Value-based Healthcare: Arbeitspapier von PwC fordert Paradigmawechsel

Das Schweizer Gesundheitswesen ist sehr gut, aber auch sehr teuer. Nun ist ein Paradigmawechsel gefragt: Weg von den Kosten - hin zu Mehrwert für die Patientinnen und Patienten. Value-based Healthcare soll die Lösung bringen.

Operation gelungen? Mit der Vision von Value-based Healthcare soll der Fokus weg von den Kosten hin zu mehr Qualität im Gesundheitswesen gelenkt werden. (Bild: Unsplash.com)

Es ist bekannt: Das Schweizer Gesundheitswesen gehört zu den besten der Welt, allerdings auch zu den teuersten. Dieses Dilemma wird von verschiedenen Seiten angegangen. Die aktuellen Rahmenbedingungen führen aber häufig zu einem reinen Mengenwettbewerb. PwC Schweiz hat deshalb mit Unterstützung verschiedenster Interessengruppen aus dem Gesundheitswesen selbst, der Versicherungswirtschaft, der Politik sowie aus der Pharma- und Medizintechnik-Industrie ein Diskussionspapier ausgearbeitet, das die Vision  von „Value-based Healthcare“ formuliert. 

Hin zu Value-based Healthcare: Die Ausgangslage

Mit einem hohen Qualitätsniveau und einer ausgeprägten Leistungsbreite sei das Schweizer Gesundheitswesen bereits heute hervorragend aufgestellt, heisst es dazu. Die hohen Kosten seien nicht nur das Resultat davon, sondern auch Ausdruck des Potenzials, sich von einem mengen- zu einem wertebasierten System zu entwickeln. Die Akteure des Gesundheitswesens – dazu zählen Leistungserbringer, Versicherer, Produzenten und Patientinnen und Patienten – agieren so, wie sie können: im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben und in der Logik systembedingter Anreize. Das hat zu Mengenwettbewerb, limitierter Interprofessionalität und Interdisziplinarität sowie Silodenken geführt. Diese Faktoren erschweren es den Akteuren, ihre Aktivitäten an den Patientinnen und Patienten auszurichten und sich konsequent auf die Steigerung des Mehrwerts und Outcomes für die Patienten auszurichten.

Auftakt zur Transformation

Die erwähnte Publikation von PwC Schweiz setzt nun gerade hier an. Die PwC-Gesundheitsexpertinnen und -experten haben darin eine Vision für ein qualitäts- und patientenzentriertes Gesundheitssystem formuliert. Für deren Umsetzung stellen sie das Value-based Healthcare (VBHC) Framework von PwC vor. Dieser Ansatz diene der Stärkung von Qualität und Wirtschaftlichkeit des Schweizer Gesundheitswesens, so die Autorinnen und Autoren. Mehr noch: Er läute einen Paradigmenwechsel ein: hin zu maximaler Patientenzentrierung, indikationsspezifischen Qualitäts- und Kostenmessungen, integrierter und vernetzter Versorgung losgelöst von Sektoren- oder Fachgrenzen, ständiger Verbesserung der Qualität. VBHC biete nicht nur das Potential für höhere Qualität im Gesundheitswesen, sondern auch zur Reduktion des Kostenwachstums. 

Am gleichen Strick ziehen

«Nur mit vereinten Kräften können die Gesundheitsakteure die Vision einer qualitäts- und nutzenorientierten Versorgung verwirklichen. Dazu sollen die Akteure proaktiv betrieblich den Strategiefokus in Richtung Qualität und Orientierung am Patientennutzen setzen, und regulatorische Reformen sollten diese Entwicklung unterstützen», meint Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz. Grundlage für diese Qualitätsorientierung ist ein einheitliches Verständnis von Qualität und Kosten über ganze Behandlungspfade. Damit flächendeckendes Zusammenarbeiten möglich wird, soll der Gesetzgeber Steine aus dem Weg räumen und VBHC-günstige Rahmenbedingungen schaffen. Fehlanreize gehören abgeschafft, es braucht Versorgungspfade über den ganzen Behandlungszyklus und eine transparente, interoperable digitale Unterstützung. Sprich: auswertbare Daten, Transparenz und Vernetzung. Substanzielle Investitionen in die Digitalisierung sind dazu Voraussetzung. In der Publikation finden sie konkrete Handlungsempfehlungen für alle Akteure – von informierten Patientinnen und Patienten bis hin zu regulatorischen Rahmenbedingungen.

Wo Value-based Healthcare bereits Realität ist

Dass dieser Paradigmenwechsel bereits im Gang ist, zeigen diverse Beispiele aus der Praxis. Der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung (ANQ) hat ein Pilotprojekt zur Qualitätsmessung von Indikation, Eingriff und Anästhesie gestartet. Hirslanden legt den Fokus auf das digitale und physische Continuum of Care und setzt dabei nebst Partnerschaften konsequent auf sektorenübergreifend einheitliche Qualitätsindikatoren und Anreizsysteme. Das Universitätsspital Basel (USB) und Roche messen und steigern in einer Partnerschaft den Patientennutzen und Ressourceneinsatz bei Lungenkrebserkrankten. Im «Arc Jurassien» arbeitet Swiss Medical Network an der Umsetzung einer integrierten Versorgungslandschaft, die den Full Capitation Ansatz verfolgt und innovative Vergütungsmechanismen einsetzt. IVF Hartmann hat eine digitale Plattform zur Prozess- und Kostenoptimierung in Alters- und Pflegeheimen entwickelt. Das Spitalzentrum Biel und Johnson & Johnson (J&J) erhöhen gemeinsam den Patientennutzen entlang des Behandlungspfades. Die CSS bietet ihren Kundinnen und Kunden eine Qualitätssprechstunde an. Und die Patient Empowerment Initiative als Pilotprojekt von USB und Kantonsspital Winterthur (KSW) in Kooperation mit CSS, SWICA und PwC Schweiz holt den Patientennutzen zurück ins Zentrum, korrigiert Fehlanreize und reduziert Fehl- und Überversorgung. 

Diese Einzelbeispiele würden das grosse Potenzial von Value-based Healthcare in der Schweiz aufzeigen. Die Experten von PwC sind überzeugt, dass sich das Schweizer Gesundheitswesen dynamisch in diese Richtung entwickeln wird und begrüssen eine Zusammenarbeit aller Akteure, um diesen Ansatz flächendeckend umzusetzen.

Quelle und weitere Informationen: PwC Schweiz

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