Viele Köche veredeln den Brei

Ein gutes Nachhaltigkeits-Rezept fusst auf vielen Details. Um die stetig steigenden Kunden- und Umweltanforderungen erfüllen zu können, müssen insbesondere Lebensmittel- und Getränkehersteller ihre Öko-Strategie mit passenden produktions-technischen Ingredienzien versehen. Das verlangt nach der engen Kooperation verschiedener «Köche».

Viele Köche veredeln den Brei

 

 

Gerade die Lebensmittel- und Getränke­ industrie weiss, dass Nachhaltigkeit unab-dingbar ist: Immer mehr Kunden greifen in-zwischen zu umwelt- bzw. sozialverträgli-chen Produkten. Die Herstellung dieser Pro-dukte soll – unter anderem aus Kostengrün-den – möglichst wenig Energie oder auch Wasser verbrauchen. Ausserdem wird von diversen Stakeholdern erwartet, dass solche Erzeugnisse auf ihrem Lebensweg möglichst wenig Abfall verursachen. Hinzu kommen behördliche Vorschriften, die beispielsweise erfordern, dass weder das Erdreich noch Wasserwege oder die Atmosphäre verunrei-nigt werden: Nach wie vor setzen sich viele Regierungen auf dem gesamten Planeten da-für ein, dass die Ziele der Pariser UN-Klima-konferenz von 2015 eingehalten werden, um etwa der globalen Erwärmung durch Treib­ hausgase entgegenzuwirken.

 

Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass sich viele «Global Players» der Le-bensmittel- und Getränkebranche selbst ho-he Nachhaltigkeitsziele gesetzt haben. Diageo beispielsweise strebt an, 100 % seiner Abwäs-ser auf sichere Weise wiederzuverwerten. Unilever hat sich zum Ziel gesetzt, die Treib­ hausgas-Emissionen seiner Produkte in Be-zug auf den vollen Lebenszyklus um 50 % zu reduzieren. Und Nestlé will keine Produkti-onsabfälle mehr auf Deponien entsorgen. All dies soll bis zum Jahr 2020 umgesetzt werden.

 

Das umweltrelevante Engagement die-ser und anderer Branchen-Grössen ist defini-tiv bewundernswert; ausserdem sind ihre Ziele absolut bedeutsam – doch leider sind diese Ziele nicht ganz so leicht zu erreichen. Denn im täglichen Produktionsprozess hängt die «Nachhaltigkeits-Performance» ganz ent-scheidend von vielen Details bei den Abläu-fen und nicht zuletzt von den optimalen In-standhaltungsmassnahmen ab.

Details entscheidend
In der Produktionspraxis wirken sich unzähli-ge Unternehmensentscheidungen auf die «summierte» Nachhaltigkeit der Firma aus. Das entsprechende Spektrum reicht von der Beschaffung der Betriebsmittel über die Wahl der Fertigungstechnologien bis hin zur Ge-staltung der Logistik. Auf Basis dieser Er-kenntnis haben zahlreiche Lebensmittel- und Getränkehersteller bereits umfassende Ände-rungen durchgeführt. Beispielsweise haben sie ihre Zulieferer darin bestärkt, effizientere Anbaumethoden einzusetzen; sie selbst ha-ben in ihren Fertigungsanlagen effizientere Maschinen eingesetzt oder den Strom dafür aus erneuerbaren Quellen gewonnen.

Strategie braucht Taktik
Selbstverständlich führt all dies in die rich-tige Richtung. Und dennoch sind strategi-sche Massnahmen wie diese oft nur einge-schränkt wirksam. Zum besseren Verständ-nis ein typisches «taktisches» Beispiel aus der Praxis: Im Bereich «Energieeffizienz» wird gerne beschlossen, die Elektromoto-ren, die für den Antrieb von Pumpen, Mischern und anderer Ausrüstung einge-setzt werden, durch effizientere Einheiten zu ersetzen. Ein 18,5-kW-Elektromotor der Effizienzklasse IE1 hat womöglich eine Nenneffizienz­ von 89,3 %, während der glei-che Motor in der IE3-Ausführung u. U. eine Effizienz von 92,6 % aufweist.

 

Eine solche Effizienzsteigerung in Höhe von 3,3 % ist an sich definitiv wertvoll. Aber wenn die von diesem Motor angetriebene Pumpe unzureichend gewartet wird oder wenn Wellenschiefstellungen zu vermehrter Reibung in der entsprechenden Maschine füh-ren, können die daraus resultierenden Ener-gieverluste grösser sein als die Gewinne, die man durch solche Spezifikationsverbesserun-gen der Motoren erzielt.

Wellenausrichtung contra CO2
In einem Werk für Lebensmittel und Geträn-ke litten zwölf Pumpen unter hohen Schwin-gungen und starkem Verschleiss. Als Ursache des Problems ermittelte das Betriebsteam in Zusammenarbeit mit SKF eine mangelhafte Ausrichtung der Wellen. Eine Präzisionsaus-richtung führte hier nicht nur zu Verbesse-rungen hinsichtlich Geräuschentwicklung, Schwingungen und Zuverlässigkeit, sondern auch zu einer Reduktion des Energiever-brauchs einer Pumpe um satte 20 %. Im Durchschnitt des Pumpen-Dutzends liess sich eine 16-prozentige Minderung erzielen.

