Algorithmen – Werkzeuge oder Waffen neuen Denkens?

Algorithmen oder nicht sein, das ist die Frage! Am 25. und 26 April findet an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) bereits zum 15. Mal das Deggendorfer Forum zur digitalen Datenanalyse statt. Das hochkarätig besetzte Panel beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Frage, inwieweit Algorithmen zukünftig wirtschaftswissenschaftliches, aber auch politisches Denken und Handeln bestimmen werden.

Mit Daten und Fakten vernünftig umzugehen, will gelernt sein. Und wie steht es mit Algorithmen? (Symbolbild: Unsplash)

Wenn Algorithmen und Hochrechnungen zum Verhängnis führen: „Griechischer Chefstatistiker verurteilt – wegen Ehrlichkeit“ titelte die SZ im Juni 2018. Gemeint war Prof. Andreas Georgiou, lange Jahre beim IWF in New York und ab 2010 zum Präsidenten der neu gegründeten und unabhängigen griechischen Statistikbehörde ELSTAT ernannt. Georgiou korrigierte das Staatsdefizit für 2009 von ursprünglich 3,9 auf 15,4 Prozent. Die nachfolgende, weitgehend von der EU diktierte Austeritätspolitik und deren Folgen sind bekannt.

Georgious Offenheit wurde in Griechenland Teil des Narrativs vieler Verschwörungstheorien gegenüber der EU und auch Deutschlands. 2018 hat der oberste Gerichtshof wegen „Verletzung des nationalen Interesses“ eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren zur Bewährung verhängt – ein mögliches Nachspiel vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte steht nach wie vor im Raum. Ein Paradebeispiel für die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Implikationen im Umgang mit Zahlen und Statistiken. Beim Deggendorfer Forum wird Georgiou über Ethik in der Statistik und die Zukunft statistischer Praxis sprechen.

Interpretieren neu interpretieren

Selbstverständlich werden auch spezielle Themen der Bereiche Prüfung, Revision und Controlling beim Deggendorfer Form abgedeckt. Axel Zimmermann, Geschäftsführer der Audicon GmbH in Düsseldorf, spricht über »Die Zukunft der Abschlussprüfung«, Prof. Dr. Ludwig Mochty von der Universität Duisburg-Essen erklärt den »Spagat des Abschlussprüfers zwischen pflichtgemäßem Ermessen und evidenzbasierten Datenanalysen«.

Mit KI-Forschung und paxisorientierten finanzwissenschaftlichen Modellen beschäftigt sich das Referat von Siegfried Köstlmeier. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Universität Regensburg. Der Geschäftsführer der diSCIS GmbH (Dreieich), Knut Fischer, berichtet über die »Jahresabschlusserfassung und –analyse mit Künstlicher Intelligenz«. Abschliessend wird Stephan Rickert, seines Zeichens Grossbetriebsprüfer und Dozent für neue Prüfungstechniken am Finanzamt Wismar, das »Iterationsverhalten von Ziffern in Risikodaten« analysieren.

Mit Daten und Fakten vernünftig umzugehen, diese korrekt zu interpretieren und damit eine zunehmend komplexe Welt sinnvoll zu beschreiben, ist auch das große Anliegen von Prof. Gigerenzer. „Es gibt eine Art Analphabetismus im Umgang mit Wahrscheinlichkeiten und Risiken“, so der Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Sein Buch »Risiko« erreichte ein Millionenpublikum und wurde in über 20 Sprachen übersetzt. In Deggendorf wird Prof. Gigerenzer der spannenden Frage nachgehen, ob man in einer digitalisierten Welt ein ganz besonderes statistisches Denken braucht.

Am 25. und 26 April findet an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) bereits zum 15. Mal das Deggendorfer Forum zur digitalen Datenanalyse statt. Das hochkarätig besetzte Panel beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Frage, inwieweit Algorithmen zukünftig wirtschaftswissenschaftliches, aber auch politisches Denken und Handeln bestimmen werden. Und welche ethischen Implikationen gegebenenfalls dahinter stehen können. Höhepunkte des Austausches mit Vertretern der Wirtschaft dürften die Vorträge von Prof. Andreas Georgiou vom Amherst Collage (USA) sowie Prof. Dr. Gerd Gigerenzer vom Harding Zentrum für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung sein.

www.idw-online.de

 

Seit vielen Jahren organisiert Prof. Dr. Georg Herde das Deggendorfer Forum zur Datenanalyse. (Bild: zVg/ TDH)

 

 

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