Eintrittskarte für Business Excellence

Die Förderung des risikobasierten Denkens und der Fokus auf die relevanten Ergebnisse bringt eine Annäherung ans EFQM Excellence Modell. Wo sind Parallelen, wo Differenzen? Dies fragt dieser Artikel und bildet damit eine Ergänzung zum Beitrag zur selben Thematik in Ausgabe 1-2/2016.

Eintrittskarte für Business Excellence

 

 

 

Viele langjährig zertifizierte mittelständische Unternehmen sehen durch die Veränderungen in der Branche und in den bearbeiteten Märkten die bisherigen Strukturen in Frage gestellt. Die, durch diese Umstände, erhöhte Anforderung an die Führung verlangt nebst viel fachlichem und marktwirtschaftlichem Know-how ein strukturiertes Managementsystem, welches auf diese Umstände eingehen kann. Nebst den internen Herausforderungen müssen diese Unternehmen auch die Revision der Norm berücksichtigen und das gelebte System erweitern.

Gemeinsamkeiten der ISO 9001:2015 Norm und des EFQM Excellence Modells
Auffallend an der Revision ist die Annäherung der ISO 9001:2015 Norm an das EFQM Excellence Modell. Vergleicht man die Grundsätze der ISO 9000 Norm in Abbildung 1 mit den Grundkonzepten des EFQM Excellence Modell wie in Abbildung 2, fallen bereits erste Gemeinsamkeiten auf. Sowohl die ISO 9001 Norm wie auch das EFQM Excellence Modells fordern einen klaren Kundenfokus unter Einbezug weiterer Interessengruppen wie Mitarbeiter und Partner. Zudem spielen in der Norm und im Modell die Führung und die Prozessorientierung zentrale Rollen.

Annäherung und Unterschiede der ISO 9001:2015 an das EFQM Excellence Modell
Doch welche Änderungen brachte die Revision? Nebst der Einführung des Risikoansatzes wurden die Stakeholder und der Kontext der Organisation eines Unternehmens in der Vorgängerversion der Norm nicht erwähnt. Weiter hat der Begriff Dienstleistung Einzug in den ISO 9001 Standard gefunden. Eine Terminologie, welche im EFQM Excellence Modell bestens etabliert ist. Ebenfalls neu in der Norm sind die Aufnahme des Begriffs Wissen und der Ergebnisfokus. Auch diese beiden Bausteine sind im EFQM Excellence Modell seit Beginn verankert. Doch unterscheiden sich die Norm und das Modell einzig in der Zertifizierbarkeit? Oder bildete der Excellence- Gedanken die Basis für die Weiterentwicklung der ISO 9001 Norm? Die Abbildung 3 zeigt die Kapitel der ISO 9001:2015 Norm im Kriterienmodell des EFQM Excellence Modells.

 

Die Angleichung der ISO 9001:2015 Norm wird so optisch nochmals verdeutlicht.

 

Vertieft man die Lektüre, wird klar, dass entscheidende Unterschiede bestehen. Die ISO 9001:2015 Norm definiert nach wie vor die Grundanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem. Wohingegen das EFQM Excellence Modell einen Idealzustand eines Unternehmens formuliert.

 

Der Einstieg in die Teilkriterien beginnt immer wie folgt: «exzellente Organisationen…». Diese Begrifflichkeit impliziert: Andere Unternehmen führt diese Praxis zum Erfolg. Aufgrund dieser Beschreibungen wird ein erstrebenswertes Ziel für die Anwender kreiert. Das Modell orientiert sich nicht an der Basis, sondern zeigt eine begehrenswerte und erfolgsversprechende Zukunft. Das EFQM Excellence Modell ist ein entwicklungsorientiertes Modell. Dies wird bei der Beurteilung der Ergebnisse durch die Radarmethodik deutlich. Die Ergebnisse sollen einen über 3 Jahre dauernden positiven Trend aufzeigen (EFQM-Organisation, 2013). Die ISO 9001 Norm hingegen soll die Leistung einer Organisation stabilisieren. Sie verlangt seit der Revision unteranderem neu, dass die Anwender für relevante Funktionen, Levels und Prozesse messbare Ziele festlegen. Dies ist eine präzisierte Forderung, durch welche die Zielsetzung nicht mehr freiwählbar ist, sondern wo die Ziele und die Ergebnisse im Kontext des Unternehmens relevant sein müssen (CEN Europäisches Komitee für Normung, 2015). Diese Präzisierung ist eine Annäherung an das EFQM Excellence Modell, doch ist der Ergebnisfokus dennoch ausschliesslich auf den Kontext des Unternehmens ausgerichtet und wird nicht in die Kategorien Kunden, Mitarbeitende, gesellschaftliche und Schlüsselergebnisse aufgeteilt. Weiter ist das Ursache-Wirkungs-Prinzip durch die Befähiger und Ergebnisseiten bereits visuell schneller erfassbar. Das Prinzip ist auch in der ISO 9001 Norm vorhanden, jedoch weniger offensichtlich umschrieben und dargestellt.

 

Was nebst der Zertifizierung einen weiteren grossen Unterschied darstellt, ist die Forderung nach Vergleichen im EFQM Excellence Modell. Das aktive Benchmarking mit anderen Organisationen wird im EFQM Excellence Modell in diversen Teilkriterien immer wieder erwähnt. Es soll sowohl auf der strategischen wie auch auf der Führungs- und Wertschöpfungsebene für den Anreiz sorgen, sich weiterzuentwickeln und sich an den «Klassenbesten» zu messen und seine eigene Leistung kontinuierlich zu verbessern. Der KVP ist auch Bestandteil des ISO 9001 Standards, wobei die Forderung nur die interne Leistungsbewertung als Messgrösse fordert.

 

Die Nachhaltigkeit ist ein weiteres Element, das ausschliesslich im EFQM Excellence Modell verankert ist. «Exzellente Organisationen gestalten die Zukunft nachhaltig», so lautet eines der acht Grundkonzepte (EFQMOrganisation, 2013). Die Ansprüche an Organisationen umfassen sowohl ökonomische, ökologische wie auch soziale Bedingungen. Das Regelwerk der ISO kennt für diese Forderung einen eigenen Standard. Die ISO 14 000 befasst sich mit dem Umweltmanagement, in welchem das Thema ökologische Nachhaltigkeit den wesentlichen Bestandteil darstellt.

 

Diese kurze und nicht abschliessende Beschreibung soll aufzeigen, wo die beiden Systeme ver-hier ein «Massengeschäft» betrieben wird. «Das

Fazit
Für welchen Weg sich eine Organisation entscheidet, ist abhängig von verschiedenen Einflüssen. So müssen die Erwartung der Stakeholder berücksichtigt, die Umweltfaktoren bewertet, die Veränderungen der Märkte und die eigenen Ziele in die Evaluierung mit einbezogen werden. Weiter kommt hinzu, dass im weltweiten Vergleich die ISO-Normenreihe eine stärkere Verbreitung aufweist als das EFQM Excellence Modell. Doch führt genau dies dazu, dass ein Zertifikat nicht mehr als Wettbewerbsvorteil wahrgenommen wird und zur Pflicht verkommt (Moll & Kohler, 2013).

 

Wird der eingeschlagene Weg konsequent begangen und die Systematik optimal genutzt, um die eigene Organisation zu entwickeln, ist die Wahl des Managementmodells nicht mehr der ausschlaggebende Faktor.

 

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