«Beim Ökodesign zählen innere Werte!»
Ökodesign nennt sich die Produktgestaltung bei Atlas Copco Tools, die immer stärker den Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt: Bei seinen Industriewerkzeugen achtet der Konzern auf möglichst hohe Energieeffizienz, beste Ergonomie sowie niedrige Gesamtbetriebskosten. Anna Sjörén spricht im Interview mit dieser Zeitschrift darüber, wie das Unternehmen den Nachhaltigkeitsgedanken in seinen Produkten verankert. Die Expertin ist bei Atlas Copco weltweit für Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz und Qualität verantwortlich.
Bei den Materialien für das Ökodesign sind Schadstofffreiheit, Abfallvermeidung und Wie-derverwendbarkeit entscheidend. Atlas Copco produziert in Konformität mit Direktiven wie RoHS II (2011/65/EU, REACH (1907/2006, WEEE (2012/19/EU) und kann eine Dreifach-Zertifizie-rung gemäss ISO 14001, ISO 9001 und OHSAS 18001 vorweisen. Das gibt Anwendern die Ge-währ überprüfter Qualität und Sicherheit.
Was genau bedeutet Ökodesign bei Atlas Copco Tools?
Anna Sjörén: Beim Industriedesign ging es früher in erster Linie um das äussere Erschei-nungsbild eines Produkts. Beim Ökodesign dagegen zählen sozusagen die inneren Werte der Werkzeuge und Messgerätschaften. Bei den Materialien spielen etwa Schadstoff freiheit, Abfallvermeidung und Wiederver-wendbarkeit eine immer grössere Rolle. Vor allem aber nehmen unsere Designer durch eine zielgerichtete Gestaltung und Material-auswahl bereits im Planungsstadium Einfluss auf die Gesamtbetriebskosten. Faktoren wie Energieeffizienz, Wartungsfreundlichkeit und Ergonomie stehen im Fokus – lange be-vor die erste Schraube montiert ist. Und wir achten bei den verwendeten Komponenten verstärkt auf Modularität.
Welche Vorteile hat Modularität im Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Durch die gewollte Austauschbarkeit inner-halb bestimmter Produktserien lässt sich für Kunden und uns die Vielzahl eventuell benö-tigter Verschleiss- und Ersatzteile spürbar re-duzieren. Und das geht dann einher mit einer günstigeren «Total Cost of Ownership» über die Gesamtlebensdauer eines Werkzeugs hinweg.
Wie wird das Ökodesign von Unternehmen und Anwendern angenommen? Spielt es bei der Werkzeugauswahl überhaupt eine Rolle?
Bis vor wenigen Jahren waren Energiebedarf und Haltbarkeit von Werkzeugen vielen noch nicht so wichtig. Mittlerweile hat sich das Blatt aber gewendet. Die Kunden sind sensib-ler geworden, was ihren ökologischen Fuss-abdruck angeht. Und sie wollen vor dem Too-ling ihrer Arbeitsplätze konkrete Wirtschaft-lichkeitsberechnungen anstellen. Dabei kön-nen wir unseren Kunden helfen.
Wie genau sieht diese Hilfe aus?
Unsere Mitarbeiter überschlagen die Anfor-derungen und können schnell eine grund-sätzliche Empfehlung aussprechen – ob et-wa pneumatisch oder elektrisch angetriebe-ne Werkzeuge die bessere Alternative sind. Ausserdem geben sie wertvolle Tipps an ih-re Kunden weiter. So etwa, wie die Lebens-dauer der Akkus batteriebetriebener Werk-zeuge durch bestimmtes Lade- und Lage-rungsverhalten gesteigert werden kann. Oder durch welche vorbeugende Wartung die Geräte wesentlich länger genauer arbei-ten.
Aber auch die Lebensdauer von Öko-design-Werkzeugen ist vermutlich endlich?
Sicher. Selbst das robusteste Werkzeug wird eines Tages das Ende seines Lebenszyklus er-reichen. Dann setzen wir uns für ein energie-effizientes und ressourcenschonendes Recy-cling ein, mit dem wir uns von vielen Markt-begleitern abheben.
Viele Unternehmen schwimmen derzeit auf der Nachhaltigkeitswelle. Meinen Sie, dass Ökodesign von Industriewerkzeugen ein längerfristiger Trend auf dem Markt sein kann?
Regelrecht hineinkonstruierte Nachhaltigkeit war bislang für viele Firmen lediglich ein «Nice to have», aber kein hartes Beschaffungs-argument. Bei der Auswahl einer bestimmten Ausrüstung ging es vielen Betrieben nur dar-um, eine ebensolche anhand der nackten Leistungskennzahlen so kostengünstig wie möglich am Markt zu bekommen. So wichtige Aspekte wie Gesamtenergiebedarf oder Standby-Verbrauch blieben dann auf der Stre-cke. Dabei machen allein diese Energiekosten über die Lebensdauer eines Schraubers, einer Bohr- oder einer Schleifmaschine hinweg oft ein Vielfaches des Werkzeugkaufpreises aus! Mittlerweile stehen Rohstoffökonomie, ein geschärftes allgemeines Umweltbewusstsein und die Wirtschaftlichkeit längst nicht mehr im Widerspruch zueinander. Das Bild wan-delt sich zusehends.
Atlas Copco wird regelmässig vom Welt-wirtschaftsforum im schweizerischen Davos als eines der am nachhaltigsten arbeitenden Maschinenbauunternehmen der Welt ausgezeichnet. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihre Arbeit?
Auf den guten Bewertungen – 2016 standen wir sogar auf Platz eins – ruhen wir uns nicht aus. Unsere Unternehmensmaxime lautet: «Es gibt immer einen noch besseren Weg.» Als weltweit Verantwortliche für Sicherheit, Ge-sundheit, Umweltschutz und Qualität versu-che ich, diese Maxime täglich in die Praxis umzusetzen.