Allianz Risk Barometer 2023: Energiekrise als „Aufsteiger des Jahres“

Die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) hat zum 12. Mal die jährliche Umfrage zu den wichtigsten Geschäftsrisiken weltweit veröffentlicht, an der mehr als 2.700 Befragte teilnahmen. In dieser Risiko-"Hitliste" fallen dieses Jahr Naturkatastrophen und der Klimawandel zurück, dafür steigt die Sorge vor einer Energiekrise.

Die aktuelle „Hitparade“ der Risiken global. (Bild: AGCS)

Das Allianz Risk Barometer 2023 steht im Zeichen von Kontinuität und Veränderung: Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen gelten im zweiten Jahr in Folge als die grössten Geschäftsrisiken weltweit (beide mit 34% aller Antworten). Ihnen folgen auf Platz 3 Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation, Finanzmarktvolatilität und eine drohende Rezession. In der Schweiz bereitet vor allem die Energiekrise den Unternehmen zunehmend Kopfzerbrechen, das Risiko ist mit 48% direkt auf Rang 2 eingestiegen – noch vor Betriebsunterbrechung, das lange Jahre die Rangliste anführte. Demgegenüber sind weltweit sowohl Naturkatastrophen (von Platz 3 auf 6) als auch die Risiken des Klimawandels (von Platz 6 auf 7) in der Rangliste zurückgefallen. Gleiches gilt für den Ausbruch einer Pandemie (von Platz 4 auf Platz 13) – mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen sind in den meisten Ländern die Covid-19-Beschränkungen weitgehend aufgehoben. Politische Risiken und Gewalt hat es auf Platz 10 geschafft, während der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auf Platz 8 aufsteigt. Änderungen in der Gesetzgebung und Regulierung bleibt ein relevantes Risiko auf Platz 5, Feuer/Explosion hingegen fällt um zwei Positionen zurück auf Platz 9.

Cybervorfälle in der Schweiz erneut auf Rang 1

Mit Blick auf die Schweiz führen die Sorgen um Cybervorfälle wie im Vorjahr die Rangliste mit 57% der Antworten an. Aber auch die Diskussionen um die Strommangellage haben ihre Wirkung nicht verfehlt: So sind Energierisiken als neue Kategorie im Allianz Risk Barometer mit 48% gleich auf dem 2. Rang eingestiegen. Betriebsunterbrechung – lange Jahre die grösste Sorge der Unternehmen – ist mit 41% der Antworten auf den 3. Rang zurückgefallen. Politische Risiken und Gewalt sind als ebenfalls neue Kategorie bereits auf Rang 4 (20%), gefolgt von Änderungen in der Gesetzgebung und Regulierung (18%) und Naturkatastrophen (18%). Am anderen Ende der Skala rangiert die Furcht vor den Folgen des Klimawandels auf dem 10. Platz, während es Ausbruch einer Pandemie nicht mehr in den Top10 der grössten Unternehmensrisiken in der Schweiz geschafft hat.

Die Top-10 der Risiken gesehen von Schweizer Unternehmen. (Grafik: AGCS)

Allianz Risk Barometer 2023 zeigt Unternehmen in Permakrise

Joachim Müller, CEO von AGCS, kommentiert die Ergebnisse: „Das zweite Jahr in Folge zeigt das Allianz Risk Barometer, dass sich die Unternehmen derzeit am stärksten durch Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen gefährdet sehen. Gleichzeitig sehen sie in der Inflation, einer drohenden Rezession und der Energiekrise eine unmittelbare Bedrohung für ihr Geschäft. Die Unternehmen – vor allem in Europa und den USA – machen sich Sorgen über die anhaltende ‚Permakrise‘, die aus den Folgen der Pandemie und den wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des anhaltenden Krieges in der Ukraine resultiert. Die aktuelle Lage ist ein Stresstest für jedes Unternehmen. Die positive Nachricht ist, dass wir als Versicherer bei vielen unserer Kunden kontinuierliche Verbesserungen in Sachen Resilienz und Risikomanagement feststellen. Viele Unternehmen haben ihre Lieferketten robuster gemacht, sind besser gewappnet gegen Unterbrechungen ihres Geschäftsbetriebs und haben ihre Cyberkontrollen ausgebaut. Widerstandsfähiger zu werden und Risiken besser zu managen, war für viele Unternehmen eine zentrale Aufgabe in den vergangenen Jahren.“

Digitale und disruptive Gefahren

Cybervorfälle, wie IT-Ausfälle, Ransomware-Angriffe oder Datenschutzverletzungen, werden – global betrachtet – im zweiten Jahr in Folge als wichtigstes Risiko eingestuft. In 19 Ländern, darunter Kanada, Frankreich, Japan, Indien und im Vereinigten Königreich, steht dieses Risiko auf Rang 1. Es ist das Risiko, das kleinen Unternehmen (< 250 Mio. $ Jahresumsatz) am meisten Sorgen bereitet.

„Für viele Unternehmen ist die Bedrohung durch Cyberangriffe nach wie vor grösser als je zuvor, und die Schadenfälle in der Cyberversicherung bleiben auf einem hohen Niveau. Grosse Unternehmen sind mittlerweile daran gewöhnt zur Zielscheibe werden und diejenigen, die über ein angemessenes Niveau an Cybersicherheit verfügen, können die meisten Angriffe abwehren. Zunehmend sind aber auch kleine und mittlere Unternehmen betroffen. Diese neigen dazu, ihre Gefährdung zu unterschätzen, und sollten kontinuierlich in die Stärkung ihrer Cyberabwehr investieren“, betont Shanil Williams, AGCS-Vorstandsmitglied und Chief Underwriting Officer Corporate.

Makroökonomisches Unbehagen

Makroökonomische Entwicklungen wie Inflation oder die Volatilität der Wirtschafts- und Finanzmärkte rangieren im Allianz Risk Barometer 2023 als drittwichtigstes Risiko für Unternehmen weltweit (25 % der Antworten), gegenüber Platz 10 im Jahr 2022. Es ist das erste Mal seit einem Jahrzehnt, dass es dieses Risiko unter die Top3 „geschafft“ hat. Alle drei grossen Wirtschaftsräume – die Vereinigten Staaten (USA), China und Europa – befinden sich gleichzeitig in einer wirtschaftlichen Krise, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, so das Team von Allianz Research, das für 2023 eine Rezession in Europa und den USA prognostiziert. Die Inflation ist besonders besorgniserregend, da sie die Preisstruktur und die Margen vieler Unternehmen „auffrisst“. Wie der Realwirtschaft steht auch den Finanzmärkten ein schwieriges Jahr bevor, da die Zentralbanken überschüssige Liquidität aus dem gesamten System abziehen und die Handelsvolumina selbst in historisch liquiden Märkten zurückgehen.

„2023 wird ein herausforderndes Jahr werden; rein wirtschaftlich gesehen dürfte es für viele Haushalte und Unternehmen buchstäblich ein Jahr zum Vergessen werden. Dennoch gibt es keinen Grund zu verzweifeln“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Zum einen hilft die Zinswende, wovon nicht zuletzt Millionen von Sparern profitieren. Auch die mittelfristigen Aussichten sind trotz – oder gerade wegen – der Energiekrise deutlich besser. Die Folgen, die über die erwartete Rezession im Jahr 2023 hinausgehen, zeichnen sich bereits ab: ein forcierter Umbau der Wirtschaft in Richtung Dekarbonisierung sowie ein erhöhtes Risikobewusstsein in allen Teilen der Gesellschaft, das die soziale und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärkt.“

Quelle und weitere Informationen: http://www.agcs.allianz.com

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