Fördergelder für exzellente UZH-Forschung

Sechs Forschende der Universität Zürich (UZH) werden mit einem renommierten ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet. Sie erhalten je rund 2 Millionen Euro Fördergelder für ihre Forschungsprojekte in den Wirtschaftswissenschaften, der Medizin und der Geisteswissenschaft.

 

Neuer Rekord: 6 UZH-Forschende gewinnen je einen der hoch kompetitiven ERC Consolidator Grant. (Bild: UZH)

Rekord für die Universität Zürich (UZH) bei der diesjährigen Vergabe der ERC Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC): Sechs UZH-Forschende erhalten je rund 2 Millionen Euro Fördergelder, um in den nächsten fünf Jahren ihr innovatives Projekt umzusetzen. Mit den hoch kompetitiven Consolidator Grants zeichnet der ERC talentierte junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ganz Europa aus. Ihre Projekte sollen interdisziplinär sein, sich neu aufkommenden Forschungsgebieten widmen oder durch unkonventionelle Herangehensweisen auszeichnen. Von der UZH erhalten zwei Forschende der Wirtschaftswissenschaften, ein Human- und ein Biomediziner, ein Molekularbiologe sowie ein Historiker ein ERC-Stipendium.

Aktivität von Genen lesen und steuern

Tuncay Baubec, SNF-Professor für Epigenetik, untersucht mit seinem Team, wie spezielle Proteine epigenetische Modifikationen im Erbmaterial erkennen können. Diese DNA-Veränderungen beeinflussen die Genaktivität und spielen eine wichtige Rolle bei vielen biologischen Prozessen. Allerdings ist noch nicht vollständig geklärt, wie die chemischen Modifikationen von der Zellmaschinerie interpretiert werden. Ziel des Projekts ist es, Proteine zu finden, die verschiedene epigenetische Modifikationen «lesen» können, und von diesen Proteinen jene Teile zu identifizieren, die für die spezifische Erkennung zuständig sind. Anhand von diesen Proteinfragmenten wollen sie Eiweisse mit neuartigen Eigenschaften entwickeln, mit denen epigenetische Veränderungen und damit die Aktivität von Genen gesteuert werden können.

Zuverlässige Drohnen für Rettungseinsätze

Davide Scaramuzza, Professor für Robotics and Perception am Institut für Informatik und am Institut für Neuroinformatik, will nur mit Onboard-Kameras bestückte, autonom fliegende Drohnen so optimieren, dass sie bei Such- und Rettungseinsätzen in komplexen Umgebungen schneller und präziser fliegen als normale, von Piloten gesteuerte Drohnen. Der Neuroinformatiker, der aus dem regelmässig von Erdbeben betroffenen Mittelitalien stammt, setzt bei der Geschwindigkeit, Vielseitigkeit und Robustheit heutiger Drohnen an. In seinem Projekt will er intelligente Algorithmen entwickeln, die die Vorteile von Eventkameras nutzen: neuartige Sensoren mit viel geringerer Verzögerungszeit und höherem Dynamikumfang als Standardkameras.

Steuerungsmechanismen der Blutstammzellen verstehen

César Nombela-Arrieta von der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Universitätsspitals Zürich untersucht die Mechanismen, mit denen die Blutstammzellen im Knochenmarkgewebe reguliert werden. Aufrechterhalten wird das Stammzellreservoir durch ein fein reguliertes Gleichgewicht von Reizen, die steuern, wann sich die Stammzellen differenzieren, vermehren bzw. in die Ruhephase gehen. Wie diese Steuerung auf der Ebene der einzelnen Stammzellen aussieht, ist noch weitgehend unbekannt. Nombela-Arrieta setzt genetische Werkzeuge und eine eigens entwickelte, quantitative dreidimensionale Mikroskopietechnik ein, um diese komplexen Formen der zellulären Kommunikation zu entschlüsseln. Seine Befunde könnten helfen, das fein gesteuerte Gleichgewicht der Blutstammzellen zu erhalten, das etwa bei Krebserkrankungen ausser Kontrolle gerät.

Hochkomplexe Brusttumore darstellen und verstehen

Bernd Bodenmiller vom Institut für Quantitative Biomedizin will neue Ansätze entwickeln, wie man Krebstumore beschreiben kann, um die Präzisionsmedizin zu erleichtern. Tumore sind hochkomplexe Einheiten, die aus einer Vielzahl unterschiedlicher Zellen bestehen die miteinander kommunizieren. Ein Ziel der Forschungsarbeit ist, neue Technologien und computergestützte Methoden zu entwickeln, die helfen diese Komplexität zu erfassen und ähnlich wie soziale Netzwerke zu beschreiben. Damit wollen Bodenmiller und sein Team besser verstehen, wie in Brustkrebs die Umgebung der Fernmetastasen deren Wachstum unterstützt. Ziel ist es dieses Wissen für präzisionsmedizinische Ansätze zu nutzen, um dereinst die passendsten Therapien für Patientinnen zu bestimmen.

Einfachheit in der Marktgestaltung

Einfachheit spielt eine Schlüsselrolle für die praxisnahe Marktgestaltung: Sie bringt die Teilnehmer zu Märkten und Institutionen, spart Kosten und ermöglicht den Marktgestaltern, optimale Ergebnisse abzuleiten. Marek G. Pycia vom Institut für Volkswirtschaftslehre befasst sich in ihrem Projekt mit Fragen wie: Welche Verträge und Marktmechanismen sind einfach? Wie kann man die Einfachheit verschiedener Verträge und Mechanismen vergleichen? Welche Zielkonflikte bestehen zwischen der Einfachheit und anderen Zielen wie Gemeinwohl, Fairness oder Einkommen? Weitere Ziele des Projekts sind, eine neue verhaltensbasierte Grundlage für die Marktgestaltung zu schaffen und neue praktische Marktmechanismen zu entwickeln.

Gerechtigkeit und politische Ordnung

Der Historiker Benjamin Straumann erforscht den Beitrag des römischen Politikers und Denkers Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) zur westlichen Vorstellung von Gerechtigkeit. Damit will er zu einem besseren Verständnis beitragen, wie sich Ideen von Gerechtigkeit seit der Antike entwickelt haben. Worin besteht Gerechtigkeit? Können Republiken ohne Gerechtigkeit langfristig bestehen? Kann Gerechtigkeit institutionell verankert und in internationalen Beziehungen als Massstab angesetzt werden? Gemäss Cicero ist eine spezifisch rechtliche Gerechtigkeit notwendig für die Stabilität eines Staates; selbst Freiheit oder Volkssouveränität setzen eine bestimmte Konzeption von Gerechtigkeit voraus. Das Projekt versucht nachzuweisen, wie Ciceros Gerechtigkeitskonzeption das politische Denken des Westens massgeblich geprägt hat.

(Quelle: www.media.uzh.ch)

 

 

 

 

 

 

 

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