Swiss Quality Award 2016: Wenn Innovation greift
Zum siebten Mal würdigt der Swiss Quality Award herausragende Qualitätsprojekte, die das Gesundheitswesen nachhaltig verbessern. Der Preis zeichnet Qualitätsinnovationen in den Kategorien ambulant, stationär und sektorübergreifend aus. Zudem wurde der Swiss Quality Poster-Award verliehen. Auch dieses Jahr dürfen die Trägerorganisationen des Preises, die FMH, die SQMH und Swiss RDL, Pionierleistungen präsentieren, die Schule machen werden.
Tanz als ambulante Sturzprävention, weniger Bluttransfusionen dank Monitoring und Feedback, erhöhte Diagnosekompetenz von Rettungssanitätern und effizienter Spitalbau: Aus beinahe 40 zum Wettbewerb zugelassenen Qualitätsprojekten wurden vier realitätserprobte Innovationen gekürt, welche die Qualität des Schweizer Gesundheitswesens voranbringen. Damit gelingt es dem Swiss Quality Award erneut, beispielhafte Qualitätsarbeiten einem breiten Publikum zugänglich zu machen, die wissenschaftliche Diskussion zu beleben, der Forschung Antrieb zu geben und Forschende zu vernetzen. 2016 geht der Swiss Quality Award an folgende Gewinnerprojekte:
Kategorie „ambulanter Sektor“
Sturzprävention für Senioren: Die Tanzstation
70 Prozent der betagten Heimbewohner in der Schweiz stürzen mindestens einmal pro Jahr, osteoporosebedingte Knochenbrüche verursachen jährlich mehr als 350 Millionen CHF an Gesundheitskosten. Die Hälfte der Stürze lässt sich durch ein bewusstes Tanztraining vermeiden. Weil im Alter oft die Tanzpartner und geeignete Tanzstationen bislang fehlen, hat die Firma REDANCE die Tanzstation für Einzeltänzer entwickelt. Sie besteht aus einem Bildschirm auf Augenhöhe, 25 choreografierten Musikstücken (Originalmusik aus den 50er- und 60er-Jahren) sowie einer drucksensitiven Bodenplatte. Auf dem Bildschirm erscheinende Pfeile zeigen dem Tänzer, wohin er seine Füsse setzen muss.
Pilotversuche in Seniorenheimen trafen auf Begeisterung und verbesserten das Treppenabwärtssteigen, die Reaktionsfähigkeit sowie das Gleichgewicht. Eine Tanzstation rentiert bereits, wenn sie jährlich zwei Knochenbrüche verhindert. Daher erhöht die Tanzstation als Sturzprävention die Patientensicherheit wesentlich.
Kategorie „stationärer Sektor“
Patient Blood Management Monitoring und Feedback Programm
Bluttransfusionen sind für Patienten nicht risikofrei und zudem kostenintensiv. Trotz der Ein-führung von Transfusionsrichtlinien im Jahr 2012 sank die Zahl der Transfusionen am UniversitätsSpital Zürich nicht. Erst das Patient Blood Management Monitoring und Feedback Programm, welches in enger Abstimmung mit den Klinikdirektoren und in Zusammenarbeit mit der IT umgesetzt wurde, reduzierte die Anzahl an Bluttransfusionen pro 1000 Patienten innerhalb eines Jahres um über 25 Prozent. Dadurch liessen sich Ausgaben von ca. 2 Millionen CHF vermeiden.
Das Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass erst die Einführung einer transparenten Ergebnismessung und deren Diskussion in einem kollegialen Umfeld die Umsetzung gemeinsam beschlossener Leitlinien sicherstellen. Das Monitoring- und Feedback-Programm lässt sich auch auf andere Bereiche und Institutionen anwenden und könnte die Patientensicherheit auf nationaler Ebene massgeblich erhöhen.
Kategorie „sektorübergreifend“
Atemnot – ein Qualitätsprojekt der Präklinik
Das Leitsymptom Atemnot zählt zu den häufigen Gründen für Rettungseinsätze. Für die Mitarbeitenden von rettung chur, dem professionellen Rettungsdienst des Kantonsspitals Graubünden, war es am Einsatzort oft nicht einfach, zwischen einer kardial- oder pulmonal-bedingten Atemnot zu unterscheiden. Deshalb initiierte das Unternehmen das Qualitätsprojekt „Atemnot“. Dabei wurden Patienten mit Atemnot statistisch erfasst, u.a. die Verdachts- mit den klinischen Diagnosen verglichen, ein Einsatzalgorithmus zu Atemnot überprüft sowie das Rettungspersonal geschult.
Die Analyse der eigens entwickelten Überprüfungsprotokolle ermöglichte präzise Verbesserungen, wie beispielsweise spezifische Diagnosetrainings und bessere Stethoskope. Das Qualitätsprojekt «Atemnot» erhöhte gezielt die Fachkompetenz der Mitarbeitenden, und der Einsatzalgorithmus zu Atemnot konnte aktualisiert werden. Die Methodik der Studie mit einem sechsstufigen Qualitätsregelkreis ist auch zur Verbesserung anderer Verdachtsdiagnosen geeignet. Nicht zuletzt hat sich das Qualitätsprojekt „Atemnot“ ohne grosse oder gar externe Kosten umsetzen lassen.
Swiss Quality Poster-Award
Die Mitarbeiter wissen, wie: Kaizen für effizienten Spitalbau
Spitalbau-Projekte sind hochkomplex und teuer. Beim Neubau eines Magnetresonanztomographen im Luzerner Hauptbahnhof wurden bei der Planung alle Mitarbeitenden einbezogen und ihr Wissen mit grossem Erfolg eingesetzt. Die dafür gewählte japanische Methode des Kaizen bedeutet „Änderung zum Besseren“. Neben den monatlichen Treffen des Planungsstabes erhielten sämtliche Mitarbeitenden Einsicht in die Baupläne und wurden regelmässig nach ihren Einschätzungen und Ideen gefragt. Dies schuf viel Verständnis und resultierte in einer hohen Zufriedenheit mit dem Neubau. Der Betrieb profitierte von laufenden Fehlerkorrekturen sowie von Einsparungen bei Bau, Infrastruktur und Personalkosten in der Höhe von rund 200’000 CHF. Zudem sanken im Neubau die täglichen Wegzeiten der radiologischen Mitarbeitenden ausserhalb ihres Arbeitsbereiches um rund 12 Minuten. Damit hat sich Kaizen als Methode zur Schonung der finanziellen und menschlichen Ressourcen des Gesundheitssystems eindrücklich bewährt.
http://www.swissqualityaward.ch