Prozessautomatisierung: Trends für das Jahr 2022

In den letzten Jahren haben Unternehmen die digitale Transformation in einem noch nie dagewesenen Tempo vorangetrieben – teilweise bedingt durch die Pandemie, zum großen Teil aber durch veränderte Kundenerwartungen und Marktanforderungen. Für viele ist dabei die Prozessautomatisierung eine der ersten Stellschrauben.

Prozessautomatisierung konkret: Der Designer Desk von WEBCON ist auf den Ansatz des Citizen-assisted Development ausgelegt. Mit dem Tool können Citizen Developer und professionelle Entwickler Hand in Hand mittels Rapid Prototyping an der Digitalisierung von Geschäftsprozessen arbeiten. (Bild: WEBCON)

Die Prozessautomatisierung ist ein zentraler Aspekt der digitalen Transformation. Denn wenn es um organisatorische Veränderungen geht, bietet sie eine Reihe von Vorteilen. Unternehmen, die stark manuell geprägte Prozesse automatisieren, profitieren schnell und sichtbar von einer höheren Effizienz und Geschwindigkeit sowie einer geringeren Fehlerquote und Arbeitsbelastung. Experten sehen für das Jahr 2022 fünf wesentliche Trends in diesem Bereich.

Trend 1: Der Siegeszug von Low-Code/No-Code-Tools

Low-Code- oder No-Code-Entwicklungsumgebungen sollen es sogenannten Citizen Developern – Mitarbeitern ohne Programmierkenntnisse – möglich machen, kleine Automatisierungen des Arbeitsalltags selbst zu programmieren. Derartige Tools sind bei vielen Anwendern beliebt, denn sie bieten Unternehmen Vorteile wie Skalierbarkeit, Sicherheit oder eine einfache Anwendungsbereitstellung. Angesichts des hohen Bedarfs nach neuen Anwendungen in Unternehmen und des gleichzeitig anhaltenden IT-Fachkräftemangels wird die Nutzung solcher Tools auch 2022 stark ansteigen – aber nicht dort, wo viele es erwarten. 

Trend 2: Citizen-assisted Development auf dem Vormarsch

Unternehmen erwarten seit mehr als zehn Jahren, dass Citizen Developer, oft auch als Power User bezeichnet, anstelle von IT-Fachleuten einspringen – das geschieht allerdings nur mit begrenztem Erfolg. Denn Power User fokussieren sich bei der Anwendungsentwicklung darauf, ihre eigenen Problemstellungen zu lösen. So entstehen Applikationen, die sich nicht auf das gesamte Unternehmen skalieren lassen und nicht auf längerfristiges Wachstum ausgelegt sind. Citizen-Development-Projekte werden damit passé: An ihre Stelle tritt das Citizen-assisted Development.

Die beiden genannten Trends – die Akzeptanz von Low-Code/No-Code-Tools durch Fachleute und der Rückgang von Citizen-Development-Projekten – sind zusammenhängend zu betrachten. Das Ergebnis wird der Ansatz des Citizen-assisted Development sein: eine Methode, bei der Citizen Developer und professionelle Entwickler die gleichen Tools verwenden, um Hand in Hand mittels Rapid Prototyping an der Digitalisierung von Geschäftsprozessen zu arbeiten. „Damit können Unternehmen Anwendungen entwickeln, die genau auf die eigenen Needs zugeschnitten sind – und das deutlich schneller und zielführender als in Citizen-Development-Projekten“, so Philipp Erdkönig, Partner Account Manager bei der Firma WEBCON, die diese fünf Trends identifiziert hat. Das Unternehmen bietet selbst eine Low-Code-Plattform für die Automatisierung und das Management von Geschäftsprozessen an.

Trend 3: Ein Dämpfer für die Robotic Process Automation

Robotic Process Automation (RPA), also die robotergestützte Prozessautomatisierung im eigentlichen Sinne, gibt es nicht. Was die Anbieter von RPA wirklich verkaufen, ist die Automatisierung von einzelnen Aufgaben – nicht die Automatisierung eines umfassenderen Prozesses. Das heißt nicht, dass diese Technologie nicht weiterhin sehr erfolgreich sein wird; aber Unternehmen werden feststellen, dass sie zu viel von ihr verlangen. Im kommenden Jahr werden wir stattdessen vermehrt eine Kombination aus RPA und digitaler Prozessautomatisierung beobachten.

Häufiger werden wir, zum Beispiel, die Automatisierung der Datenerfassung oder des Datenabrufs in oder aus veralteten IT-Systemen oder anderen Informationsquellen mittels RPAs sehen, die über keinerlei Schnittstellen verfügen. Diese Daten werden dann im Rahmen eines digitalisierten und damit transparenten und effizienten Geschäftsprozesses weiter verarbeitet.

Trend 4: Content Management als Teil der Prozessautomatisierung 

Auch den Bereich Content Management werden viele Unternehmen umdenken. Zu lange schon sitzen Anwender dem Irrtum auf, dass es ausreicht, Inhalte gemeinsam nutzbar und zugänglich zu machen, indem sie diese zentralisieren und organisieren. Damit lässt sich jedoch keine wirkliche Zusammenarbeit in Echtzeit und keine wirkliche digitale Transformation erreichen. Vielmehr sollte Content als Teil einer größeren Prozessmanagement- und Automatisierungsinitiative eingesetzt werden. Neben der Berechtigungsverwaltung und Versionierung von Dokumenten sollten diese auch im Kontext von Geschäftsprozessen verfügbar gemacht, respektive erstellt und im Laufe eines Prozesses entsprechend bearbeitet werden – denn Dokumente und andere Arten von Content wie Tabellen, technische Zeichnungen, usw. sind wichtiger Bestandteil fast aller Abläufe in einem Unternehmen. 

Trend 5: Das Wasserfallmodell bleibt

Beim Wasserfallmodell soll die Softwareentwicklung in einer Reihe von aufeinander folgenden, jeweils abgeschlossenen Schritten erfolgen. Diese Methodik ist jedoch mittlerweile antiquiert – besonders im Hinblick auf heutige agile Entwicklungsmethoden. Diese fokussieren sich mehr auf die kontinuierliche Bereitstellung von Software in zügigen Iterationen und führen zu schnelleren Ergebnissen. Einige Unternehmen befassen sich bereits an vielen Stellen mit dieser Entwicklungsart. „Solange Unternehmen externe Berater beauftragen und Projekte zu festen Preisen, mit festen Laufzeiten vereinbaren, wird das Wasserfallmodell in absehbarer Zukunft allerdings leider weiter Anwendung finden – was sich negativ auf die Prozessautomatisierung auswirkt. Denn Prozesse entwickeln sich ständig weiter. So ist es besser, eine Prozessautomatisierungslösung zu implementieren und kontinuierlich zu verfeinern, als sie als einmaliges Projekt zu betrachten, das nach Abschluss nicht mehr angefasst wird“, ergänzt Erdkönig.

Prozessautomatisierung nicht mehr wegzudenken

„Je nach Branche werden Unternehmen die Trends in unterschiedlicher Geschwindigkeit adaptieren. Eines ist aber klar: 2022 steht unter dem Zeichen der Prozessautomatisierung – sie wird bei keiner Organisation mehr wegzudenken sein. Nur so bleiben sie in disruptiven Zeiten wie diesen auch langfristig zukunftsfähig“, schließt Erdkönig ab.

Quelle: WEBCON

Datenqualität: Schweizer Banken mit Optimierungspotenzial

Wer mehr Daten hat, hat einen Wettbewerbsvorteil. Dieses Credo gilt in fast allen Branchen – auch im Banking. Trotzdem haben die Banken im deutschsprachigen Raum bei der Datenqualität noch Aufholbedarf, wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt.

