Schweizer Aufsichtsräte im Vergleich
Wie die Korn Ferry Hay Group in einem aktuellen Vergleich betont, gibt es Unterschiede bei den Gehältern der Vorsitzenden. Deutliche Gehaltsunterschiede gibt es auch zwischen männlichen und weiblichen Räten. Hintergründe und weitere interessante Punkte aus der Korn Ferry Studie zeigen auch länderspezifische Abweichungen.
Die Risiken für Unternehmen sind nicht kleiner, sondern in den vergangenen Jahren deutlich grösser geworden.
Männliche Aufsichtsräte verdienen ein Viertel mehr als ihre weiblichen Kolleginnen. Von denen es nach wie vor kaum mehr im Aufsichtsrat gibt als im Jahr 2011: Waren vor fünf Jahren fast 90 Prozent der Aufsichtsräte männlichen Geschlechts, sind es auch heute noch acht von zehn. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung von Vergütung und Zusammensetzung europäischer Aufsichtsräte der Personal-, Talent- und Organisationsberatung Korn Ferry Hay Group.
Schweiz an Gehaltsspitze
Die Vergütungstabelle für Aufsichtsratsvorsitzende führt die Schweiz mit rund 950.000 € an, gefolgt von Grossbritannien (460.000 €), Italien (238.000 €), Frankreich (250.000 €), Schweden (197.000 €) und Deutschland (188.000 €). Am Schluss der Tabelle rangieren Österreich (30.000 €) und Norwegen (63.000 €). Im Durchschnitt bezieht der Chef eines Aufsichtsgremiums in Europa rund 250.000 €, ein einfacher Aufsichtsrat 69.000 €. Bei letzterem ist Deutschland überdurchschnittlich. Wer hier Aufsicht über ein Unternehmen führt, erhält als Vergütung durchschnittlich 90.000 €. Das ist eine Steigerung um 50 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.
Hubertus Graf Douglas, Geschäftsführer von Korn Ferry Deutschland, sagt: „Die Geschwindigkeit, in der sich heute unternehmerische Rahmenbedingungen ändern, stellt Unternehmen vor bisher nicht gekannte Herausforderungen.
Gleichzeitig erhöht sich die Komplexität aufgrund von Vernetzung, Digitalisierung Globalisierung. Das Risiko von Fehlentscheidungen steigt exponentiell. Eine Situation, die insbesondere die heutigen Aufsichtsräte fordert. Allerdings ist zu konstatieren, dass die Zusammensetzung und Auswahl von Kandidaten für deutsche Aufsichtsräte sich bis heute immer noch nicht mit der Professionalität der Schweizer oder Angelsachsen messen kann.
Dort wird intensiv auf Kompetenzen und Profil geachtet, die Auswahlverfahren sind hart. Dabei sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass auch die Befugnisse der Aufsichts- bzw. Verwaltungsratschefs deutlich umfassender sind.“
Partielle Risikoverantwortung
Und so decken hundert Prozent der deutschen Aufsichtsgremien Audits ab, 97 Prozent die Nominierung von Spitzenpersonal in den Unternehmen und 70 Prozent übernehmen Verantwortung für das Vergütungsmodell der Top-Manager. Aber nur 17 Prozent der Befragten haben auch ein funktionelles Gremium für Unternehmensrisiken eingerichtet. In Italien gehört das bei 83 Prozent der Aufsichtsräte zum Tagesgeschäft, in der Schweiz immerhin bei 30 Prozent und in Großbritannien bei 29 Prozent.
William Eggers sagt: „Dieses Ergebnis hat mich ganz persönlich überrascht. Denn die Risiken für Unternehmen sind nicht kleiner, sondern in den vergangenen Jahren deutlich grösser geworden. Ich halte es darum für obligatorisch, ‚Risk’ auch in jedem Aufsichtsrat fest zu verankern.“