Investitionen in Mitarbeitergesundheit werden steigen

Im Risikoausblick 2022 von International SOS zeigt sich eine unmittelbare COVID-19-Auswirkung: Mehr als 50 Prozent der Unternehmen haben die Absicht, die Ausgaben für die psychische und physische Gesundheit zu erhöhen. Dies als Folge immer komplexerer Risiken.

Covid-19 zeigt seine Auswirkungen auf die Mitarbeitergesundheit: Unternehmen stehen 2022 vor grossen Investitionen in die physische und psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. (Bild: Unsplash.com)

Der jährlich erscheinende globale Bericht „Risk Outlook 2022“ von International SOS, der in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Ipsos Mori erstellt worden ist, zeigt eine immer komplexer werdende Risikolandschaft, mit denen Unternehmen konfrontiert sind. Befragt wurden dabei fast 1000 Fachkräfte für Mitarbeitergesundheit in 75 Ländern. Die Antworten zeigen, dass verstärkt sowohl in die psychische als auch in die physische Gesundheit investiert werden wird. Mehr als die Hälfte, d.h. 56%, der Unternehmen beabsichtigt, die Ausgaben für beide Bereiche zu erhöhen.

Produktivitätseinbussen wegen psychischen Krankheitsbildern

Die Unternehmen stehen gemäss der Befragung vor einer doppelten Herausforderung beim Thema Gesundheit. Neben den physischen Aspekten zum Schutz gegen COVID-19 habe die Pandemie erheblich zu einer Krise der psychischen Gesundheit beigetragen, wie es im Risk Outlook 2022  heisst. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 %) geht davon aus, dass psychische Krankheitsbilder 2022 einen erheblichen Produktivitätsrückgang verursachen werden.

Die Notwendigkeit erhöhter Investitionen in die Mitarbeitergesundheit ergibt sich aus der Tatsache, dass die Unternehmen im Jahr 2022 mit erhöhten Risiken rechnen. Mehr als zwei Drittel (68 %) der Unternehmen gehen davon aus, dass die Risiken im nächsten Jahr steigen oder gleich hoch bleiben werden. Insbesondere Entscheidungsträger, die für Geschäftsreisen (69 %) und internationale Entsandte bzw. Expats (67 %) verantwortlich sind, erwarten, dass das Risikoniveau im Jahr 2022 steigen oder gleichbleiben wird.

Immer komplexer werdende Risiken lassen auch die Kosten für die Mitarbeitergesundheit steigen. (Grafik: International SOS)

Geschäftsreisen als Risiko für die Mitarbeitergesundheit

Gerade im Zusammenhang mit dem Thema Geschäftsreisen und Expats hält International SOS fest, dass der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung in vielen Ländern aufgrund der Pandemie zu einer grossen Herausforderung geworden ist. Ist diese im bereisten Land unzureichend oder nicht verfügbar, ist oftmals eine medizinische Evakuierung zwingend. Die Daten von International SOS zeigen, dass das Risiko für eine medizinische Evakuierung während einer Geschäftsreise heute neunmal höher ist als noch 2019. Dies ist auf die direkten Auswirkungen von Covid-19 zurückzuführen, gekoppelt mit einem erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung und aufgrund komplexer Anforderungen bezüglich Tests, Isolation und Quarantäne-Massnahmen. Insgesamt sind medizinische Evakuierungen viel komplexer – und entsprechend kostspieliger – geworden: Die Bearbeitungszeit für die Abwicklung einer medizinischen Evakuierung für Covid-19-Fälle und Nicht-Covid-19-Fälle ist aktuell aufgrund der aufwändigen Organisation hinsichtlich Logistik und Einholung aller erforderlichen Bewilligungen gestiegen.

COVID-19 bleibt 2022 grosse Herausforderung

Für viele Unternehmen bleibt COVID-19 weiterhin eine grosse operative Herausforderung. Ein Drittel (33 %) der für den Risk Outlook 2022 Befragten gab an, dass die Bereitstellung angemessener Ressourcen für den Umgang mit dem Virus eine der grössten Herausforderungen im Jahr 2022 darstellt. Die Befragten aus Westeuropa sowie Nord- und Südamerika sahen sich durch die COVID-19-Richtlinien herausgefordert, insbesondere durch die Notwendigkeit, Test- und Impfstoffrichtlinien für COVID-19 zu definieren. 36 % der Befragten in Westeuropa und Nord-, Mittel- und Südamerika nannten dies als Problem, gegenüber einem weltweiten Durchschnitt von 25 %.