Beim Management von Datenqualität und Datenquantität haben viele Schweizer Banken noch Optimierungspotenzial. (Bild: Depositphotos.com)

Eine neue Studie der Hochschule Luzern zeigt: Auch im Banking ist Management der Datenqualität und -quantität ein hochgradig relevantes Thema. Gleichzeitig geben viele Banken an, dass sie sich zu diesem Thema nicht äussern, da sie dadurch zu viel über ihre Geschäftstätigkeit preisgeben würden. Die Studie wurde vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ gemeinsam mit BSI (Business Systems Integration AG), Dun&Bradstreet sowie Finnova und msg GillardonBSM durchgeführt. Es wurde untersucht, wie gut Banken auf die kommenden Herausforderungen im Kundenmanagement und den anstehenden Technologiesprung vorbereitet sind. Die Studie analysierte den Zusammenhang zwischen der Datenhaltung und den daraus resultierenden Möglichkeiten, den Geschäftserfolg von Banken nachhaltig und automatisiert zu steigern. Zudem sollen die Herausforderungen und Chancen für die Banken, die sich durch qualitativ und quantitativ exzellente Datenhaltung ergeben, eruiert werden. Dazu haben die Forscherinnen und Forscher von Mai 2021 bis September 2021 die grössten 70 Banken des DACH-Raums befragt.

Hohe Datenqualität und -quantität: Nutzen zeigt sich verzögert

«Betrachtet man die Grösse der teilnehmenden Banken, so stellt man fest, dass insbesondere kleine und sehr grosse Banken dezidierte Teams für das Kundenstammdatenmanagement unterhalten», stellt Nils Hafner, Studienautor und Dozent für Kundenmanagement am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern, fest. Dies könne daran liegen, dass gerade mittelgrosse Institute noch nicht die Notwendigkeit für eine konsequente datengestützte Bewirtschaftung des Kundenstamms als Erfolgsfaktor sehen. Gleiches gilt für eine Verankerung des Stammdatenmanagements in der Unternehmensstrategie. «Da sich der spezifische Nutzen einer hohen Datenquantität und -qualität erst mit der Zeit zeigt, gehen wir davon aus, dass Banken in der DACH-Region gerade erst damit beginnen, grundlegende Zusammenhänge zwischen Wissen in Form von Daten und Können in Form erfolgreicher Kampagnen zu verstehen», so der Studienleiter.

Datenmanagement als Teil des Geschäftsmodells

Geht es darum, konkrete Empfehlungen für Bankinstitute aus der vorliegenden Studie abzuleiten, so orientieren sich diese nicht zwingend an den Entwicklungen innerhalb der Branche. Gerade im Kontext der Teilhabe und Gestaltung von Ökosystemen seien Banken häufig nicht in der Position des Orchestrators eines solchen Ökosystems, wie die Studienautoren festhalten. Diese werden häufig von kundennäheren Branchen wie dem Einzelhandel geprägt. Daraus abgeleitet empfiehlt die Studie den Banken, ihr Wissen um die Erhebung, Ablage und Analyse der wichtigsten Kundendatenkategorien zu erhöhen. Das bedeutet im Einzelnen:

  1. Banken sollten sich Gedanken über die strategische Bedeutung von Kundenwissen und damit über Erhebung, Ablage und Analyse von Kundenstammdaten für ihr eigenes Geschäftsmodell machen. Das beinhaltet eine Analyse des Ist-Zustandes, also ein Customer Data Quality Assessment, und eine Ableitung von Massnahmen, um die Quantität zu steigern und die Datenqualität auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei essenziell ist die Formulierung strategischer Prinzipien zur Datenhaltung wie dem Anspruch an eine vollständige 360°-Kundensicht, dem Prinzip der fehlerfreien Erfassung «First Time Right», der Etablierung eines «Single Source of Truth» oder des «Golden Records» und der Idee von «Zero Maintenance» durch einen hohen Automatisierungsgrad beim Qualitätsmanagement des Kundenstammdatenbestandes.
  2. Gerade im Kontext des ersten Prinzips einer vollständigen 360°-Kundensicht ist es wichtig, althergebrachte Prioritäten in der Touchpoint- und Kanalbetrachtung der Finanzinstitute zu verlassen. Die Studie zeigt hier deutlich auf, dass Banken immer noch den «physischen Kunden» über Telefon und Filiale und den «Online-Kunden im Netz» unterscheiden. Eine ganzheitliche Kundensicht kann aber nur dann hergestellt werden, wenn die «klassisch-physische» Beobachtung des Kundenverhaltens mit dem «digitalen» Klickverhalten der Kundinnen und Kunden bei E-Mail-Kampagnen oder im Netz ergänzt wird. Nur so kann die Interessen der Kundschaft ganzheitlich analysiert werden.
  3. Gesamthaft müssen Finanzinstitute im Verständnis des Lebens ihrer Kundinnen und Kunden schneller und besser werden. Gerade im Vergleich zur Assekuranz oder dem Retail-Handel sind sie häufig nicht in der Lage, Veränderungen im Leben ihrer Kundinnen und Kunden in Echtzeit und vollautomatisiert festzustellen und darauf zu reagieren. So sind sie auch mittelfristig nicht fähig, Kundenpotentiale für Cross- und Up-Selling zu analysieren und zu heben. Sollte dies aber den erwähnten anderen Branchen gelingen, werden diese den klassischen Banken einiges an Geschäftsvolumen abnehmen.

Schliesslich kann festgestellt werden, dass Banken noch auf einem erstaunlich tiefen Reifegrad im Kundendatenmanagement verharren und sich entsprechend dringend entwickeln sollten, wollen sie im Wettbewerb in einer zunehmend digitalisierten Welt erfolgreich sein.

Quelle und weitere Informationen: Hochschule Luzern

Trends für die IT-Sicherheit im Jahr 2022

Digitale Souveränität, Zero Trust und Ransomware: Der Open-Source-Software-Dienstleister ownCloud zeigt auf, welche Trends für die IT-Sicherheit im Jahr 2022 prägend sein werden.

In den Augen von Spezialisten gibt es fünf Trends für die IT-Sicherheit, die 2022 im Zentrum stehen werden. (Bild: Unsplash.com)

Das Unternehmen ownCloud, ein Spezialist für digital souveräne und sichere Datenhaltung, sieht für das nächste Jahr fünf zentrale Trends für die IT-Sicherheit auf uns zukommen. Mit ihnen reagieren Unternehmen und Behörden auf neue Herausforderungen und altbekannte Bedrohungen.

  1. Unternehmen überdenken ihre Cloud-Strategien im Sinne der Digitalen Souveränität. Immer mehr Organisationen wollen ihre Digitale Souveränität zurückgewinnen. Deshalb suchen sie vor allem bei Software, die personenbezogene Daten speichert und verarbeitet, nach alternativen Lösungen zur Public Cloud. Gefragt sind Lösungen, die sich ohne Beeinträchtigung der Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität in Private-Cloud-Umgebungen betreiben lassen – sei es im eigenen Rechenzentrum oder bei vertrauenswürdigen und zertifizierten europäischen Dienstleistern.
  2. Offene Standardverfahren vereinfachen die Nutzer-Authentifizierung. Bei der Authentifizierung ihrer Mitarbeiter setzen Unternehmen schon seit Längerem auf Single-Sign-On und Multifaktor-Authentifizierung. Statt Eigenentwicklungen werden sie dabei künftig verstärkt auf etablierte offene Standardverfahren setzen, die ihnen die Arbeit erleichtern. Dazu zählt etwa der Standard Open ID Connect, der eine unkomplizierte Verbindung zu externen Identitätsanbietern wie Keycloak, Ping Federate, ADFS, Azure AD oder Kopano Konnect ermöglicht.
  3. Organisationen verschlüsseln zunehmend auch „Data at Rest“. Als Antwort auf die steigenden Sicherheitsbedrohungen und die zunehmende mobile und Remote-Arbeit verfolgen immer mehr Unternehmen Zero-Trust-Ansätze. Dabei werden sie nun auch verstärkt die Zugriffsmöglichkeiten ihrer Administratoren einschränken, indem sie Daten nicht nur auf ihren Übertragungswegen, sondern zusätzlich auch im gespeicherten Zustand auf ihren Servern verschlüsseln. Der Zugriff durch Administratoren lässt sich dabei mit Verfahren unterbinden, die Master Keys in einem Hardware-Sicherheitsmodul ablegen.
  4. Audit-Lösungen unterstützen IT-Sicherheit auf Anwendungsebene. Ein wichtiger Bestandteil von Zero-Trust-Ansätzen ist auch die Bedrohungsabwehr auf Anwendungsebene. Dabei werden Unternehmen verstärkt auf Audit-Trails zurückgreifen. Um eine umfassende Auditierung zu ermöglichen, zeichnen viele Anwendungen inzwischen sämtliche Datenzugriffe und Aktionen auf. Diese Logs bilden auch eine ideale Grundlage für ein umfassendes Monitoring. Das gilt umso mehr, wenn sie sich an professionelle SIEM-Lösungen übertragen lassen, die mit Machine-Learning-Algorithmen potenziell gefährliche Muster erkennen können. 
  5. Unternehmen bringen File-Sharing gegen Ransomware in Stellung. Im Kampf gegen die weiter steigende Bedrohung durch Ransomware werden Organisationen verstärkt auf File-Sharing-Lösungen setzen. Die zentrale Datenhaltung dieser Systeme macht sie nämlich zur idealen Plattform für die Abwehr solcher Angriffe. So können sie beispielsweise das Hochladen von Dateien mit Ransomware-typischen Endungen verhindern, Benutzerkonten, die von auffälligen Dateiänderungen betroffen sind, automatisch sperren, oder betroffene Dateien auf ihren Zustand unmittelbar vor dem Angriff zurücksetzen.

