IT, ICT oder ICHT?

Fehlt der IT-Branche – nebst dem vielfach postulierten C und T – ein H? Der Autor zeigt einen möglichen Lösungsweg.

IT, ICT oder ICHT?

 

 

 

Wir beobachten in unserer Arbeit, dass das klassische IT-Berufs- und Rollenverständnis und die damit verbundenen Begriffe ins Wanken geraten. Das bedeutet für viele – nicht nur in der Informatik arbeitende Menschen – eine Zunahme an Verunsicherung. Worauf kann man sich in einer unglaublich schnell entwickelnden Technologie noch stützen? Welche Technik der Zukunft ist für ein System, eine Organisation und das entsprechende Management zweckdienlich und wirksam? Über welche Kanäle und Träger erfolgt die für alle Menschen und Organisationen essenzielle Information und Kommunikation? Wie gestaltet sich eine effiziente auf die Organisationsziele ausgerichtete Zusammenarbeit mittels neuen dynamischen Strukturen und Techniken? Wie lassen sich weniger Doppelspurigkeiten durch besseren Informationsfluss und kongruente Prozessabbildungen mit weniger Medienbrüchen realisieren? Wie verbinden und vernetzen sich Organisationen, Menschen und Teams grundsätzlich miteinander?

 

Viele offene Fragen. Beginnen wir mit Begriffsklärung.

IT und ICT
Vielfach verwendet und oftmals unterschiedlich angewendet sind die Begriffe IT und ICT.

 

Der IT – ein bekanntes und vertrautes Kürzel für «Informationstechnologie» – wur­ de in den letzten Jahren elegant ein C hinzu­ gefügt. Dies führt zum harmonisch klingen­ den Dreiklang ICT «Informations- und Kom­ munikationstechnologie». Den funktionalen Aspekt der Technik (T) verstehen die meisten Menschen ohne Vorbehalt und Erklärungs­ notstände. Die ergänzenden Begriffe Infor­ mation (I) und Kommunikation (C) werden dagegen von vielen Menschen synonym ver­ wendet und je nach Kontext der eine mit dem anderen ausgetauscht. Kommunikation ist unerlässlich und ihre Qualität alles entschei­ dend. Für eine zielführende Kommunikation braucht es entsprechend Informationen, Da­ ten und Fakten. Für ihre effiziente und effek­ tive Umsetzung helfen uns heutzutage Algo­ rithmen, welche intelligent und nicht augen­ scheinlich in technische Vermittlungsträger integriert worden sind. Diese technischen Vermittlungsträger – uns besser vertraut als Smartphone, Laptop, Tablet, Computer usw. – sind nicht mehr wegdenkbare Begleiter von Menschen und Organisationen. Durch den allgegenwärtigen, rasanten technologischen Wandel wird nicht nur auf der technischen Seite ein flexibles und agiles Adaptionsver­ halten notwendig. Auch Organisationen, Sys­ teme und nicht zuletzt die Anwender sind aktiv aufgefordert, sich weiterzuentwickeln.

Wer wandelt wen?
Fehlt die zielgerichtete Auseinandersetzung mit neuen Technologien, Digitalität, Automatisierung, künstlicher Intelligenz, virtueller Realität, neuen Technologien und anderem mehr, so gelingen vorgenommene Veränderungsschritte nicht zufriedenstellend. Sich stets upzudaten, beziehungsweise upzugraden ist zwar für viele nachvollziehbar, in der konkreten Umsetzung aber nicht immer einfach. Viel zu oft hinken Organisationen und Menschen den schon längst fälligen Veränderungs- und Entwicklungsschritten hinterher oder bemerken zu spät, wie sie durch die Technik und die damit verbundenen Systeme in eine festgefahrene, nicht leicht veränderbare Abhängigkeit geraten sind. Bewusstes Wahrnehmen und Analysieren solcher Situationen, Wandelfähigkeit, flexibles Verhalten verbunden mit stetem Lernen scheinen wichtige Voraussetzungen zu sein, um technischen Entwicklungen zu begegnen. Spezifische Fähigkeiten wie Fertigkeiten sind nicht nur auf der systemisch-technischen Seite von Relevanz, sondern auch auf der Anwenderseite von grosser Bedeutung.

ICHT – ein möglicher Lösungsweg
Die momentane Situation kommt dem alt bekannten Tetris-Spiel gleich. Dieses puzzleartige Computerspiel des russischen Programmierers Alexei Paschitnow, der die erste spielbare Version 1984 auf einem Elektronika-60-Rechner fertigstellte, können wir stellvertretend für die obigen Fragen und Themen heranziehen. Inwiefern passen Information (I), Kommunikation (C) und die Technik (T) ineinander? Die Bilanz ist nüchtern: Eigentlich gar nicht. Nur mit bewusster Integration des Bauelementes Menschen (H = humans) erreichen wir Passung und schaffen den angestrebten Wandel.

 

Mit altvertrauten Kompetenzen alleine gelingt dieser nicht. Der Mensch von heute braucht Innovations-, Kommunikations- und Technologiekompetenz. Er ist aufgefordert, konstant zu analysieren und zu reflektieren. Auf unser Tetris-Spiel übersetzt heisst dies, dass es für die gewünschte Verbindung den Spieler – mit anderen Worten den Menschen mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten – braucht, um adaptiv jeweils neue Elemente zu erfassen und diese wiederum in das bereits bestehende Gefüge intelligent einzubetten.

 

Will man in Organisationen eine wirksame Abstimmung zwischen System, Technik und Mensch erreichen und alle Vorteile der Digitalisierung ausschöpfen, um sie zielgerichtet zu nutzen, liegt für uns die Lösung auf der Hand: Aus ICT wird ICHT. Information und Kommunikation durch Mensch und Technik. Der bewusst gesetzte Fokus auf den Menschen durch gezielte, befähigende Umsetzungsbegleitung bewirkt eine Einheit und erzeugt einen markanten Mehrwert. Menschen und Organisationen gewinnen an Sicherheit, gestalten Beziehungen mit sich und der Umwelt motivierter und erfahren Selbstwirksamkeit, was wiederum einen positiven Effekt auf ihr Selbstbewusstsein hat. Menschen und Organisationen können dadurch ihre berufliche Rolle und Identität neu gestalten sowie erleben und eine Erweiterung ihrer Kompetenzen erfahren.

 

Wie im oben erwähnten Tetris-Spiel visualisiert, ist folglich das bewusste Zusammenspiel von ICHT und die damit verbundene Betrachtungsweise unerlässlich. Lebt man diese Grundhaltung, so können wir diverse erfolgversprechende Effekte feststellen.

 

«Will man ICHT in Organisationen einführen, ist das Commitment von Führungspersonen essenziell.»

 

So zum Beispiel werden Organisations- und Arbeitsweisen nachhaltig und tiefgreifend auf einer Vielzahl von Ebenen verändert und wirksamer angegangen. Hierarchische Strukturen werden aufgebrochen, die Kommunikation wird interaktiver und agiler, Wissen wird mehr geteilt, eine integrale ganzheitliche Betrachtungsweise entsteht.

 

Will man ICHT in Organisationen einführen, ist das Commitment von Führungspersonen essenziell, die nachgelagerte, bewusst in Phasen gesteuerte Einführung von ICHT empfehlenswert. Das Erleben der nahtlosen, systematischen Verbindung von Information, Kommunikation, Mensch und Technik führt – nicht nur während der Einführung, sondern im Idealfall über diese hinaus – zu einer neuen, ganzheitlichen Organisationsqualität.

 

 

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