Pandemie grösste Sorge für die Mitarbeitergesundheit

Während die Pandemie die Sorgenliste anführt, wird erwartet, dass andere immerwährende Sicherheitsrisiken im Jahr 2022 Störungen verursachen werden. Angesichts der wachsenden Besorgnis über den Klimawandel rechnen 21 % der Befragten, dass Naturkatastrophen, einschliesslich extremer Wetterverhältnisse, im Jahr 2022 zu Störungen führen werden, dicht gefolgt von Verkehrsproblemen – sowohl für den lokalen, nationalen als auch internationalen Reiseverkehr – (19 %) und Sicherheitsbedrohungen und innere Unruhen (16 %).

„Im Jahr 2022 müssen sich die Unternehmen bewusst sein, dass die immerwährenden Sicherheitsbedenken wie Kriminalität, Unruhen, Terrorismus oder andere geopolitische Probleme durch die Pandemie nicht verschwunden sind. In vielen Fällen sind die Risiken sogar gestiegen. Spannungen im Zusammenhang mit Lockdowns, der Einführung von Impfstoffen und vermeintlichen Eingriffen in die bürgerlichen Freiheiten haben an einigen Orten zu Unruhen und Gewalt geführt. Mit zunehmenden Impfvorschriften oder Beschränkungen für nicht geimpfte Personen weltweit ist zu erwarten, dass die Spannungen im Jahr 2022 zunehmen werden. Neben den COVID-19-bedingten Auslösern werden Naturkatastrophen, geopolitische Ereignisse, innerstaatliche Konflikte und Kriminalität weiterhin Auswirkungen auf Unternehmen in der ganzen Welt haben. Diese Auswirkungen werden sich 2022 noch verstärken, da die Reisetätigkeit wieder zunimmt und die Fürsorgepflicht der Mitarbeiter im Heimatland stärker in den Mittelpunkt rückt“, sagt Gautier Porot, Security Director für die Schweiz und Italien bei International SOS.

Risikoausblick 2022: Fünf Prognosen

Die fünf wichtigsten aufgelisteten Prognosen von International SOS für das nächste Jahr basieren auf den Ergebnissen der Risk-Outlook-Umfrage, Experteninterviews und den eigenen Daten des Unternehmens:

  1. COVID-19, Long COVID und die psychische Gesundheit werden im Jahr 2022 die wichtigsten Störfaktoren für die Mitarbeiterproduktivität sein und für zunehmende Fehlzeiten und Kontinuitätsprobleme sorgen.

  2. Die Infodemie wird die Komplexität beim Mitarbeiterschutz weiter verschärfen. Gleichzeitig werden Fürsorgepflichten durch neue Gesundheits- und Sicherheitsmassnahmen, Erwartungen der Mitarbeiter und die Einhaltung von Vorschriften neugestaltet.

  3. Die durch die Pandemie unterbrochenen Aktivitäten werden bis 2023 stabiler, da Unternehmen das Gesundheits- und Sicherheitsrisikomanagement als Wettbewerbsvorteil nutzen. Mit einem verbesserten Risikomanagement unterstützen Unternehmen die Mitarbeiterbindung und die Bereitschaft, zu Aktivitäten wie z. B. Geschäftsreisen zurückzukehren.

  4. Unternehmen laufen Gefahr, von sich schnell verändernden Sicherheitsumgebungen überrascht zu werden, da zivile Unruhen und geopolitische Volatilität das Vor-Pandemie-Niveau übersteigen wird.

  5. Der Klimawandel wird die Häufigkeit und die Auswirkungen von klimasensiblen Gefahren wie Infektionskrankheiten, extremen Wetterereignissen und sozioökonomischen Spannungen erhöhen.

Quelle und weitere Informationen: International SOS

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