„Angesichts der ungebrochen wachsenden Bedrohungen gewinnen die Themen Datenschutz und Security noch einmal weiter an Brisanz“, sagt Klaas Freitag, CTO bei ownCloud. „Dabei gehen Unternehmen auch ungewöhnliche Wege und setzen beispielsweise zur Abwehr von Ransomware-Attacken auf Systeme, die gar nicht aus dem eigentlichen IT-Security-Umfeld stammen, durch ihre spezifischen Stärken aber einen besonders guten Schutz davor bieten können.“

Quelle: ownCloud

Streulichtmessgerät prüft Gelenkflächen an Hüftimplantaten

Statt einer visuellen Kontrolle der Gelenkflächen an Hüftimplantaten nutzt ein führender Medizintechnikhersteller nun ein Streulichtmessgerät zur 100 % Messung der hochglanzpolierten Oberflächen. Mit dem verwendeten System konnte neben der Zuverlässigkeit auch die Produktivität signifikant gesteigert werden.

Streulichtmessgerät statt Koordinatenmessmaschine: Oberflächenprüfung von Prothesenköpfen bei einem grossen Medizintechnik-Hersteller. (Bild: OptoSurf GmbH)

Ein grosser Medizintechnik-Hersteller in Deutschland setzt für die Oberflächenprüfung neu ein Streulichtmessgerät ein. Das nicht genannt werden wollende Unternehmen stellt insbesondere medizinische Produkte für die Chirurgie her, etwa Hüftgelenkimplantate, bei denen die Qualität allerhöchste Priorität geniesst. Zu diesem Zweck wurde schon 2008 ein erstes solches Gerät des Herstellers OptoSurf beschafft, ein OptoSurf OS 500. Ein zweites folgte 2012. „Entscheidend für die Investition in unsere Produkte waren die USP’s, die es bietet“, berichtet der OptoSurf-Geschäftsführer Dr. Rainer Brodmann und zählt auf: „So erfolgen berührungsfreie Messungen der gesamten Oberfläche, nicht nur von Ausschnitten, und erkannt werden sowohl die Polierqualität als auch Defekte. Überzeugen können zudem die Messungen von Geometrie/Form sowie die kurzen Taktzeiten.“

Streulichtmessgerät ersetzt Koordinatenmessmaschine

Zum Einsatz kommt das Streulichtmessgerät beim letzten Arbeitsschritt in der Produktion, direkt vor dem Verpacken im Reinraum. In diesem Umfeld wird mit dem OS 500 das Ziel verfolgt, von der visuellen ‚gut/schlecht-Bewertung‘ wegzukommen, hin zu einer rückführbaren Messung. Früher wurde zudem noch eine visuelle Prüfung der hochglanzpolierten Oberflächen von zwei unabhängigen Personen durchgeführt. Diese war jedoch für Menschen sehr ermüdend, daher bestand ein erhebliches Risiko bezüglich der Zuverlässigkeit bei der Fehlererkennung. Mit dem System von OptoSurf konnte ausserdem die aufwendige taktile Formmessung mit einer Koordinatenmessmaschine durch die optische Formmessung ersetzt werden.

Oberflächenqualität als kritischer Faktor

Die Oberfläche eines Prothesenkopfs besitzt bei der Herstellung von künstlichen Hüftgelenken eine grosse Bedeutung. Sie sollte eine ideale Kugelform haben, keine Kratzer oder andere Defekte aufweisen und die Rauheit im Bereich von wenigen Nanometern liegen. Eine zu hohe Rauheit der polierten Kugel sowie bereits geringste Abweichungen in der Makrogeometrie führen zu erhöhtem Abrieb. Auch feinste Kratzer können den Abrieb deutlich fördern. Diese in den Körper eindringenden Stoffe sind potenzielle Allergie- und Krankheitsauslöser.

Das Streulichtmessgerät von OptoSurf ist in der Lage, die gesamte Oberfläche des Prothesenkopfs im Sekundenbereich zu messen. Die Messmaschine besteht aus einem Schwenk- und Rotationsmodul, das den Streulichtsensor über die Oberfläche führt, wobei pro Sekunde 2.000 Messungen aufgenommen werden. Durch Vergleichsmessungen mit einem Konfokalmikroskop wurde nachgewiesen, dass mit dem Streulichtsensor feinste Polierqualitätsunterschiede im Nanometerbereich und mit dem Auge nicht mehr sichtbare Katzer wiederholbar gemessen werden können. Formabweichungen über dem Pol und Äquator werden mit einer Genauigkeit von < 0,2 μm erfasst.

Messung nach ISO 17025

Die Rauheits- und Formmessung mit der Streulichttechnik ist ein rückführbares Messverfahren, das mit Normalen und ISO 17025 Zertifikaten abgesichert ist. Es können sowohl Metall- als auch Keramikköpfe gemessen werden. „Darüber hinaus haben wir im ersten Schritt das OS 500 basierend auf dem umfangreichen Anforderungsprofil des Kunden weiterentwickelt. Anschliessend folgten noch diverse nachträgliche technische sowie normative Anforderungen, die wir ebenfalls umsetzten“, fasst Dr. Rainer Brodmann zusammen. „Nachdem wir alle Wünsche des Medizintechnikherstellers erfüllten, kann sich das Ergebnis absolut sehen lassen: Eine deutliche Produktivitätssteigerung dank unseres Streulichtmessgeräts.“

Quelle und weitere Informationen: OptoSurf GmbH

65 Prozent mehr Cyber-Attacken in der Schweiz

Im Jahresvergleich zu 2020 gab es im Jahr 2021 65 Prozent mehr Cyber-Attacken in der Schweiz. Auch die deutschen Nachbarn wurden heftig angegriffen. Weltweit nahmen die Angriffe gegen Firmennetzwerke um 50 Prozent zu. Dies zeigt eine Auswertung durch die IT-Security-Spezialisten von Check Point.

Schwachstellen eiskalt ausgenutzt: Die Zahl der Cyber-Attacken in der Schweiz hat gemäss Sicherheitsforschern um 65 Prozent zugenommen. (Bild: Unsplash.com)

Die Sicherheitsforscher von Check Point Research (CPR), der Forschungsabteilung von Check Point® Software Technologies Ltd. haben den aktuellen Jahresvergleich zu Cyber-Attacken veröffentlicht. Basis für die Auswertung bildet die eigene ThreatCloud, die weltweit vernetzt ist. In dieser Cloud werden globale Cyber-Angriffsdaten gesammelt, die anschliessend analysiert werden um sicherzustellen, dass alle Produkte von Check Point mit den neuesten Schutzmassnahmen aktualisiert sind. Das Forschungsteam besteht aus über 100 Analysten und Forschern, die mit anderen Sicherheitsanbietern, der Strafverfolgung und verschiedenen CERTs zusammenarbeiten.

