Studie: Datenaustausch zwischen Gesundheitseinrichtungen wird von Patienten begrüsst

Das Gesundheitswesen wird immer mehr digitalisiert. Patienten profitieren von den damit einhergehenden und notwendigen Möglichkeiten eines Datenaustauschs, sind aber zugleich besorgt. Eine Studie aus Deutschland zeigt entsprechend widersprüchliche Einstellungen, dies auch in Hinblick auf die laufenden Diskussionen rund um das elektronische Patientendossier.

Digitaler Austausch von Patientendaten zwischen Gesundheitseinrichtungen: Chance, aber auch Grund zur Sorge? (Bild: Pixabay.com)

In der Schweiz laufen die Diskussionen rund um das elektronische Patientendossier weiter, derweil ortet man beim Bundesamt für Gesundheit BAG weiterhin Defizite bei der Digitalisierung von Prozessen: Noch immer müssten fast alle Krankheiten analog gemeldet werden, wie in verschiedenen Medien zu lesen war. Die Begründung des BAG: Durch die telefonische oder per Fax erfolgende Meldung könne man «sehr rasch Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit einleiten», wie es heisst. Datenaustausch per Papierformular trotz Digitalisierung?

74 Prozent der Patienten begrüssen Datenaustausch

Dem gegenüber stehen die rasch fortschreitenden Entwicklungen der Telemedizin. Eine Erstkonsultation über eine medizinische Online-Plattform kann viele Arztbesuche überflüssig machen und bedeutet eine Entlastung des Gesundheitssystem. Doch was soll mit den bei einer Konsultation eines Online-Arztes erhobenen Daten passieren? In Deutschland hat Axway, ein Anbieter von API Management-Lösungen 1000 Patienten befragt, wie sie den Möglichkeiten der Telemedizin gegenüberstehen. Dabei zeigt sich in den Meinungen ein Spannungsverhältnis zwischen komfortabler Serviceerfahrung, Datensicherheit und Kontrolle über die eigenen Patientendaten.

Abbildung 1: Würden Sie medizinische Daten online oder in einer App hinterlegen, wenn dadurch das weitere Ausfüllen von Formularen erspart wird?

74 Prozent der Befragten finden, dass Leistungserbringer Patientendaten untereinander austauschen sollten. 54 Prozent sind der Auffassung, dass sie gegenwärtig nicht ausreichend Zugriff auf ihre Patientenakten sowie Laborergebnisse oder bildgebende Untersuchungsverfahren haben; 27 Prozent haben begrenzten Zugriff und wünschen sich noch mehr Einblick.

Hoffnung auf Prozessoptimierung und erhöhten Komfort

65 Prozent wünschen sich, dass medizinischen Einrichtungen stets der aktuelle Behandlungsstand des Patienten zugänglich sein sollte. Aus folgenden Gründen:

  • 29 Prozent: Es könnte Missverständnisse und menschliche Fehler reduzieren.
  • 26 Prozent: Es wäre deutlich bequemer.
  • 23 Prozent: Es könnte wiederholtes Ausfüllen von Formularen ersparen.
  • 21 Prozent: Es könnte die Behandlung verbessern.

23 Prozent wären vorbehaltlos dazu bereit, ihre Patientendaten zentral online oder in einer Anwendung zu hinterlegen und Leistungserbringern Zugriff zu gewähren, damit das Ausfüllen von Patientenerfassungsbögen der Vergangenheit angehört. Für 39 Prozent käme dieser Schritt nur in Frage, wenn die Sicherheit der Daten gewährleistet ist. 20 Prozent lehnen dies sogar auf Grund von Sicherheitsbedenken vollständig ab.

Datensicherheit und Kontrolle ist die grösste Sorge

Für die Mehrheit der Patienten ist die Sicherheit ihrer Daten die grösste Sorge in Verbindung mit Telemedizin. 51 Prozent gehen davon aus, dass Gesundheitsdaten vor Hackern nicht sicher sind, nur 22 Prozent waren gegenteiliger Auffassung. 26 Prozent gaben an, unsicher zu sein und keine eindeutige Aussage machen zu können. Auf die Frage, ob Patienten für eine App, die sicheren Zugriff auf ihren Impfpass und vergleichbare medizinische Daten bietet, auch bezahlen würden, antworteten zwei Drittel – 66 Prozent – hingegen mit „nein“. Ungewissheit und Intransparenz scheinen ebenfalls Faktoren zu sein, die Patienten beschäftigen: 72 Prozent der Befragten wünschen sich, mehr Kontrolle darüber zu bekommen, wer Zugriff auf ihre Patientenakte bekommen darf.

Abbildung 2: Warum sollten medizinische Leistungserbringer über möglichst aktuelle Patienteninformationen verfügen?

Datenaustausch ja, aber nur wenn er sicher ist

„Patienten in Deutschland bewegen sich in einem Spannungsfeld aus dem gewohnten Komfort digitaler Services, Datensicherheit und Kontrolle,“ kommentiert Yves Lajouanie, SVP und General Manager EMEA bei Axway, die Ergebnisse. „Das Stimmungsbild der Umfrage spiegelt auch einen internationalen Trend im Markt für telemedizinische Anwendungen wider: Big Tech- und Big Retail-Akteure wie beispielsweise Amazon versuchen derzeit durch das Akquirieren medizinischer Services die komfortable Erfahrung, die ihre Kunden von ihnen gewöhnt sind, auf den Gesundheits- und medizinischen Bereich auszudehnen und sie weiter an ihre Plattformen zu binden. Das Gesundheitswesen läuft Gefahr, die Datenhoheit an private Anbieter zu verlieren. Für Gesundheitseinrichtungen ist es daher wichtig, ihre digitalen Ökosysteme so zu gestalten, dass sie die Übertragung von Patientendaten in und den Empfang aus anderen Systemen und Anwendungen einfach gemäss allgemein gültiger Sicherheitsstandards vollziehen können. Auf diese Weise kann es ihnen gelingen, ihren Patienten einen Mehrwert und eine erfüllende digitale Serviceerfahrung zu bieten.“

Diese Einschätzungen aus Deutschland können zu einem wesentlichen Teil auch auf die Schweiz übertragen werden. Denn auch hier sind Datensicherheit und Kontrollmöglichkeiten beim Datenaustausch jene Faktoren, die über Sein oder Nichtsein eines elektronische Patientendossiers entscheiden.

Quelle: Axway

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