Frischzellenkur für das EFQM-Modell

Seit 25 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen der SAQ und der EFQM. Dieses Jubiläum wurde am 7.November 2019 im Rahmen einer Nachmittagsveranstaltung in Zürich begangen. Vorgestellt wurde an diesem Anlass auch das umfassend überarbeitete EFQM-Modell.

Frischzellenkur für das EFQM-Modell

Grund zum Feiern gab es an diesem Nachmittag im Auditorium «Willy G.S. Hirzel» im Landesmuseum gleich mehrfach: Zum einen das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen der European Foundation for Quality Management EFQM und der SAQ, zum anderen die Tatsache, dass es mit PostMail erstmals ein Schweizer Unternehmen zu (fast) höchsten Weihen in Sachen Excellence geschafft hat: In Helsinki gewann PostMail den EFQM Global Excellence Silver Award. Mit 750 Punkten wurde dieses Unternehmen bewertet – eine Marke, die noch keine Schweizer Organisation, die das EFQM-Modell praktiziert, je erreichen konnte. Nicht nur für Marco Schöpf, Leiter Qualitätsmanagement von PostMail, war dies ein Höhepunkt seiner nunmehr 19 Jahre dauernden «EFQM-Karriere». Davon wird nachfolgend noch die Rede sein.

 

EFQM-Modell: «Man muss es wollen»
Zum Anlass begrüsste zunächst SAQ-Geschäftsführerin Marlyse Roulin. Anschliessend richtete der Zürcher Regierungsrat Ernst Stocker eine Grussbotschaft ans Publikum. Er strich besonders die Qualität in der Unternehmensführung als Standortvorteil heraus. Unterhaltend mit viel Humor, aber trotzdem fachlich kompetent, führten danach die «Stand-up Consultants» Stefan Stahl und Marco Zbinden in die Thematik ein: «Excellence – Geschichte oder Zukunft?» Alle Referierenden hatten denn auch ihre Geschichten zu erzählen. So etwa Dr. Hanspeter Flury, Vorsitzender der Geschäftsleitung Klinik

Schützen Rheinfelden AG, einer psychiatrischen Klinik mit offener Struktur, die 1982 gegründet wurde. Seit Jahren arbeitet diese Organisation mit dem EFQM-Modell und hat inzwischen die Stufe Recognised for Excellence 5 Star erreicht. Hanspeter Flury schätzt dieses Modell, räumt aber auch ein, dass es «ein Modell für die Spitze des Unternehmens» sei. Ergo gehöre der Qualitätsmanager in die Geschäftsleitung. Auch Nicola Pieper, Leiterin Schulentwicklung Careum Bildungs.

 

«Der Qualitätsmanager gehört in die Geschäftsleitung.»

zentrum, berichtete über die Erfahrungen ihres Unternehmens mit dem Modell. Sie betonte insbesondere die Wichtigkeit, die Mitarbeitenden in alle kontinuierlichen Verbesserungsprozesse einzubinden. Voraussetzung ist auch, dass die Führung hinter dem Modell stehen müsse. «Man muss es wollen», so Pieper. Das Careum Bildungszentrum, das sich auf die Aus- und Weiterbildung in Gesundheitsberufen spezialisiert, verspricht sich zudem mit der Kombination von Lean Leadership mit dem EFQM-Modell eine weitere erfolgreiche Etappe auf dem Weg der Excellence.

 

KVP auf allen Ebenen – mit Erfolg
Anschliessend berichtete Marco Schöpf über seinen Weg, den er mit dem EFQM-Modell zurückgelegt und mit dem eingangs erwähnten Award letztlich «vergoldet» hat. Auch wenn es in Helsinki «nur» für Silber gereicht hat, ist die Auszeichnung für ihn und das Unternehmen PostMail mehr als nur Genugtuung. Denn der Weg dahin war steinig.

Einige zentrale Erkenntnisse von Marco Schöpf: fokussieren auf einzelne Kriterien, nur mit Personen arbeiten, die voll hinter dem Modell stehen, schnell konkret werden, wenn es um die Umsetzung von Massnahmen geht. Kontinuierliche Verbesserungsprozesse müssen zudem auf allen Ebenen stattfinden, idealerweise in Kombination mit Kaizen, ISO 45001 oder Lean Management. Gerade bezüglich Lean Management empfiehlt Marco Schöpf, zunächst damit zu starten und das EFQM-Modell erst später anzuwenden.

 

Agileres EFQM-Modell
Dann war die Reihe an Russell Longmuir, CEO der EFQM. Er informierte aus erster Hand über das EFQM-Modell 2020. Dieses markiert die wohl bedeutendste Reform des Modells, dessen letzte grössere Anpassung von 2013 datiert. Gut 60 Prozent der Version von 2013 wurden zwar für das Modell 2020 übernommen, doch 20 Prozent wurden erweitert und weitere 20 Prozent sind komplett neu. Basis für die Überarbeitungen bildeten Rückmeldungen von 2000 Personen aus aller Welt. Zusammen mit 60 Führungskräften wurden während 12 Monaten in 10 Workshops die Veränderungen ausgearbeitet. Herausgekommen ist nun ein EFQM-Modell, das an die veränderten wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst ist und als solches agiler und weniger starr in der Handhabung ist. «Es ist nun mehr ein Management-Tool und weniger ein Assessment-Tool», so Longmuir. Nach dieser «Frischzellenkur» könnte das EFQM-Modell nun für viele Organisationen, die auf der Suche nach einer gesamtheitlichen Umsetzung von Verbesserungsprozessen sind, noch einmal interessanter werden.

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