Healthcare-Anbieter unter Dauerfeuer

Die jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2021 zeigen: Überall nahm die Zahl von Angriffen auf Firmennetzwerke stark zu. In der Schweiz um 65 Prozent, in Deutschland um 62 Prozent und in Österreich um 117 Prozent. Auf die Branchen bezogen, waren in der Schweiz Healthcare-Anbieter unter Dauerfeuer und verzeichneten einen Anstieg von 107 Prozent verglichen zum Jahr 2020. Danach kommen die Bereiche Finance/Banking mit 98 Prozent sowie Government/Military mit 86 Prozent. Europa als Region sah einen Anstieg von 68 Prozent aller virtuellen Angriffe – in Prozent gemessen ist das der stärkste im Vergleich zu anderen Gegenden, auch wenn Europa und Nordamerika gemessen an den absoluten Zahlen noch relativ „sicher“ sind.

Die Kontinente im Vergleich: Europa verzeichnete die höchste Zunahme an Cyber-Attacken. (Grafik: Check Point Research)

Log4J-Schwachstelle liess Versuche von Cyber-Attacken ansteigen

Einen späten Höhepunkt sahen die Sicherheitsforscher im Dezember wegen der Log4J-Schwachstelle, die beinahe jedes System auf der Welt betrifft. Omer Dembinsky, Data Research Manager bei Check Point, erklärt dazu: „Die Zahl der Cyber-Angriffe erreichte gegen Ende des Jahres ihren Höhepunkt, was vor allem auf die Versuche zurückzuführen ist, die Sicherheitslücke Log4J auszunutzen. Neue Penetrationstechniken und Umgehungsmethoden haben es Hackern sehr viel leichter gemacht, bösartige Absichten zu verwirklichen. Besonders beunruhigend ist, dass einige wichtige gesellschaftliche Branchen auf der Liste der an den häufigsten angegriffenen Bereichen weit oben stehen. Das Bildungswesen, die Behörden und das Gesundheitswesen haben es in die Top 5 weltweit geschafft.“

Die am meisten angegriffenen Branchen. (Grafik: Check Point Research)

„Wir befinden uns in einer Cyber-Pandemie“

Die Zahl von Cyber-Attacken wird nicht abnehmen, davon ist Omer Dembinsky überzeugt. Und er wählt drastische Worte: „Ich gehe davon aus, dass all diese Zahlen 2022 steigen werden, da Hacker neue Methoden zur Durchführung von Attacken, insbesondere Ransomware-Angriffen, suchen werden. Wir befinden uns somit in einer Cyber-Pandemie, wenn Sie so wollen. Ich empfehle der Öffentlichkeit, insbesondere im Bildungs-, Regierungs- und Gesundheitssektor, sich mit den Grundlagen des eigenen IT-Schutzes vertraut zu machen. Verschiedene Massnahmen, wie das Aufspielen von Patches, die Segmentierung von Netzwerken und die Schulung von Mitarbeitern, können die Netzwerke bereits wesentlich sicherer machen.“

Quelle: Check Point

Quarantänepflicht: Wirtschaft fordert Verkürzung auf 5 Tage

Die SARS-Cov2-Mutation Omikron lässt weltweit die Fallzahlen steigen. Immer mehr Arbeitskräfte werden in die Quarantäne oder die Isolierung gezwungen. In den USA wurde die Quarantänefrist bereits auf 5 Tage reduziert. Der Wirtschafts-Dachverband Economiesuisse fordert, dass die Schweiz hier gleichziehen müsse.

Nach positivem Covid-19-Test in die Isolation mit Quarantänepflicht für Kontaktpersonen… (Bild: Pixabay.com)

Rund 70’000 Personen befinden sich laut Aussage von Economiesuisse in der Schweiz momentan in Isolation, über 31’000 in Quarantäne. Die Fallzahlen steigen an, wie die täglichen Bulletins des BAG vermelden. Der 7-Tage-Schnitt der Fallzahlen liegt gemäss letzten Angaben vom 7. Januar 2022 auf 21’189 Fällen. Es ist zu erwarten, dass die Anzahl Personen, die sich in Isolation oder Quarantäne befinden, noch weiter zunehmen wird. Die Diskussion über die Dauer der Quarantänepflicht wird immer lauter.

Quarantänepflicht und Isolation sorgen für Produktivitätssenkungen

Bereits heute sind Personalausfälle für gewisse Unternehmen ein Problem und sie müssen die Produktion drosseln oder ihr Angebot reduzieren. Im Öffentlichen Verkehr etwa haben die Zürcher Verkehrsbetriebe die Tramlinie 15 momentan eingestellt. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse erwartet, dass sich diese Engpässe in den nächsten Tagen noch verschärfen. Daher sollte das Kosten-Nutzen-Verhältnis der geltenden Regeln bezüglich Isolation und Quarantäne hinterfragt werden, so dessen Forderung. Aktuell gilt seitens Bund die Vorgabe, dass eine Isolation zehn Tage zu dauern hat. Immerhin haben viele Kantone die Dauer der Kontaktquarantäne auf sieben Tage reduziert.

Neue Erkenntnisse zur Ansteckungsphase

Die USA sind der Schweiz in der Meinung von Economiesuisse diesbezüglich einen Schritt voraus. Am 27. Dezember 2021 hat die Gesundheitsbehörde CDC (Center for Disease Control and Prevention) die Dauer der Isolation und der Quarantäne verkürzt. Infizierte, die nach einem positiven Test in Isolation sind, und Personen, die sich in Kontaktquarantäne befinden, können sich nach fünf Tagen wieder frei bewegen, sofern sie beschwerdefrei sind. Die CDC stütze ihre Entscheidung auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, wie es heisst. Diese besagen, dass der Grossteil der Ansteckungen im frühen Stadium der Erkrankung erfolgen, das heisst ein bis zwei Tage vor Auftreten der Symptome und zwei bis drei Tage danach. Daher ist die CDC der Ansicht, dass eine fünftägige Frist reicht, um die Ansteckungsgefahr, die von einer infizierten Person ausgeht, ausreichend zu verringern.

Unnötige Einschränkungen und Ausfälle verhindern

Im Gegensatz zum CDC sieht die wissenschaftliche Taskforce des Bundes die Verkürzung der Quarantänepflicht noch kritisch. Einzelne Fachleute stellen das gegenwärtige Prozedere gleichwohl in Frage und halten sogar eine komplette Aufhebung der Quarantänepflicht für angezeigt. Economiesuisse fordert zumindest eine schweizweite Verkürzung der Quarantäne und der Isolation auf fünf Tage für Personen, die zu diesem Zeitpunkt symptomfrei sind. Damit könnte die Gefahr von Produktionsausfällen gesenkt werden und es dürfte zu weniger Einschränkungen beim Infrastrukturangebot kommen. Zudem könne die Bevölkerung so ihr Alltagsleben früher wieder aufnehmen. Dies dürfte der Motivation dienlich sein, die Massnahmen mitzutragen und sich bei Symptomen tatsächlich testen zu lassen, schreibt Economiesuisse.

Quelle: Economiesuisse

DSGVO-Bussen erreichen 2021 über 1 Milliarde Euro

Gegen die EU-Datenschutz-Grundverordnung wurde im Jahr 2021 mehrfach verstossen. Es mussten DSGVO-Bussen in der Höhe von insgesamt über 1 Milliarde Euro ausgesprochen werden. Das ist ein massiver Anstieg gegenüber dem Jahr 2020.

Im Jahr 2021 mussten wegen DSGVO-Bussen in der Höhe von über 1 Milliarde Euro ausgesprochen werden. (Bild: Pixabay.com)

Das Ziel der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO, zumeist englisch abgekürzt mit GDPR) war es, den EU-Bürgern mehr Kontrolle über ihre Daten und ihre Privatsphäre zu geben. Eingeführt wurde sie im Jahr 2018 und gilt auch in den Ländern Island, Liechtenstein und Norwegen, die zwar nicht EU-Mitglieder sind, aber dem Europäischen Wirtschaftsraum EWR angehören. Schweizer Unternehmen betrifft die DSGVO insofern, als sie mit Niederlassungen in EU-Ländern aktiv sind. Bei Verstössen könnten also auch sie zu DSGVO-Bussen verknurrt werden. Ein neues Schweizer Datenschutzgesetz (siehe Kasten) wartet nach langer Diskussion auf seine Inkraftsetzung – möglicherweise Mitte 2022.

