Alt-Bundesrätin Simonetta Sommaruga wird Präsidentin von Equal-Salary

Die Stiftung Equal-Salary hat die ehemalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga zur Präsidentin gewählt. Es handelt sich um das erste öffentliche Projekt von Frau Sommaruga seit ihrem Ausscheiden aus dem Bundesrat Ende 2022. Dieses Engagement verleiht der Verfolgung der Lohngleichheit und der Chancengleichheit neuen Schwung in der Schweiz und über die Grenzen hinaus.

Stiftung Equal-Salary – Noémie Storbeck, Simonetta Sommaruga und
Lisa Rubli. (Bild: www.equalsalary.org / Raphael Moser)

Simonetta Sommaruga stand acht Jahre lang an der Spitze des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD). Während ihrer Amtszeit setzte sie sich mutig für die Lohngleichheit und die Vertretung von Frauen in börsennotierten Unternehmen ein. Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Einführung von Lohngleichheitsanalysen und Quoten zugunsten von Frauen und veränderte damit die Schweizer Unternehmenslandschaft. Diese Gesetzesreformen verpflichteten grosse Unternehmen, die Lohndiskriminierung zu beseitigen und eine grössere Vielfalt in den Positionen zu fördern, auf der Führungsebene und in den Verwaltungsräten.

Mit der Übernahme des Vorsitzes der Stiftung führt Simonetta Sommaruga gleichsam ihre Aufgabe fort, das Lohngefälle zu beseitigen. Das Lohngefälle verringert sich immer noch zu langsam, wie aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Frau Sommaruga setzt ihr Engagement gegen Ungleichheiten fort und setzt dabei auf die die Verantwortung der Unternehmen. „Mit der Zertifizierung Equal-Salary machen die Unternehmen einen entscheidenden Schritt in Richtung Chancengleichheit. Ein moderner Arbeitgeber muss heute in der Lage sein nachweisen zu können, dass er Frauen die gleichen Chancen bietet wie Männern, auch bei der Einstellung, Weiterbildung und Beförderung“, betont die neue Präsidentin der Equal-Salary-Stiftung.

Die Stiftung Equal-Salary zertifiziert Unternehmen, die anhand einer international anerkannten wissenschaftlichen Methodik nachweisen können, dass sie nicht nur die Lohngleichheit, sondern auch die Chancengleichheit im gesamten Lebenszyklus ihrer Angestellten (Rekrutierung, Weiterbildung und Beförderung) einhalten. Die Zertifizierung ist eine positive, freiwillige, konkrete und greifbare Massnahme, die es den Unternehmen ermöglicht, die Gleichstellung auf der Grundlage von Beweisen zu kommunizieren und gleichzeitig die Vertraulichkeit der Daten ihrer Angestellten zu wahren. Bis heute hat die Stiftung mehr als 150 Zertifizierungsverfahren in über 90 Ländern durchgeführt. Mehrere zertifizierte Unternehmen haben ihre Verpflichtung erneuert und zeigen ein starkes Engagement für die Förderung der Gleichstellung und den Aufbau von Vertrauen und Respekt für ihre Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Partner:innen.

Lohnanalysen mit „Logib“

Seit 2024 bietet die Stiftung Equal-Salary eine neue Dienstleistung an: Lohnanalysen, die mit Hilfe des Instruments „Logib“ zur Analyse der Lohngleichheit (von der Schweizerischen Eidgenossenschaft kostenlos zur Verfügung gestellt) durchgeführt werden, können nach einer externen Prüfung in den Zertifizierungsprozess integriert werden. Dies ermöglicht es den Unternehmen, direkt zur zweiten Phase der Zertifizierung überzugehen: dem qualitativen Audit vor Ort. Dieses vereinfachte Verfahren soll mehr Unternehmen dazu ermutigen, eine Zertifizierung der Lohngleichheit anzustreben und somit nicht nur die rein quantitativen, sondern auch die qualitativen Elemente der Chancengleichheit in ihrem Unternehmen umzusetzen. „Heute suchen die Unternehmen nach qualifiziertem Personal und gleichzeitig gibt es immer mehr sehr gut ausgebildete Frauen. Lohngleichheit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind daher Schlüsselfaktoren nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch im Interesse der Wirtschaft“, fügt Simonetta Sommaruga, Präsidentin der Stiftung Equal-Salary, hinzu.

Auf internationaler Ebene hat die Europäische Kommission eine Richtlinie zur Transparenz des Arbeitslohnes erlassen, die im Frühjahr 2023 in Kraft treten wird. Das Ziel dieser Norm ist es, den Zugang von Arbeitnehmern zu Informationen über ihr eigenes Gehalt, aber auch über das ihrer männlichen und weiblichen Kollegen zu verankern. Die Arbeitgeber müssen Löhne anbieten, die die Lohngleichheit respektieren und der Forderung nach Transparenz entsprechen. Schweizer Unternehmen, die in Europa tätig sind, werden sich früher oder später ebenfalls an diese Richtlinie halten müssen. Die Equal-Salary-Zertifizierung bietet eine direkte und konkrete Unterstützung für Unternehmen, die bereits jetzt dieser neuen Richtlinie entsprechen.