 

Durch diese Massnahme konnte das Unternehmen seinen Stromverbrauch um über 9000 kWh pro Jahr und Pumpe senken, was – über alle zwölf Pumpen hinweg – etwa 28 t an vermiedenem CO2-Ausstoss pro Jahr entspricht. Da in manchen Lebensmittel-oder Getränkefabriken mehrere Hundert sol-cher Pumpen zum Einsatz kommen, können sich Verbesserungen wie diese sehr schnell potenzieren.

Umweltverträgliche Schmierung
Eine ebenso folgenreiche Rolle spielt die Er-höhung der Anlagenverfügbarkeit. Im Falle eines ungeplanten Stillstands lassen die meis-ten Betriebe die anderen Maschinen der An-lage während der Reparaturarbeiten weiter-laufen. Das Ergebnis ist ein erhöhter Energie-verbrauch pro produzierter Einheit.

 

Dabei kann man vielen ungeplanten Still-ständen u. a. durch eine professionelle Schmie-rung sehr effektiv entgegenwirken. Oft gilt das Schmierungsmanagement sogar als entschei-dender Faktor für die Leistung einer Maschine. Da eine gute Schmierpraxis also unerlässlich für die Anlagenzuverlässigkeit ist, geht es – im Kontext der Nachhaltigkeit – nicht einfach nur darum, ob man nachschmiert, sondern viel-mehr darum, wie man ein optimales Ergebnis mit minimalen Umweltauswirkungen erreicht.

 

Die Trockenreinigung von Lagern kann beispielsweise dazu führen, dass Arbeitsmate-rial wie Handschuhe, Reinigungs- oder sonsti-ge Papiertücher mit Fett kontaminiert und anschliessend der Verbrennung zugeführt werden. Das jedoch widerspricht dem Ansatz der «Zero Landfill»-Initiative, die für einen Wechsel von der «Entsorgungs-Philosophie» hin zu vermeidungsorientierten Praktiken plädiert.

 

Bei der Nassreinigung per Hochdruck wiederum wird überschüssiges Fett aus den Lagern ausgewaschen und kann somit wo-möglich ins Abwasser gelangen. Ausserdem können Schmierstoffe, die sich in der Produk-tionsumgebung ausbreiten, nicht nur Ar-beitssicherheit der Bediener, sondern auch die Lebensmittelsicherheit gefährden.

Mannigfaltige Möglichkeiten
Ergo ist die Lebensmittel- und Getränke­ industrie gut beraten, ihre Schmierverfahren im Hinblick auf Bediener- und Lebensmittel-sicherheit samt Kostensenkung und Umwelt-schutz zu optimieren. Es mag überraschend klingen, aber bei grossen Herausforderungen dieser Art empfiehlt es sich tatsächlich, im Kleinen anzusetzen: Hocheffiziente Dichtun-gen können das Eindringen von Wasser in die Lager einschränken, dadurch überraschende Ausfälle vermeiden helfen und ausserdem die Austauschintervalle verlängern.

 

Einen Schritt weiter geht der Einsatz automatisierter Schmiersysteme, mit denen sich die Schmierstoffmenge präzise steuern lässt. Das wiederum senkt den Verbrauch, minimiert die Verunreinigungsgefahr und reduziert den manuellen Arbeitsaufwand.

 

Als effektivste und effizienteste Lösung zeichnen sich auf Lebensdauer geschmierte Lager ab, die den Herstellern helfen, den er-forderlichen, aber problembehafteten Zyklus aus Hochdruckreinigungen und Nachschmie-ren zu stoppen. Solche Lager gibt es bereits – und SKF arbeitet permanent an deren Opti-mierung. Denn Technologien wie diese stel-len für die Lebensmittel- und Getränkeunter-nehmen häufig einen mehrfachen Mehrwert dar, weil sie die Betriebskosten senken und gleichzeitig dazu beitragen, hochgesteckte Ziele in Sachen Nachhaltigkeit und Lebens-mittelsicherheit zu erreichen.

Die Suche nach dem richtigen Rezept
Im betrieblichen Alltag besteht die grösste Herausforderung zur Nutzung dieser Mehr-werte oft genug darin, sie überhaupt zu ent-decken. Denn häufig verfügen selbst grosse und gut ausgestattete «Nachhaltigkeitsabtei-lungen» nicht über ein genügend detailliertes technisches Produktionsanlagen-Know-How, um die enormen «Öko-Auswirkungen» ver-gleichsweise kleiner Optimierungsmassnah-men zu erahnen. Und die Mitarbeiter, die das am ehesten könnten – etwa Betriebs- oder Instandhaltungsexperten – haben meist an-dere Prioritäten.

 

Hier ist also ein kultureller Wandel er-forderlich: Erst dann, wenn die Verantwor-tung für die Nachhaltigkeit die gesamte Orga-nisation durchzieht – indem die Ziele für Effi-zienzsteigerungen und Abfallreduzierung die gleiche Priorität haben wie jene hinsichtlich Qualität, Produktivität und Sicherheit –, wer-den Lebensmittel- und Getränkeunterneh-men das «Rezept» für eine herausragende
langfristige Lösung finden.

 

 

 

 

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