Rekordhohe Bussen im Jahr 2021

Der Anbieter von Datensicherheits-Dienstleistungen Atlas VPN hat die DSGVO-Bussgelder im Jahr 2021 errechnet. Diese belaufen sich nach deren Angaben auf über 1 Milliarde Euro, wobei im Jahr 2021 insgesamt 412 Bußgelder verhängt worden sind. Zu den Unternehmen, die die höchsten Strafen für Verstösse gegen die DSGVO zahlen mussten, gehören globale Unternehmen wie Amazon und WhatsApp, aber auch verschiedene nationale Telekommunikations-Dienstleister. Wie weit auch Schweizer Unternehmen DSGVO-Bussen entrichten mussten, geht aus den Informationen von Atlas VPN nicht hervor.

Im Jahr 2018, als die EU das DSGVO-Gesetz umsetzte, wurden insgesamt 436 000 Euro an Bussgeldern an Unternehmen verhängt. Im nächsten Jahr, 2019, stieg die Summe der Geldbussen deutlich auf 72 Millionen Euro. Im Jahr 2020 belief sich dann der Gesamtwert der verhängten Geldbussen bis zum Jahresende auf über 171 Mio. Euro. Das Jahr 2021 übertraf die vergangenen Jahre jedoch bei weitem und brachte DSGVO-Bussen in Höhe von mehr als 1 Mrd. EUR hervor, was einem Anstieg von 521 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die höchste Busse im Jahr 2021 musste Amazon Europe Core S.à.r.l. mit 746 Mio. Euro bezahlen. Später, im September, verhängte die EU gegen WhatsApp Ireland Ltd. eine Geldstrafe von 225 Millionen Euro, die zweithöchste Strafe in der Geschichte der DSGVO. Vilius Kardelis, Cybersecurity-Autor bei Atlas VPN, lässt sich wie folgt zitieren: „Die DSGVO zieht weiterhin erfolgreich Unternehmen zur Rechenschaft, wenn sie die Daten von Menschen missbrauchen oder ihre Datenschutzrichtlinien unklar formulieren. Die Unternehmen sind verantwortungsbewusster im Umgang mit ihren Kundendaten geworden, um saftige Geldstrafen von den Aufsichtsbehörden zu vermeiden, was letztlich allen EU-Bürgern zugutekommt.“ Die Bemühungen um mehr Datenschutz scheinen also erste Früchte zu tragen.

DSGVO-Bussen im Jahresvergleich (Grafik: Atlas VPN)

DSGVO-Bussen im Ländervergleich

In einigen Ländern hatten die aktualisierten Datenschutzgesetze erhebliche Auswirkungen auf die Unternehmen, da sie im Rahmen des neuen Systems mit angemessenen Geldbussen belegt wurden. So wurden etwa in Spanien 351 Bußgelder verhängt, die sich auf 36,7 Millionen Euro belaufen. Die durchschnittliche Strafe beläuft sich auf rund 105 000 EUR, womit Spanien im Vergleich zu allen anderen Ländern mit Abstand die meisten Bussgelder kassiert hat. Als grösste „Sünder“ erwiesen sich dort verschiedene Telekom-Anbieter, allen voran Vodafone Spain, die mit verschiedenen Marketing-Aktivitäten mehrmals gegen die DSGVO-Vorschriften verstossen hatten.

An zweiter Stelle steht Italien mit 101 DSGVO-Bussen, für die die Unternehmen fast 90 Millionen Euro zahlen mussten. Die durchschnittliche Strafe in Italien betrug 2021 etwa 887 000 EUR, was im Vergleich zu anderen Ländern eine der höchsten ist. Auch in unserem südlichen Nachbarland wurde mit TIM ein grosser Telekommunikations-Dienstleister zur Kasse gebeten. Das Unternehmen musste eine Busse von 27.8 Mio. Euro wegen unvorschriftsmässigen Sammelns und Weiterverbreitung von Daten bezahlen.

An dritter Stelle der Liste steht Rumänien, das insgesamt 68 Sanktionen verhängt hat, die sich auf 721 000 Euro summieren. Obwohl das Land viele Strafen verhängt hat, liegt der Durchschnitt bei unter 11 000 Euro.

Quelle: VPN Atlas

Neues Datenschutzgesetz in der Schweiz

Auch die Schweiz erhält ein neues Datenschutzgesetz. Dieses wurde am 25. September 2020 verabschiedet und soll möglicherweise Mitte 2022 in Kraft treten. Es lehnt sich in wesentlichen Punkten an die DSGVO der EU an und hat zum Ziel, die Transparenz im Austausch und in der Bearbeitung von Personendaten zu erhöhen, die Eigenverantwortung der Datenbetreiber zu fördern sowie die Datenschutzaufsicht durch den Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten EDÖB zu stärken. Ebenfalls bringt das neue Schweizer Datenschutzgesetz einen Ausbau der Strafbestimmungen mit Bussen von bis zu 250 000 Franken.

Watt d’Or 2022: Bundesamt für Energie verleiht Energiepreis an drei Unternehmen

Am 6. Januar 2022 verlieh das Bundesamt für Energie zum fünfzehnten Mal den Energiepreis Watt d'Or. Die Gewinner des Watt d'Or 2022 sind die SBB (Kategorie Energietechnologien), die Verora AG (Kategorie Erneuerbare Energien) und die schaerraum AG (Kategorie Gebäude und Raum).

Die SBB gewinnen den Watt d’Or 2022 für ihre intelligente Laststeuerung gegen Stromverbrauchspitzen im Taktfahrplan. (Bild: (c) SBB CFF FFS)

Zum nunmehr 15. Mal wurde am 6. Januar 2022 durch das Bundesamt für Energie der Energiepreis Watt d’Or verliehen. Der nicht dotierte Preis zeichnet aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich aus. Die Trophäe – eine Schneekugel – wurde dieses Jahr aufgrund der Pandemiesituation in kleinem Rahmen überreicht. Die Jury für den Watt d’Or 2022 stand unter dem Vorsitz der St.Galler Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher. 

Gewinner des Watt d’Or 2022

Insgesamt haben 31 Organisationen Projekte eingereicht, die von einem Expertenteam evaluiert wurden. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 11 Beiträge. Daraus hat die Jury nun die Siegerprojekte in den vier Watt d’Or-Kategorien gekürt, wobei: In diesem Jahr gibt es in der Kategorie Mobilität keinen Gewinner. In der Kategorie „Energietechnologien“ gewinnt dieses Jahr die SBB den Preis, die Verora AG aus Edlibach ZG in der Kategorie „Erneuerbare Energien“ und die schaerraum AG aus Horw LU in der Kategorie „Gebäude und Raum“.

Intelligente Laststeuerung gegen Stromverbrauchsspitzen

Die SBB wurden für ihre intelligente Laststeuerung gegen Stromverbrauchsspitzen im Taktfahrplan ausgezeichnet. Zum Einsatz kommt dabei eine selbst entwickelte Lastmanagement-Software. Diese schaltet bei Lastspitzen, die bei der bekanntlich sehr hohen Taktdichte des Fahrplans immer wieder vorkommen können, Zugwagen- und Weichenheizungen für kurze Zeit ab. So flexibilisiert die SBB den Verbrauch und optimiert als «Prosumer» das Zusammenspiel mit der Stromproduktion. Bis 2023 kann die SBB auf diese Weise 70 Megawatt flexibel steuern. Sie übernimmt damit eine Vorbildrolle auch für das allgemeine Stromnetz der Schweiz, so ein Fazit der Jury.

Pflanzenkohle speichert CO2

In der Moränenregion Menzingen/Neuheim (Kanton Zug) befindet sich eine Keimzelle für die noch jungen Negativemissionstechnologien (NET). Seit 2012 produziert hier die Verora AG, eine Gruppe von Landwirten aus dem Zuger Berggebiet, Pflanzenkohle aus naturbelassenem Baum- und Strauchschnitt. Die dazu nötige Pyrolyse-Anlage hat das Team der Verora AG in den letzten 10 Jahren vom Prototypen des deutschen Universitäts-Spinoffs Pyreg GmbH zur zuverlässig funktionierenden Produktionsanlage entwickelt. Die Pflanzenkohle vermindert als Futterzusatz die Bildung von Klimagasen bei der Verdauung der Kühe, sie vermindert den Ammoniakgeruch im Stall, erhöht den Nährstoffgehalt von Dünger und Kompost, macht landwirtschaftlichen Böden robuster und fruchtbarer und bindet darin das CO2 über Jahrhunderte.