„Mit grossem Stolz begrüssen wir Simonetta Sommaruga als Präsidentin der Equal-Salary-Stiftung. Ihr Pragmatismus, ihr Einfluss und ihr kontinuierliches Engagement für die Gleichstellung machen sie zur idealen Person, um die Stiftung zu repräsentieren und die Sache zu verbessern. Sache der Gleichstellung in der Schweiz und im Ausland zu fördern. Die gerechte Aufteilung von wirtschaftlicher Macht und Verantwortung zwischen Frau und Mann ist seit langem überfällig und diese Nachricht stellt den Beginn eines bedeutenden und für alle erfreulichen Fortschritts dar.“ Lisa Rubli und Noémie Storbeck, Co-Direktorinnen der Stiftung.

Lohngleichheit in der Praxis

Obwohl die meisten Unternehmen behaupten, Frauen und Männer gleich zu bezahlen, liegt das Lohngefälle weltweit immer noch bei 18% (ILO-Bericht, Februar 2020). In der Schweiz liegt das Lohngefälle laut der letzten Lohnstrukturerhebung des BFS immer noch bei 18%, wovon 47,8% unerklärlich sind.

Drei Fragen an Simonetta Sommaruga:

  1. Was waren Ihre Beweggründe, den Vorsitz der Equal-Salary-Stiftung anzunehmen?

Die Lohngleichheit war für mich als Bundesrätin ein sehr wichtiges Anliegen. Deshalb habe ich damals das Gleichstellungsgesetz revidiert. Mit der Zertifizierung Equal-Salary können wir ein konkretes und attraktives Angebot für Unternehmen machen: Die Zertifizierung ist eine freiwillige, positive und messbare Massnahme, mit der ein Unternehmen zeigen kann, dass es die Chancengleichheit ernst nimmt.

Auch die internationale Reichweite der Stiftung war ein wichtiger Punkt für mich. Dank ihrer Partner und der Präsenz von Equal-Salary-Prüfern rund um den Globus kann die Stiftung multinationale, sowie nationale Unternehmen auf der ganzen Welt zertifizieren.

  1. Inwiefern unterscheidet sich die Equal-Salary-Zertifizierung von anderen Labels im Bereich der Gleichstellung?

Die Zertifizierung basiert auf einer robusten, wissenschaftlichen und international anerkannten Methodik. Die Stiftung arbeitet mit Partnern von Weltruf zusammen, die ihr Glaubwürdigkeit verleihen. Ihre Strenge, die durch einen mit einer ISO-Norm vergleichbaren Mechanismus garantiert wird, ist ein ausserordentliches Instrument zur kontinuierlichen Verbesserung. Ihre sehr hohen Anforderungen positionieren sie an der Spitze des Angebots an derzeitig existierenden Zertifizierungen für Lohngleichheit.

Die Equal-Salary-Zertifizierung besteht aus zwei Schritten, die beide von renommierten Auditoren überprüft werden. Die quantitative Überprüfung der Gleichstellung ist von entscheidender Bedeutung, aber auch der zweite Schritt ist für eine vollständige Chancengleichheit erforderlich. Die Zertifizierung kontrolliert nämlich auch die Massnahmen in den Bereichen der Einstellung, der Beurteilung, der Weiterbildung oder der Beförderung. Viele Unternehmen müssen auch in diesem Bereich Fortschritte machen. Equal-Salary hat zu diesem Zweck ein einzigartiges und international anerkanntes Instrument entwickelt.

  1. Was sind Ihre Prioritäten und Ziele als Präsidentin der Equal-Salary-Stiftung, um die Lohngleichheit zu fördern?

Die Stiftung Equal-Salary hat auf nationaler und internationaler Ebene Pionierarbeit geleistet und bereits sehr gute Ergebnisse erzielt. Ich möchte diese Arbeit fortsetzen und noch mehr Unternehmen dazu motivieren, sich für die Chancengleichheit zu engagieren. Sie können in einer Zeit, in der Fachkräfte weltweit gesucht werden und es enorm viele gut ausgebildete Frauen gibt, viel gewinnen. Auch die neue EU-Richtlinie hat eine neue Dynamik ausgelöst. Ich möchte diesen Schwung nutzen. Darüber hinaus stelle ich in der Schweiz und in vielen anderen Ländern fest, dass die Gesellschaft es heute nicht mehr akzeptiert, dass Frauen weniger verdienen als Männer, nur weil sie Frauen sind.

Quelle: www.equalsalary.org

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