Umweltatlas für Lieferketten in der Schweiz

Ein grosser Teil der Umweltbelastung fällt bei vielen Unternehmen in der Lieferkette und nur ein relativ kleiner Teil bei den Produktions- und Verwaltungsstandorten in der Schweiz an. Das zeigt der neue «Umweltatlas Lieferketten Schweiz», eine Orientierungshilfe für Unternehmen, um die wesentlichen Umweltthemen und Handlungsfelder in der Lieferkette zu identifizieren.

Die neue Plattform „Go for Impact“ unterstützt mit einem nachhaltigen Logistikatlas das Lieferketten Management. (Symbolbild: Unsplash)

Mit dem Import von Rohstoffen und Vorprodukten ist die Schweizer Wirtschaft eng mit den globalen Märkten verflochten. Damit sind unternehmerische Chancen und Risiken verbunden – Profilierung und Markterfolg auf der einen Seite, wetterbedingte Ausfälle und Preisschwankungen, Reputationsrisiken wegen sozialen und ökologischen Problemen, Verknappung durch die Übernutzung natürlicher Ressourcen, oder Verschärfung der jeweils lokalen Gesetzgebung zum Schutz der Umwelt auf der anderen Seite.

«Lieferketten kennen und nachhaltig gestalten», ist deshalb ein wichtiger Pfeiler im Programm des Vereins «Go for Impact» (GfI). Seit 2018 unterstützt GfI die Schweizer Wirtschaft bei der Reduktion ihres negativen und der Steigerung ihres positiven Umweltimpacts im In- und Ausland. Mit dem «Umweltatlas Lieferketten Schweiz» wird Unternehmen aus acht relevanten Schweizer Branchen eine Unterstützung für ihr Lieferkettenmanagement angeboten.

Umwelt-Hotspots in der Lieferkette

Lieferketten umspannen nicht selten den ganzen Globus. Als Folge davon sind auch die Umweltbelastungen, welche durch die Produktion von Gütern verursacht werden, über die ganze Welt verteilt. Oft sind dabei die Umweltbelastungen, die in der Lieferkette eines Unternehmens anfallen, höher als diejenigen, die in der Branche in der Schweiz selbst auftreten. Gerade kleine, offene Volkswirtschaften wie die Schweiz sind besonders von den weltweiten Lieferketten abhängig.

«Von Unternehmen wird zunehmend erwartet, sich mit ihren Lieferketten zu beschäftigen und Transparenz über die Auswirkungen in den vorgelagerten Wertschöpfungsstufen zu schaffen» weiss Kurt Lanz, Präsident von GfI und Mitglied der Geschäftsleitung von Economiesuisse. Um Unternehmen hierbei zu unterstützen, hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) als Mitglied von «Go for Impact» in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft eine Studie initiiert und finanziert, welche die Umwelt-Hotspots in der Lieferkette von acht relevanten Schweizer Branchen aufzeigt. Auf der Studie aufbauend entstand der «Umweltatlas Lieferketten Schweiz», in dem die Ergebnisse der Studie grafisch aufbereitet wurden. Dieser wurde an der heutigen Generalversammlung von «Go for Impact» einem breiten Publikum vorgestellt.

Meist begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen

«Da die Umweltbelastungen von vielen Schweizer Branchen zu grossen Teilen in vorgelagerten Wertschöpfungsstufen liegen, war es wichtig, Unternehmen eine Orientierungshilfe zu bieten, die sie bei der Identifikation relevanter Umweltthemen und zentraler Handlungsfelder zur Verminderung der Umweltbelastungen in ihrer Lieferkette unterstützt», sagt Sibyl Anwander vom BAFU.

«Die Identifikation relevanter Umweltthemen erlaubt es anschliessend, die meist begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen effizient und effektiv einzusetzen. Die Schweizer Branchen profitieren doppelt, da sie einerseits durch die erhöhte Ressourceneffizienz Kosten senken können und andererseits die Risiken in den Lieferketten minimieren», ergänzt Susanna Fieber, die das Projekt am BAFU leitete.

Initiativen, Standards und Projekte

«Der Umweltatlas Lieferketten Schweiz zeigt neben den Umwelt-Hotspots und prioritären Handlungsfeldern auch auf, welche Initiativen, Standards und Projekte es in den jeweiligen Branchen bereits gibt», erklärt zudem Olmar Albers von öbu.

Ion Karagounis vom WWF ergänzt, dass der WWF den Lieferketten-Ansatz seit bald zwei Jahrzehnten erfolgreich mit vielen grossen Unternehmen verfolge, so zum Beispiel mit Coop und Migros. Auch im Bereich der chemischen Industrie haben zahlreiche Unternehmen langfristige Initiativen entwickelt, um die Umweltbelastung ihrer Lieferketten stetig zu senken. «So hat zum Beispiel Givaudan ein Programm initiiert, um die Lieferkette von natürlichen Rohstoffen transparenter zu machen und dabei sowohl soziale wie auch ökologische Verbesserungen in den Erzeugerländern zu erzielen» berichtet Linda Kren von Scienceindustries.

Erste Projekte sind bereits angelaufen

Es wird dabei klar, dass Unternehmen das Rad nicht neu erfinden müssen. Im Gegenteil: «In einzelnen Branchen wurde schon viel Vorarbeit geleistet; nun geht es um den Erfahrungsaustausch und die Nutzung von Synergien bei der Umsetzung verschiedenster Lieferkettenprojekte, die zur Reduktion der Umweltbelastung und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen» weiss Christine Roth von Swissmem.

Die am Verein «Go for Impact» beteiligten Verbände werden den Umweltatlas Lieferketten Schweiz nutzen, um in den nächsten Jahren ihre Mitgliedsunternehmen bei der Reduktion ihrer Umweltbelastungen entlang der Wertschöpfungskette zu unterstützen. Erste «Go for Impact»-Projekte dazu laufen bereits.

Hier geht’s zum „Umweltatlas Lieferketten Schweiz“ als pdf-File!

 

 

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