Disruptive Entwicklungen, Millionen neuer Jobs und gefragte Profile
Kompetenzen auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt wie noch nie. Das entsprechende Stellenangebot wächst. Es bietet Karriere gekoppelt mit Sinnstiftung. Ein wachsendes Bildungsangebot erlaubt den Erwerb der notwendigen Kompetenzen. Gute Orientierungshilfen erleichtern die Wahl.
Die Arbeitswelt wird durch die Digitalisierung, die Globalisierung und den raschen Technologiewandel weiter an Dynamik gewinnen. Berufsleute müssen sich derart ausbilden, dass sie mit Veränderungen klarkommen. Zusätzlich zu Fachkompetenzen werden künftig verstärkt Gestaltungskompetenzen gefragt sein. Führungskräfte von morgen müssen in Szenarien denken, Probleme erkennen, Strategien entwickeln und Lösungen innovieren und diese in verantwortungsvoller Weise umsetzen können.
Wissen, Menschen, Kultur und Zusammenarbeit bilden heute nicht nur die mächtigen Kräfte des globalen Business, sondern jeder Organisation. Wissen und Kompetenz sind wichtiger als Geld, Materie und Energie. Denn Wissen, Erfindungsgeist und Innovationskraft können Engpässe beim Geld, bei der Materie und der Energie überwinden. Der wirklich bedeutende Engpass der Zukunft ist das Unvermögen, Wissen und Kompetenz zu generieren. Angesichts der endlichen Vorkommen bei Öl, bei zahlreichen Rohstoffen, dem Wasser, vielen Grundnahrungsmitteln und der Energie gewinnt diese Aussage an Brisanz
Wachstumsmärkte mit neuen Arbeitsstellen
Entwicklungen auf den weltweiten Cleantech-Märkten sind eindrücklich. Costa Rica beispielsweise setzt bei der Stromversorgung auf 100 % erneuerbare Energie, Marokko plant das grösste Solarkraftwerk der Welt, das eine Million Menschen mit Strom versorgen soll und Skandinavien will sich von den Ölheizungen verabschieden. Entsprechend sind auch bei uns neue Berufe wie der nachhaltige Anlageberater, der Recyclist, der Ranger oder der Mobilitätsmanager entstanden oder im Entstehen begriffen. Das künftige Potenzial von umweltbezogenen Arbeitsplätzen wird von den Vereinten Nationen weltweit auf 5 bis 10 Millionen Jobs im nachhaltigen Bau, dem Energie- und Mobilitätssektor, der Industrie, Forstund Landwirtschaft und dem Ernährungsbereich geschätzt. Bereits jetzt sind in der Schweiz im erweiterten Umweltmarkt rund 160000 Menschen beschäftigt. Der WWF Schweiz ortet für die Schweiz ein Potenzial von nochmals zigtausend neuen Stellen. Der grösste Zuwachs wird in der Baubranche und der Energiewirtschaft erwartet, aber auch die Nahrungsmittelindustrie und die Mobilität sowie umweltspezifische Dienstleister sind zunehmend auf kompetente Fachkräfte angewiesen. Veränderte Konsumbedürfnisse, Klimawandel, Urbanisierung und das Wachstum von Schwellenländern sind Treiber dieser Entwicklungen. Die entsprechenden Kompetenzen werden zunehmend gefragt und auch kräftig honoriert. Die Zeiten sind passé, als es galt sich zu entscheiden, an der beruflichen Karriere zu arbeiten und Geld zu verdienen oder einer sinnstiftenden Arbeit nachzugehen. Arbeitsplätze mit Bezug zu Umwelt und nachhaltiger Entwicklung können beides bieten.
Karriere und Sinnstiftung
Viele Menschen verbringen mehr Zeit am Arbeitsplatz als in ihrem sozialen Umfeld oder bei ihren Hobbys. Arbeitsplatz: Ein Ort, um Spuren zu hinterlassen, Wirkung zu erzeugen, Zukunft mitgestalten wollen, wo sie Sinnhaftigkeit in ihrem Wirken finden, und wo ihnen Anerkennung dafür zuteil wird. Karriere bedeutet heute für immer mehr Menschen nicht bloss hierarchische Sprossen erklimmen, sondern Kompetenzen erwerben, sich als Persönlichkeit entwickeln und eigene Fähigkeiten bestmöglich zur Wirkung bringen. Klug ist, wer sich heute die künftig gefragten Kompetenzen für Stellen im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich aneignet. Gefragte Kompetenzen hängen immer von den gerade aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen ab. In den 80er-Jahren waren seitens kantonaler Fachstellen und Beraterbüros Kompetenzen zum Vollzug der Umweltgesetzgebung im technischen Umweltschutzbereich gefragt. In den 90er-Jahren kaufte die Privatwirtschaft Kompetenzen im Umweltmanagement ein. Heute, da jede wirtschaftliche oder gesellschaftliche Aktivität vom Paradigma der Nachhaltigen Entwicklung betroffen ist, wird eine breite Palette an fachlichen, methodischen, sozialen und persönlichen Kompetenzen nachgefragt. Gesucht sind Menschen, welche in unvorhersehbaren Situationen nachhaltigkeitsrelevante Probleme erkennen, Lösungen partizipativ innovieren und in verantwortlicher Weise umsetzen. Dabei sind auch neue Geschäftsmodelle gefragt.
