden,  darauf ausgerichtet, Wechselwirkungen von Dingen zu analysieren, die mit bloßem Auge erkennbar, aber nicht einfach in einen Zusammenhang gebracht werden können.

Beispiel Landwirtschaft: Durch das Sammeln, Organisieren und Analysieren von Daten zu Klima, Bodenbeschaffenheit, Grundwasserspiegel und Anbaumethoden können zukünftig Bauern auf Basis entsprechender Daten ihr Saatgut auswählen, den richtigen Standort für Felder bestimmen und den Ertrag optimieren – ohne dabei beispielsweise kostbare Grundwasserreserven unnötig auszubeuten. 2012 begann IBM Research ein Projekt mit dem US-amerikanischen Winzer Gallo, in dessen Verlauf Bewässerungsmethoden, Bodenbeschaffenheit, Wetterdaten von Satelliten und andere Details ausgewertet wurden, um die beste Bewässerung für optimale Ausbeute und Qualität für dessen Böden sicherzustellen. In der Zukunft werden solche Makroskopie-Ansätze überall eingesetzt werden können – beispielsweide in der Astronomie, um dort anfallende Daten über Asteroiden auszuwerten, ihre Materialzusammensetzungen exakter zu ermitteln und Kollisionskurse vorherzusagen.

Chips werden zu medizinischen Laboren und finden Auslöser für Krankheiten auf der Nanoebene

Früherkennung von Krankheiten ist entscheidend für deren Behandlung. Allerdings gibt es auch Krankheiten wie das oben erwähnte Parkinson-Syndrom oder Krebs, die nur schwer frühzeitig zu diagnostizieren sind. Eine Möglichkeit der Früherkennung sind Biopartikel in Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tränen, Blut, Urin oder Schweiß. Da diese Partikel aber oft 1000-mal kleiner sind als der Durchmesser eines menschlichen Haars, sind sie extrem schwer nachzuweisen.

In den nächsten fünf Jahren werden Chips zu winzigen medizinischen Laboren, die unsere Körperflüssigkeiten scannen und uns rechtzeitig wissen lassen, ob es Zeit für einen Arzttermin ist. Das Ziel der Forschungen ist es, die notwendigen Untersuchungen, für die bisher eine voll ausgestattete Laborumgebung gebraucht wurde, auf einem einzigen Chip zu bündeln. Es ermöglicht den Nutzern in Zukunft, schnell und regelmäßig Biomarker auszulesen und diese Informationen bequem von zu Hause in die Cloud zu geben. Dort können sie mit weiteren Daten von beispielsweise Schlafmonitoren oder Smart Watches verknüpft werden und von einem kognitiven System analysiert werden. Die Kombination aus verschiedenen Datensätzen ergibt einen umfassenden Einblick in den Gesundheitszustand und kann problematische Indikatoren frühzeitig identifizieren.

Wissenschaftler von IBM Research arbeiten bereits an einer „Lab-on-a-chip“-Nanotechnologie, die Biopartikel mit einem Durchmesser von lediglich 20 Nanometern und damit in der Größenordnung unserer DNA, von Viren oder Exosomen trennen und isolieren kann.

Intelligente Sensoren entdecken Umweltverschmutzung in Echtzeit

Die meisten Schadstoffe sind für das menschliche Auge unsichtbar – bis ihre Auswirkungen nicht mehr zu ignorieren sind. Methan beispielsweise ist eine Komponente von Erdgas, einer eigentlich sauberen Energiequelle. Wenn Methan allerdings in die Luft gelangt, bevor es verbrannt wird, trägt es neben Kohlendioxid entscheidend zur Erderwärmung bei. Die amerikanische Umweltbehörde EPA schätzt, dass allein aus natürlichen Methanquellen 2014 mehr als neun Millionen Tonnen Methan ausgetreten sind. Das entspricht der Menge von Treibhausgasen, die in den letzten 100 Jahren von den der amerikanischen Eisen- und Stahl-, Zement- und Aluminium-Branchen zusammengenommen produziert wurden.

In fünf Jahren werden neue, preiswerte Sensortechnologien verfügbar sein, die an den Gasquellen, Tanks und Pipelines angebracht werden und dafür sorgen, dass die Industrie bisher schwer zu findende Lecks in Echtzeit entdeckt werden. Netzwerke aus Sensoren des Internets der Dinge werden in der Cloud miteinander verbunden sein und die weit verstreuten Quellen und die Förder-Infrastruktur überwachen, um innerhalb von Minuten  – statt wie bisher nach Wochen – ein Leck zu entdecken. Sie helfen damit, Verschmutzungen und die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen zu reduzieren.

IBM Forscher arbeiten bereits mit Gasunternehmen wie Southwestern Energy aus Texas zusammen, um im Rahmen des ARPA-E Methane Observation Networks with Innovative Technology to Obtain Reductions (MONITOR) program ein entsprechendes, intelligentes Methanüberwachungssystem zu entwickeln. Die Forscher nutzen dazu Silicon Photonics – eine Technologie, bei der Daten zwischen Computerchips durch Licht übertragen werden. Der Vorteil: Licht kann in kürzerer Zeit weitaus mehr Daten übertragen als elektrische Leiter. Diese Chips können in Netzwerksensoren direkt vor Ort, an anderen Stellen der Überwachungskette oder auch in Drohnen integriert werden. So kann aus Echtzeitdaten ein komplexes Umweltmodell entwickelt werden, das den Ursprung und die Menge der Schadstoffe in dem Moment bestimmt, in dem sie auftreten.

Mehr Informationen zu IBM 5 in 5: http://ibm.biz/five-in-five (in Englisch)