Green IT: Nachhaltige IT als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit

Betrachtet man die Auswirkungen der Klimakrise wird der Faktor Nachhaltigkeit zum entscheidenden Thema unserer Gesellschaft. Doch nachhaltige Unternehmensführung ist für viele Organisationen Neuland – dabei besteht darin die Chance, junge Talente an sich zu binden, Budget einzusparen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben der Unternehmenskultur steht dabei die IT im Fokus, wie dieser Gastartikel erläutert.

Philippe Picalek von Cloudera meint, dass neben der Unternehmenskultur, die IT beim Thema Nachhaltigkeit im Fokus steht. (Bild: pixabay, geralt)

Während die Digitalisierung von Prozessen in einzelnen Unternehmen Ressourcen einspart, so führt die globale digitale Transformation zu einer weltweiten exponentiellen Ressourcennutzung. Das hat einen einfachen Grund: Durch steigende virtuelle Arbeitsabläufe entstehen immer grössere Mengen an Daten, die in Rechenzentren gespeichert werden – die je nach Grösse und Konstitution mehr oder weniger CO2-Emissionen produzieren. Studien zeigen, dass aktuell bereits 2 Prozent der weltweiten Energie auf den Rechenzentrumsbetrieb entfallen

Umso tragischer ist es dann, wenn Daten abgelegt, jedoch weder analysiert noch für den Unternehmenserfolg genutzt werden. Es entsteht eine „lose – lose“ Situation. Die Wahl des Speicherorts für Daten, die Form der Daten und die richtige Datenplattform sind also ein entscheidender Schritt sowohl für den Unternehmenserfolg als auch für die Erhaltung der Umwelt. Dies verleiht Green IT, also umweltverträgliche Dienstleistungen und Produkte der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie der nachhaltigen Nutzung, eine immense Bedeutung.

Initiativen, Massnahmen und Zertifizierungen

Durch Massnahmen wie der Green-IT-Initiative der deutschen Regierung oder der Europäischen Ökodesign-Richtlinie ist es gelungen, den Stromverbrauch durch IT in Deutschland seit 2017 zumindest relativ konstant zu halten – rund zwei Prozent des Landesstromverbrauchs. Aber Blockchain-Technologie oder Künstliche Intelligenz (KI) treiben den Energiebedarf von Rechenzentren in die Höhe. Laut einer Studie von The Shift Project von 2019 könnten die Emissionen der Digitalwirtschaft in den kommenden fünf Jahren jedoch bereits acht Prozent des gesamten CO2-Ausstosses betragen. 

Um solchen Szenarien entgegenzuwirken, braucht es Unternehmen, die auf ihren CO2-Fussabdruck – insbesondere in den Rechenzentren – achten. Beispielsweise bei der Kühlung von Servern kann viel Energie eingespart werden, denn Beleuchtung und Aussenkühlung lassen sich automatisieren und auch der Standort der Server spielt eine Rolle – möglichst weit auseinander und an einem kühlen Ort. Insgesamt sollte eine Stromverbrauchseffektivität von 1,2 oder weniger angestrebt werden. Zudem lassen sich mittlerweile viele Prozesse und Applikationen in die Cloud verlagern. Tendenziell ist die Energieversorgung für Cloud-Systeme aufgrund der Grössenskalierung geringer. Grundsätzlich können Unternehmen beim Kauf auch auf Energieeffizienz-Zertifizierungen achten. Organisationen wie zum Beispiel TCO Certified oder Energy Star prüfen und zertifizieren Fabriken und Geräte hinsichtlich ihrer Effizienz und nachhaltigen Praktiken. 

Welche Rolle spielt Green IT in Unternehmen?

Laut einer Studie von Capgemini spielt Green IT in den meisten Unternehmen derzeit jedoch nur eine geringe Rolle – nur jedes fünfte Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigt den Klimabeitrag der IT. Das liegt unter anderem an fehlendem Fachwissen, geben insgesamt 53 Prozent der Befragten an. Und nur 43 Prozent der Führungskräfte kennen den Betrag an CO2-Emissionen, den ihre IT verursacht. Eine umfassende Strategie mit Zeitvorgaben und konkret definierten Zielen haben nur 18 Prozent; nur 6 Prozent setzen eine nachhaltige IT bereits um. Und dies ändert sich auch in den nächsten Jahren nicht: Lediglich 22 Prozent der Unternehmen planen, ihren CO2-Fussabdruck durch eine nachhaltige IT um mehr als ein Viertel zu reduzieren. Und dass, obwohl Schätzungen zufolge Rechenzentren weltweit etwa 3 Prozent des Stroms verbrauchen und für etwa 2 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

Nachhaltige Datennutzung entscheidet über Wettbewerbsfähigkeit und Personalabgang

Dabei haben Unternehmen die Relevanz von nachhaltigen Geschäftsentscheidungen auf Datenbasis durchaus erkannt. Laut einer Studie von Cloudera stellen bereits heute mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Entscheidungsträger in deutschen Unternehmen höhere Investitionen in Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) vor die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (18 Prozent) oder die Aufrechterhaltung oder Steigerung ihrer Gewinne (19 Prozent). Dies ist jedoch nicht ganz uneigennützig, denn neben der ökologischen Notwendigkeit sind auch die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger IT nicht von der Hand zu weisen – sowohl hinsichtlich des Geschäftsergebnisses als auch durch gesellschaftliche Reputation, Markenimage und Kundenbindung. 

Die Cloudera-Studie zeigt dies im Detail: Auf die Frage, welche Auswirkungen es hätte, wenn ihr Unternehmen nicht anfangen würde, Daten zu nutzen, um nachhaltigere Geschäftsentscheidungen in den nächsten 3 Jahren zu treffen, antworteten fast die Hälfte der Entscheidungsträger in Unternehmen (47 Prozent), dass sie einen Rückgang des Wachstums erwarten würden. Weitere Folgen sind der zunehmende Druck auf den Vorstand und der Geschäftsverlust. Am interessantesten ist aber, dass 27 Prozent der Entscheidungsträger glauben, dass Mitarbeiter das Unternehmen verlassen – in Zeiten von Fachkräftemangel ein entscheidendes Kriterium.

Zum Autor:
Philippe Picalek, Regional Vice President Schweiz bei Cloudera, einem Cloud-Dienstleister. Die Cloudera Enterprise Data Cloud verarbeitet alle Daten, unabhängig vom Ablageort – vom Edge bis hin zu KI-Anwendungen. 

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