Vom Profil der Heilsarmee des Artenschutzes zum Gestalter gesellschaftlicher Veränderungen
Umwelt wird heute in den Unternehmen in übergeordnete Managementsysteme integriert. Das Element Umwelt im Unternehmen, einst eine Charge, welche ein Partikulärinteresse vertrat, welche als Kostenfaktor und als verhindernde, polarisierende Kraft angesehen wurde, welche man am besten an eine technische Fachstelle delegierte, dieses Element ist im Unternehmen zur problemlösenden, erfolgsuchenden, kooperierenden, aushandelnden, strategischen Kraft des Topmanagements geworden. Entsprechend hat sich das Profil gesuchter Arbeitskräfte radikal gewandelt vom einst konservativen, starren, ideologischen, dogmatischen, zynischen, verschlossenen, belehrenden Angehörigen der Heilsarmee des Artenschutzes hin zur visionären, innovativen, flexiblen, pragmatischen, menschenfreundlichen, partnerschaftlichen, professionellen kommunikativen und empathischen Person mit fundierten Fach-, Methodenund Sozialkompetenzen im ökologischen, wirtschaftliche und sozialen Bereich.
Planung, Aufbau, Unterhalt und Auditierung von Umweltmanagementsystemen zum Beispiel erfordern Kompetenzen in Umweltrecht, Umweltmanagement, ein fundiertes Umweltwissen sowie eine grosse betriebliche Umwelterfahrung. Kompetenzen im Bereich General Management und Unternehmensführung gehören ebenso dazu wie Schlüsselqualifikationen im methodischen und kommunikativen Bereich. Es versteht sich, dass solche Profile nicht einfach im Rahmen einer Weiterbildung entstehen, sondern Produkte einer soliden Grundausbildung mit reicher Branchenpraxis, gezielt ergänzender Weiterbildung und Lernen am Arbeitsplatz darstellen.
Orientierung im reichen aber unübersichtlichen, Bildungsangebot
Die heutige Bildungslandschaft bietet ein reiches, rund 300 Bildungsgänge umfassendes Angebot für den Erwerb dieser Kompetenzen. In den letzten Jahren hat das Bildungsangebot im Umweltbereich markant zugenommen. Zig neue Aus- und Weiterbildungsgänge sind in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen. Es ist ein Wandel von Weiterbildung in Spezialthemen zu Nachhaltigkeitsbildungen für Handlungsfelder, z.B. beim Bauen, Energiemanagement, Sozialmanagement, in der Mobilität auszumachen. Stark angewachsen ist das Angebot an berufsbegleitenden Weiterbildungen. Mehr Ausbildungen ermöglichen Bacheloroder Masterabschlüsse. Diese werden ergänzt mit vielen CAS, MAS, Kurzlehrgängen zu nachhaltigem Bauen, Urbanismus, Mobilität, Sozialmanagement, Tourismus und Finanzwirtschaft. Deren Zulassungsbedingungen werden durchlässiger. Und mehr Bildungsangebote richten sich auch an Interessierte mit nicht-akademischer Vorbildung. Damit reagiert die Bildungslandschaft schnell auf Veränderungen im Markt, in der Demographie und im Lebensstil.
Wer sich weiterbildet, investiert nebst Geld vor allem Zeit
Bei der Wahl der geeigneten Weiterbildung ist Sorgfalt angebracht. Weiterbildungen erfordern grosse Investitionen an Geld und – was häufig zu wenig beachtet wird – an Zeit. Falsch investiertes Geld schmerzt, kann aber wieder ersetzt werden. Die in Bildung investierte Zeit kann nie mehr rückgewonnen werden. Kriterien der Wahl sind deshalb nebst der inhaltlichen Ausrichtung die Methodik und die Qualität, die geforderte Vorbildung, die Dauer, die Kosten, der Ort und anderes mehr. Die sorgfältige Auswahl beinhaltet insbesondere die Frage: «Wie gut bereitet eine Aus- oder Weiterbildung auf die jeweiligen Praxisanforderungen vor, und zwar nicht nur bezüglich Wissen, sondern auch was Umsetzungskompetenz und persönliche Schlüsselqualifikationen betrifft?»
Der persönliche Kontakt zu den Institutionen und zu ehemaligen AbsolventInnen oder der Besuch einzelner Lehrveranstaltungen erlaubt zusätzliche Schlüsse. Natürlich kann auch die Dienstleistung von Berufs- oder Laufbahnberatenden helfen. Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Fragen des persönlichen Ziels, den Möglichkeiten des Arbeitsmarktes und geeigneten Bildungsgängen bietet sich eine persönliche Bildungsberatung an.