Gerichtsentscheid zur Fast-Kollision am Flughafen Zürich
Am 15. März 2011 kam es am Flughafen Zürich zu einer unkontrollierten Annäherung zweier Flugzeuge, welche auf sich kreuzenden Pisten zum Start freigegeben wurden. Der diensthabende Flugverkehrsleiter wurde am 7. Dezember 22016 vom Vorwurf der fahrlässigen Störung des öffentlichen Verkehrs freigesprochen. Allerdings bleiben viele Fragen bezüglich der Zürcher Flughafensicherheit offen.
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Die Flugsicherung in Zürich sei nach wie vor ungenügend, unsterstreicht Aerocontrol den Vorfall, wobei ein Fluglotse 2011 zwei Airbus Maschinen „gekreuzt“ abfliegen lassen wollte.
Der Vorfall ereignete im März 2011. Der Fluglotse erteilte zwei Airbus-Maschinen mit insgesamt mehr als 260 Passagieren an Bord unmittelbar nacheinander die Starterlaubnis auf zwei sich kreuzenden Pisten. Die Piloten der einen Maschine erkannten die Gefahr im letzten Moment und brachen den Start gerade noch rechtzeitig ab. Unmittelbar darauf reagierte auch der Skyguide-Lotse und befahl Startabbruch. Im Cockpit der anderen Maschine blieb die Gefahr allerdings unbemerkt.
Der Vorfall, so ein Communiqué der Aerocontrol (Air Traffic Controllers Association), sei hauptsächlich auf eine enorm hohe Komplexität bei sehr geringer Fehlertoleranz im täglichen Flugbetrieb zurückzuführen. Der diensthabende Flugverkehrsleiter wurde am 7. Dezember vom Vorwurf der fahrlässigen Störung des öffentlichen Verkehrs freigesprochen. Allerdings werde der Flughafen Zürich trotz mehrerer Fast-Kollisionen auch heute nicht nach dem Grundsatz „safety first“ betrieben.
Die herrschenden Rahmenbedingungen, nicht zuletzt ein Kapazitätsdruck würden die Flugsicherung in Zürich verschmälern. Aerocontrol schreibt auch von einer „minimalsten Sicherheitsmarge, die solche Vorfälle auch in Zukunft begünstigen wird.“
Auswirkungen auf die Fehlerkultur
Es war das erste Mal in der Schweiz, dass ein Fluglotse sich juristisch für einen Zwischenfall verantworten musste, bei dem niemand zu Schaden kam. Ein Schuldspruch hätte die Fehlermelde-Kultur bei Skyguide entscheidend beeinflusst. Mitarbeitende befürchteten, dass Fehler und Versehen aus Furcht vor Konsequenzen künftig seltener gemeldet worden wären. Schwachstellen zu erkennen und daraus zu lernen wäre bei einer Verurteilung schwieriger geworden.
Sicherheit am Flughafen Zürich fraglich
Die schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (SUST) führt in ihrem Bericht zum verhandelten Vorfall aus, dass sie seit dem Jahr 2000 zehn schwere Vorfälle auf den kreuzenden Pisten am Flughafen Zürich zu untersuchen hatte. Die vorgeschlagenen Verbesserungsmassnahmen scheiterten hauptsächlich an lärmpolitischen Vorgaben oder an deren Auswirkungen auf die Kapazität des Flughafens.
„Die Wachstumsprognosen werden erfahrungsgemäss zu einem zusätzlichen Kapazitätsdruck führen, der unweigerlich weiteren Druck auf die heute bereits minimale Sicherheitsmarge ausübt“, heisst es im vorliegenden Communiqué. Die von allen Flughafenpartnern favorisierte Variante der Südstarts gegenüber dem Nordkonzept werde durch die Politik nicht unterstützt, obwohl dieses Verfahren die Flugsicherheit markant verbessern würde.
Gefahr durch lärmpolitische Vorgaben
Mehr als ein Drittel aller Abflüge wird in geringer Höhe wieder über den Flughafen geführt. Die daraus resultierenden Vorteile bezüglich Lärmreduktion würden durch Bündelungsflüge aufgehoben. Leider, so Aerocontrol Vertreter, weise der Flughafen Zürich als „einziger Flugplatz in Europa“ sich kreuzende Start-Pisten auf. Mit weniger komplexen Verfahren, wie einen linearen Südstart könnten solche Vorfälle verhindert werden. (Skyguide/Aerocontrol/mm)