Gewinner des Watt d’Or 2022 in der Kategorie „Erneuerbare Energien“: Von links nach rechts: Albin Keiser, Fabian Keiser (Verwaltungsratspräsident Verora AG), Adrian Würsch (Geschäftsführer Verora AG), Fredy Abächerli (Verwaltungsrat Verora AG) (Bild: zVg / Bundesamt für Energie)

Ebenfalls mit dem Watt d’Or 2022 ausgezeichnet: Klimaneutrales Gewerbe- und Wohnhaus

Holzbauten entwickeln sich immer mehr zu einer wirtschaftlich attraktiven Alternative zu herkömmlichen Bauweisen. Die schaerraum AG aus dem luzernischen Horw hat nach dem modularen Planungsprinzip „RaumRaster“ ein klimaneutrales Gewerbe- und Wohnhaus erstellt. Das Prinzip basiert auf einem Holzskelett, das auf einem Betonsockel steht und die gesamte Last des Gebäudes trägt. Dank flexibel kombinierbaren Modulen konnte die Bauzeit erheblich verringert werden: Das Gebäude wurde in nur acht Monaten erstellt. Auch die Haustechnik schont Ressourcen und Kosten: Die smarte Koppelung der Klimatechnik mit den Energiepfählen, der Wärmepumpe, den Solaranlagen auf Dach und Carport und einem Batteriespeicher produziert das Gebäude rund 50% mehr Energie als es verbraucht. In den Augen der Jury ist das Planungsprinzip „RaumRaster“ von schaerraum AG für den Bau von Mehrfamilienhäusern aus Holz ein vielversprechender Ansatz, um klimafreundlich, ressourcenschonend und kostengünstig zu bauen.

Quelle: Bundesamt für Energie

Mehr Flexibilität für Kunststoffspritzen und 3D-Druck

Mit einem neuen Softwaremodul kann ein CAD-Modell für Kunststoffspritzguss oder 3D-Druck durch Postprocessing der Messdaten direkt in der Messsoftware korrigiert werden. Das fertige Werkstück liegt dann innerhalb der vorgegebenen Toleranzen.

Korrektur des Werkzeug-CAD-Modells mit WinWerth® FormCorrect: Die gemessenen Abweichungen des Werkstücks zum Werkstück-CAD-Modell werden an letzterem gespiegelt, da eine korrespondierende Fläche in beiden Modellen existiert (für das Werkstück-Modell grün, für das Werkzeug-Modell blau dargestellt). (© Werth Messtechnik)

Im Kunststoffspritzen bzw. Spritzguss und 3D-Druck treten prozessbedingt systematische Geometrieabweichungen der Produkte auf. Das Software-Modul FormCorrect ist ein integraler Bestandteil der Messsoftware WinWerth® von Werth Messtechnik aus Gießen (Deutschland) und ermöglicht eine Produktoptimierung mithilfe der weitgehend automatischen Korrektur des CAD-Modells. Durch die Prozessoptimierung mit häufig nur einer Korrekturschleife können die Entwicklungskosten deutlich reduziert werden.

Mehr Bedienkomfort

Nun wurde der Funktionsumfang ausgebaut, um noch mehr Flexibilität zu ermöglichen. Die Erweiterung der Visualisierungsoptionen gewährt einen erhöhten Bedienkomfort. Zur Prüfung der Parameterwahl können vor der Korrektur die relevanten Messpunkte sowie die ursprünglichen und voraussichtlich verbleibenden Abweichungen dargestellt werden. Da die korrekte Ausrichtung der Messpunktewolke zum CAD-Modell Voraussetzung für ein gutes Korrekturergebnis ist, kann das Abweichungselement nun ebenfalls angezeigt und geprüft werden. Neben den Messpunkten können weitere Visualisierungsoptionen ein- und ausgeblendet werden. Mithilfe der Zylinder zur Punktselektion lässt sich die Auflösung der Korrektur prüfen. Die Pfeile innerhalb der Zylinder zeigen die jeweilige Abweichung und können für eine übersichtlichere Darstellung ebenfalls ausgeblendet werden.

Korrekturvorgang wird übersichtlicher

In der erweiterten Version von FormCorrect lassen sich nicht funktionsrelevante Elemente wie Schriftzüge und Auswerferabdrücke von der Korrektur ausschließen. Bei der Berechnung des Abweichungselements können jetzt auch mehrere Messungen berücksichtigt werden, sodass sogar bei einer starken Prozessstreuung eine effiziente Korrektur mit geringen verbleibenden Abweichungen zum CAD-Modell möglich ist. Die Korrektur kann im Anschluss an die Parameterdefinition für alle gewünschten Patches durchgeführt werden. Die Trennung der beiden Prozesse ermöglicht eine bessere Übersicht über den Korrekturvorgang.

Kunststoffspritzen: Korrektur direkt am Werkzeug CAD-Modell

Neben dem Werkstück-CAD-Modell kann die Korrektur auch direkt am Werkzeug-CAD-Modell durchgeführt werden. Auch in diesem Fall werden zur Berechnung des Abweichungselementes die gemessenen Abweichungen des Werkstücks zum Werkstück-Modell an letzterem gespiegelt, da eine korrespondierende Fläche in beiden Modellen existiert. Es handelt sich um die Fläche, an der sich Werkstück und Werkzeug während des Spritzgießens berühren. Der Unterschied zwischen der Korrektur des Werkstück- und der des Werkzeug-Modells ist daher nur, ob das Material entfernt oder hinzugefügt werden muss. Ist beispielsweise das Werkstück zu breit, muss beim Werkstück Material entfernt, beim Werkzeug Material hinzugefügt werden.

Quelle und weitere Informationen: Werth Messtechnik

Know Your Customer-Prozesse zeigen Einsparpotenzial für Banken

Gemäss einer Auswertung von PwC sind 54 Prozent der Firmenkunden von Banken mit deren Know Your Customer-Prozessen unzufrieden. Ein zentrales internationales und digitales KYC-Netzwerk würde dabei die Prozesse vereinfachen und das Kundenerlebnis verbessern. Dieser netzwerkorientierte Ansatz birgt für Banken erhebliches Einsparpotenzial.

Know Your Customer-Prozesse bei Banken sind oft Gegenstand für Unzufriedenheit. Auf der anderen Seite bergen KYC-Netzwerke für Banken ein erhebliches Sparpotenzial. (Bild: Pixabay.com)

Die Prävention von Geldwäsche und die Verhinderung von Geldflüssen an terroristische Organisationen haben in den letzten Jahren einen hohen Grad an öffentlicher Aufmerksamkeit erlangt. Obwohl Finanzinstitute jährlich Milliarden ausgeben, um mit immer strengeren und umfangreicheren Aufsichtsregularien Schritt zu halten, stellt die Einhaltung von «Anti Money Laundering» (AML)- und «Know Your Customer» (KYC)-Vorschriften Banken vor strategische Herausforderungen.

Know Your Customer-Prozesse als Kostenfaktor?

Die Ergebnisse der aktuellen «Know Your Costumer»-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigen, dass Banken mit einem effizienten, netzwerkorientierten Ansatz bis zu 65% ihrer AML- und KYC-Betriebskosten einsparen könnten. Denn durch gezielte Massnahmen zur Produktivitätssteigerung und Faktorkostenreduktion lassen sich vielfach Prozesse vereinfachen, Kosten senken und das Kundenerlebnis verbessern, so eine Erkenntnis der Studie, die die Know Your Customer-Prozesse verschiedener Geldinstitute unter die Lupe genommen hat.  

