Digitalisierung der physischen Welt
Es heisst, dass die Digitalisierung eine grosse Chancen für die europäische Industrie eröffnet. Dass die europäischen Eisenbahnen weiterhin mit anderen Verkehrsträgern konkurrieren können, peilen sie neue Lösungen und Dienstleistungen aus.
Gerhard Kress, Director für Mobility Data Services bei Siemens, argumentiert, dass „die digitalisierte, vorausschauende Instandhaltung, überwacht und ausgelöst durch Sensoren, zu einem messbaren Anstieg von Zug-Verfügbarkeiten führen wird.“
Gemäss einer internationalen Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint zum Thema „Connected Train“, würde sich der europäischen Eisenbahnindustrie durch die Digitalisierung ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnen. Die Zukunft der Industrie liege in vernetzten Zügen und anderen Dienstleistungen. Diese Zukunft erfordert jedoch ein gutes, kollektives Management aller Beteiligten.
Entscheidungsträger über Digitalisierung
Laut der Umfrage sehen mehrere Teilnehmende der BearingPoint-Umfrage einen stetig wachsenden Einfluss der Digitalisierung, je nach Funktion oder Geschäftsbereich jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Digitalisierung schreite im Eisenbahnsektor voran, gleichwohl sei es aber zu früh, um grosse Erfolge feiern zu können.
Die Umfrage, die in zehn europäischen Ländern erhoben wurde, liefert folgende Kernaussagen:
- Für die europäische Eisenbahnindustrie stellt die Digitalisierung eine der letzten Chancen dar, um mit anderen Verkehrsträgern wie Low-Cost-Fluggesellschaften, Fernbussen und autonomen PKW / LKW konkurrieren zu können.
- Die Branche ist sich der Vorteile der Digitalisierung bewusst: Mehr als 85 Prozent der Studienteilnehmer sehen Anwendungsrelevanz in allen Hauptgeschäftsbereichen, wie Personen- und Güterverkehr, Infrastruktur und Wartung.
- Die Digitalisierung von Wartungs- und Beschaffungsabläufen spielt zurzeit noch eine untergeordnete Rolle, jedoch werden in den nächsten fünf Jahren in diesem Bereich die stärksten Wachstumspotenziale (bis zu 30 Prozent) erwartet.
- Als treibende Kraft für die Digitalisierung dominieren eher qualitative Faktoren. Nicht-monetäre Ziele wie Servicequalität (90 Prozent) und Strategieentwicklung (78 Prozent) bewertet die Eisenbahnbranche als vorrangiger im Vergleich zu Kostensenkungen (74 Prozent) und Umsatzsteigerungen (60 Prozent).
Das überrascht, wenn man bedenkt, dass die Industrie unter einem hohen Ertragsdruck steht!
- Als Hemmfaktoren, die einer erfolgreichen Digitalisierung der Eisenbahnen zurzeit noch im Weg stehen, treten zwei besonders hervor. Zum einen stellt die Durchdringung der neuen Technologien in die bestehenden Betriebsabläufe und Anlagen (Fahrzeuge und Schienennetz) ein Hindernis dar (78 Prozent). Weiterhin wird die fehlende Verfügbarkeit von Big Data in einer heterogenen Prozess- und IT-Umgebung bemängelt (77 Prozent).
- Die Zusammenarbeit mit externen Partnern wird als kritischer Erfolgsfaktor für die Implementierung neuer, digitaler Anwendungsfälle gesehen. Dieses Ergebnis spiegelt die engen Wechselbeziehungen zwischen den wichtigsten Akteuren des Eisenbahnsektors wider.
Die digitalen Technologien fördern die Effizienz- und Qualitätssteigerung. Zudem müssen aber auch andere Investitionsaspekte berücksichtigt werden, um faire und vorteilhafte Bedingungen für alle Beteiligten gewährleisten zu können. „Die Digitalisierung verlangt nach einem gemeinsamen Ansatz, der alle Phasen des Lebenszyklus abdeckt“, meint zum Beispiel Pierre-Etienne Gautier, Chief Innovation Officer von Systra.
Ralf Stenger, Director bei BearingPoint, fasst zusammen: „Die Studienergebnisse veranschaulichen die grosse Erwartungshaltung der Eisenbahnindustrie hinsichtlich der Digitalisierung. Aber Wirtschaftlichkeit und erfolgsversprechende Ansätze sind noch umstritten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im ganzheitlichen Blick auf das digitale Ökosystem.“
Weitere Informationen finden Sie unter www.bearingpoint.com und in der BearingPoint Toolbox: http://toolbox.bearingpoint.com