Weltweit zahlten Banken in den Jahren 2015 bis 2019 rund 21,9 Milliarden Schweizer Franken (23,2 Milliarden Euro) für AML-/KYC-Sanktionen und damit verbundene Anwaltsgebühren. Dies entspricht einer Steigerung um das 26-fache im Vergleich zu den Ausgaben zwischen 2005 und 2009. Allein in Europa entstehen bei den Banken für die Unterhaltung und Gewährleistung der KYC-Compliance-Prozesse jährlich Betriebskosten in Höhe von schätzungsweise 11,4 Milliarden Schweizer Franken (12 Milliarden Euro). Hinzu kommen weitere Technologieausgaben in Höhe von rund 6,6 Milliarden Schweizer Franken (7 Milliarden Euro) pro Jahr. Lediglich 20% der Kosten entfallen dabei auf die Aufnahme von Neukunden und deren Datenerfassung, wohingegen ganze 80% bei der Durchführung planmässiger sowie anlassbezogener Überprüfungen der persönlichen sowie der Geschäftsdaten von Firmenkunden entstehen. Besonders auffällig: Die meisten Kosten fallen zu den internationalen Grosskonzernen unter den Firmenkunden an, obwohl deren Anzahl in den Gesamtportfolien der Banken in den europäischen Kernmärkten, etwa im Vergleich zu Klein- und mittelständischen Unternehmen, überschaubar ist.  

Unzufriedenheit bei Firmenkunden

Auch die Firmenkunden selbst zeigen sich mit dem Status quo unzufrieden – sie wünschen sich einheitliche Vorgehensweisen von ihren Hausbanken und mehr Komfort, z.B. in der digitalen Interaktion, fand die Studie heraus. Acht von zehn Banken führen bereits nennenswerte KYC-Optimierungsprogramme durch, dennoch bewerten 54% der Unternehmen ihre Erfahrungen mit KYC-Prozessen als negativ.  

Flächendeckend arbeiten Finanzinstitute bereits intern an Prozessen zur verbesserten Reaktion auf künftige Richtlinien sowie der effizienten Steuerung der eigenen KYC-Verarbeitungskapazitäten. Daneben beauftragen Banken auch externe Dienstleister mit der Übernahme bestimmter KYC-Aufgaben oder nutzen regionale «Utilities», die das Datenmanagement gebündelt für mehrere Institute übernehmen. Am Markt haben sich ausserdem zahlreich Netzwerkansätze gebildet, um den Datenaustausch zwischen Banken, Firmenkunden, Aufsichtsbehörden und Datenanbietern innerhalb eines leicht zugänglichen Ökosystems zu vereinfachen. Zwar zeigen die Ergebnisse der Studie, dass durch koordinierte Mehrfachnutzung bestehender Datensätze, automatisierter Ausfüllformate, zielgerichteter Mitarbeiterschulungen und die Beschäftigung von KYC-Analysten in Niedrigkostenländern bis zu 65% der aktuell anlaufenden Betriebskosten für AML- und KYC-Massnahmen eingespart werden können – die zentralen Vorteile lassen sich aber erst durch einen «Best of Breed»-Ansatz mit den Erfahrungswerten aller bereits eingesetzter Massnahmen realisieren. 

Länderübergreifende KYC-Netzwerke als Lösung

Um das zu erreichen, bedarf es eines länderübergreifenden KYC-Netzwerks, das Banken, ihre Firmenkunden und Daten, Aufsichtsbehörden sowie andere Dienstleister über spezifische Zugangspunkte miteinander verbindet. Im Zentrum dieses Netzes stehen die Firmenkunden und deren reibungsloses Kundenerlebnis. Diese können ihre Daten mithilfe digitaler Lösungen zentral kontrollieren und mit ausgewählten Banken auf Wunsch sicher teilen. Grundlegender Faktor zur Wiederverwendbarkeit bereits existierende KYC-Datenbestände ist die Entwicklung eines gemeinsamen und seitens nationaler und internationaler Aufsichtsbehörden anerkannten Datenstandards sowie die Möglichkeit eines sicheren und grenzübergreifenden Datenaustausches. Auch Aufsichtsbehörden können eine Rolle im Netzwerk spielen und so die Einhaltung der Vorschriften zweckdienlich überwachen. Durch die Möglichkeit einer flexiblen Skalierbarkeit liesse sich das Netzwerk um weitere Dienstleister zur Einführung neuer und auf Banken und Firmenkunden zugeschnittener Services erweitern. 

«Das Modell wird erfolgreich sein, wenn das Netzwerk neben dem standardisierten und internationalen KYC-Datenmanagement noch anderweitig und vielfältig durch Unternehmen und Banken genutzt wird. Etwa zur Identifizierung von Akteuren entlang der Lieferkette von Unternehmen, zur Verwertung von Informationen über mehrere Unternehmen einer Gruppe hinweg oder sogar zur branchenübergreifenden Bereitstellung von Daten für Geschäfte sind zahlreiche Anwendungen vorstellbar. Erst im freien Austausch aller Teilnehmer können sich Effizienzgewinne voll entfalten und neue Angebote und Services entstehen», erläutert Markus Weiss, Director bei Strategy& Schweiz. «Durch den gesteigerten Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad sämtlicher Prozesse und den Einsatz von Technologien wie Blockchain oder künstliche Intelligenz können Banken zusätzlich die Effizienz ihrer gesamten Geschäftstätigkeit verbessern.» 

Quelle: Strategy&

Gurken mit Öko-Mantel: Empa entwickelt Cellulose-Schutzschicht

Forschende der Empa haben gemeinsam mit Lidl Schweiz eine Art "Öko-Mantel" für Früchte und Gemüse entwickelt. Die neuartige Beschichtung auf Cellulose-Basis hilft, die Verpackung zu reduzieren und Food-Waste zu vermeiden.

Neu sollen bei Lidl Gurken mit einer Beschichtung als „Öko-Mantel“ statt mit Plastikfolie vor dem Verderb geschützt werden. (Bild: Empa / Seraina Schudel)

Wir kennen es vom täglichen Gang in den Supermarkt: Früchte und Gemüse sind zumeist in Plastik verpackt, oftmals sogar einzeln, wie z.B. die eng mit Kunststoff-Folie überzogenen Salatgurken. Klar schützen solche Plastikverpackungen das Obst und das Gemüse vor dem Verderb, sorgen aber auch für beträchtliche Mengen Müll. Gemeinsam mit der Empa hat Lidl Schweiz nun eine Schutzhülle für Obst und Gemüse entwickelt, die auf nachwachsenden Rohstoffen basiert, also eine Art „Öko-Mantel“. 

Ein „Öko-Mantel“ statt Plastikfolie

Nach mehr als einem Jahr Arbeit können die Forschenden des Empa-Labors Cellulose & Wood Materials nun eine spezielle Cellulose-Schutzschicht präsentieren, die auf Früchte und Gemüse aufgetragen werden kann. Ergebnis: Die beschichteten Früchte und Gemüse bleiben bedeutend länger frisch. So konnte in Tests die Haltbarkeit von Bananen um über eine Woche verlängert werden. Damit wird Food-Waste deutlich verringert. «Das grosse Ziel ist, dass solche natürlichen Coatings in der Zukunft viele erdölbasierte Verpackungen ersetzen können», sagt Gustav Nyström, Leiter der Forschungsabteilung.

Gelb ist das neue Braun: Die Cellulose-Beschichtung sichert erfolgreich die Produktqualität bei Bananen. Dies zeigten die Vorstudien der Empa in verschiedenen Versuchen. (Bild: Manifesto Films, Lidl Schweiz / Empa)
 
Dieser neuartige Öko-Mantel wird aus Trester – das sind ausgepresste Frucht- und Gemüseschalen – hergestellt. Diese Rückstände, die bei der Herstellung von Gemüse- und Fruchtsäften anfallen, wurden bisher in Biogasanlagen oder direkt auf dem Feld entsorgt. Künftig können diese Übrigbleibsel nun für die Schutzbeschichtung von frischen Früchten verwendet werden. Die Beschichtung wird – je nach Studienergebnissen – entweder auf die Früchte gesprüht oder als Tauchbad auf die Produkte aufgetragen und ist einfach abwaschbar. Da sie für den Verbraucher unbedenklich ist, kann sie auch ohne Probleme mit verzehrt werden. Das Potential der Cellulose-Beschichtung ist gemäss den Forschenden dabei noch lange nicht ausgeschöpft: Es bestehe sogar die Möglichkeit, Zusätze wie Vitamine oder Antioxidanten etc. hinzuzufügen, wie es heisst.

Voraussichtlich in zwei Jahren in grossem Stil einsatzbereit

Für diesen vielversprechenden Öko-Mantel lief seit 2019 eine Vorstudie. Diese ist nun erfolgreich abgeschlossen, und die Hauptstudie wird nun gestartet. Die an der Empa entwickelte Cellulose-Schicht wird somit in den nächsten zwei Jahren zusammen mit Lidl Schweiz und einem Obst- und Gemüselieferanten getestet und weiter verbessert. Das Projekt wird von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) finanziell gefördert. Ziel der Forschungspartner ist es, dass die neue Technologie nach dem erfolgreichen Abschluss der Hauptstudie in allen über 150 Lidl Filialen in der Schweiz zum Einsatz kommen kann.

Quelle und weitere Informationen: Empa

Prognose für die Arbeitswelt 2022

Zum Jahreswechsel hat sich Laura Ryan, Director of International HR bei Dropbox, als Gastautorin Gedanken über die Arbeitswelt der Zukunft gemacht. Sie macht dabei drei Vorhersagen für 2022.

Der Arbeitsplatz ist nicht mehr an einen festen Ort gebunden: So lautet eine Prognose für die Arbeitswelt 2022. (Bild: zVg Dropbox.com)

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten eineinhalb Jahren radikal verändert. Die Pandemie hat sowohl neue Trends hervorgebracht als auch bestehende so beschleunigt, dass wir uns heute in eine völlig neue HR-Landschaft katapultiert wiederfinden. Während es im Jahr 2020 noch um schnelles Umschwenken, vorübergehende Lösungen und für viele um Anpassung zum puren Überleben ging, haben wir 2021 beobachten können, wie Unternehmen die Erkenntnisse aus den ersten Monaten genutzt haben, um mutig langfristige Veränderungen umzusetzen. Damit hat sich die Zukunft der Arbeit für immer verändert – und so finden sich hier meine Prognose für Top-Trends für Unternehmens- und Personalentscheider für das Jahr 2022.

Prognose 1: Rote Karte für 9-to-5

Voller Fokus auf Flexibilität! Neue Flexibilität ist zum Paradigma geworden, sei es durch hybride Arbeitsformen oder vollständige Fernarbeit realisiert. Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeitenden die Freiheit kennengelernt, für ihre Aufgabenerledigung nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden zu sein. Was zunächst für viele gewöhnungsbedürftig war, ist heute zum Gesetz geworden. Althergebrachte Vorstellungen von Präsentismus haben sich endgültig als irrelevant erwiesen.

Unternehmen, die sich diesem Wandel widersetzen, werden kaum Chancen haben, sich im War for Talents durchzusetzen. Eine Umfrage vom Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag von EY Real Estate hat ergeben, dass 90 % der Menschen gerne aus der Ferne arbeiten würden, zumindest teilweise oder in Vollzeit. Zudem zeichnet sich in ganz Europa eine neue Welle von Kündigung ab, von Arbeitnehmenden, die ihren Arbeitsplatz auf der Suche nach mehr Flexibilität und Sinnhaftigkeit verlassen. Das fordert die Unternehmen heraus, umzudenken und sich von einer Firmenkultur oder Arbeitszeitstrategie, bei der die Mitarbeitenden an ihrer Präsenz in der Zeit von 9 bis 17 Uhr bemessen werden, zu verabschieden.

Ich prognostiziere, dass die Zahl der Unternehmen drastisch ansteigen wird, die mehr Flexibilität in Bezug auf die Art und Weise bieten, wie und wo die Mitarbeiter arbeiten möchten. Und selbst die traditionellsten Branchen werden sich darauf einstellen.

Prognose 2: Platzverweis für den festen Arbeitsort

In den vergangenen 20 Monaten zogen mehr Wissensarbeitende um als je zuvor, und dieser Trend wird sich nochmal verstärken. Laut einer Bitkom-Studie würde jede*r fünfte Berufstätige (21 %) umziehen, wenn in Zukunft größtenteils im Homeoffice gearbeitet werden würde. Und das eröffnet Arbeitgeber*innen, die bei der Auswahl ihrer Arbeitsorte flexibel sind, große Chancen. Remote Work, verteiltes Arbeiten hat einen enormen Einfluss auf die Mobilität von Talenten.

Doch um die ortsunabhängige Zusammenarbeit erfolgreich zu gestalten, müssen Unternehmen ihre Talentstrategien und die Tools für die Zusammenarbeit überdenken. Schließlich benötigen die Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten andere Werkzeuge. Jüngste Untersuchungen von Dropbox in Zusammenarbeit mit Enterprise Nation haben ergeben, dass Videokonferenzen, Cloud-Speicher, Dateifreigabe und Simultanbearbeitungssoftware beispielsweise für die Geschäftskontinuität während der Pandemie geschäftsentscheidend waren.

Ich äussere die Prognose, dass der Markt an einfachen, leicht zu bedienenden Dokumenten-Workflows, die Reibungsverluste beim global verteilten ortsunabhängigen Arbeiten ausschließen oder reduzieren, weiterhin stark wachsen wird.

Prognose 3: Klare Verlängerung der asynchronen Kommunikation

Als die Pandemie zum ersten Mal auftrat, wurden die Mitarbeitenden überall schnell von der „Zoom-Müdigkeit“ erfasst. Tage voller Videoanrufe raubten uns die Energie – und vor allem standen sie einer sinnvollen Arbeit im Weg. Unnötige Besprechungen sind einer der größten Störfaktoren für einen produktiven und effektiven Arbeitstag, und es liegt an uns allen, dies zu ändern. Indem wir unsere Mitarbeitenden ermutigen, alle unnötigen Besprechungen aus ihren Kalendern zu streichen und Live-Konversationen bewusster zu planen, können die Mitarbeitenden leichter von „ganztägig synchronisiert“ auf „standardmäßig asynchron“ umstellen und so mehr Flexibilität und höhere Konzentration in ihren Tag bringen. Die Wichtigkeit von Live-Konversationen bleibt jedoch bestehen – und die Magie liegt darin, den Mitarbeitern beizubringen, wie sie erkennen können, wann ein kurzes Zoom oder ein Telefonat (noch) von Wert sind. Um das zu unterstützen, werden neue Rahmenwerke wie die „Core Collaboration Hours“ benötigt. Durch die Festlegung klarer Zeitfenster für die asynchrone und die Echtzeit-Zusammenarbeit können die Mitarbeitenden über Zeitzonen hinweg effektiver mit ihren Kolleg*innen zusammenarbeiten und gleichzeitig wertvolle Zeit zurückgewinnen, um sich auf ihre Lieblingsprojekte und ihr Privatleben zu konzentrieren. Den Unternehmen, die den Schritt zu einem Kulturwandel in Richtung „Asynchron als Standard“ wagen, prognostiziere ich die besten Erfolge bei der Gewinnung neuer Talente!

Personalführung: Von Schiedsrichtern zu Spielmachern

In den letzten 20 Monaten hat sich auch weltweit die Rolle der Personalabteilung extrem gewandelt. Vor Corona war die HR-Abteilung eine notwendige Unternehmensabteilung, die oft nur hinter den Kulissen für reibungslose Abläufe sorgte. Mit dem Wandel der Arbeitswelt hat sich aber auch die Personalabteilung gewaltig mitgeändert. In diesen noch nie da gewesenen, herausfordernden Zeiten haben die Personalleitenden das Schiff durch den Sturm navigiert, und so wurde ihnen endlich ein wohlverdienter Platz am Tisch der Unternehmensführung eingeräumt. Jetzt, da ihr Wert als strategische Vordenkende bewiesen ist, wird ihr Einfluss über die Personalabteilung hinaus anerkannt bleiben. Ich sage klar vorher, dass ab 2022 noch viele Mitarbeiter aus der Personalführung an Unternehmensentscheidungen aller Bereiche beteiligt sein werden und sich ihre Rolle von außenstehenden Schiedsrichter*innen hin zu echten Spielmacher*innen verändert.

 

Laura Ryan (Bild: zVg Dropbox.com)

Zur Autorin:
Laura Ryan ist Director of International HR bei Dropbox, der Content-Collaboration-Plattform, die hilft, die Arbeit in der neuen Welt des verteilten Arbeitens zu organisieren. Laura Ryan verfügt über mehr als 16 Jahre Erfahrung in der HR-Branche.