«ISO 9001:2015 gibt dem QM eine ganz andere Flughöhe»
Die Revision der Norm ISO 9001 ist vollzogen. Zertifizierte Unternehmen auf der ganzen Welt passen ihre Qualitätsmanagementsysteme (QMS) nach und nach dem neuen Standard an. Hier die wichtigsten Eckpunkte und erste Einschätzungen dazu aus der Praxis.
Normen müssen sich der Entwicklung des Marktes anpassen. Deshalb werden sie von der ISO-Organisation in angemessenen Zeiträumen revidiert. Die offizielle Publikation der revidierten Norm durch die internationalen ISO-Gremien erfolgte im September 2015. Dadurch entsteht Handlungsbedarf bei allen zertifizierten Unternehmen. Dies zu erkennen ist deshalb wichtig, weil durch die neue, einheitliche Grundstruktur der ISO-Managementsystem- Normen in der Folge auch weitere branchenspezifische ISO-Normen betroffen sind und angepasst werden, etwa in der Lebensmittelindustrie, im Automobilsektor u.a.m.
Viel näher am Management
Die wachsende Vielfalt der Anwendergruppen, neue Managementwerkzeuge, sich ändernde Nutzerinteressen, aber auch der dynamische Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt sind die Treiber solcher Revisionen. Mit der Revision von 2015 erfolgte der entscheidende Schritt in die heutige Welt moderner Unternehmensführung. Nicht nur die Kunden- und Lieferantenbeziehung, sondern auch die betroffenen, interessierten Parteien einer Organisation stehen nun im Fokus. Das integrierte Prozessmanagement orientiert sich ausgeprägter am jeweiligen Kontext (Umfeld) der Unternehmung. Zusammen mit dem systematischen Abwägen von Chancen und Risiken (SWOT) wird das operative Geschäft gezielter mit der strategischen Führung verknüpft. Das ist neu.
Stärkere Wirkungsorientierung
Einige Beispiele dazu: Die verstärkte Einbindung des organisatorischen Umfelds sowie die entsprechende Berücksichtigung der Erwartungen interessierter Parteien öffnen den Blickwinkel für Themen, die für den längerfristigen Erfolg der Unternehmung entscheidend und im QMS zu berücksichtigen sind. Dank dieser Verbindung von Operativem und Strategischem werden die beiden Führungsebenen besser miteinander verzahnt. Die Forderung nach risikobasiertem Denken hilft, sich auf wesentliche Faktoren zu fokussieren sowie Chancen zu nutzen und Gefahren zu reduzieren.
Diese verstärkte Wirkungsorientierung fördert auf allen Stufen das Verständnis für den Einfluss der eigenen Leistungen und Handlungen auf die beabsichtigten Ergebnisse des Qualitätsmanagementsystems. Der Steuerung der Qualitätsleistung über Messgrössen und Zielsetzungen, inklusive deren Überwachung über einen längeren Zeitraum, kommt eine grössere Bedeutung zu. Darüber hinaus kann die Dokumentation des Managementsystems flexibler gestaltet werden. Beispielsweise könnte, wo geeignet, anstelle einer schriftlichen Prozessbeschreibung die bereits vorhandene prozessorientierte IT-Applikation im System integriert werden.
Vereinfachte Grundstruktur – KMU bleiben flexibel
Die vereinheitlichte Grundstruktur (High Level Structure) stellt einen Basistext, gemeinsame Benennungen und Definitionen zur Verfügung. Für Organisationen, die ein «Integriertes Managementsystem» mit zwei oder mehr Normen betreiben, z.B. Qualitäts- und Umweltmanagementsystem, wird dieser Ansatz besonders hilfreich sein.
Kleine und mittlere Unternehmen profitieren davon, dass die Anforderungen der revidierten Norm ISO 9001 auch dem besonderen Charakter dieser Betriebsgrössen Rechnung tragen und deshalb flexibel gehalten sind. Die Anwender werden darin bestärkt, auf die jeweiligen Rahmenbedingungen abgestimmte, eigene Methoden und Instrumente zu entwickeln und ins System zu integrieren. Diese müssen nicht aufwendig sein.
Empfehlungen für die Anpassung
Die Umstellung von bereits zertifizierten Managementsystemen auf die Anforderungen der neuen Norm ist innerhalb einer Übergangszeit von 3 Jahren ab dem offiziellen ISO-Publikationsdatum vorzunehmen (September 2015). Nach Ablauf der Übergangszeit ist die alte Version nicht mehr gültig. Es lohnt sich also, möglichst bald die Anpassungen zu planen. Organisationen, die sich neu für die Zertifizierung entscheiden, empfehlen wir, sich gleich an der revidierten Norm zu orientieren.
Durch das aktive Mitwirken und Mitgestalten in den internationalen Revisionsgremien verfügt die SQS über das Know-how für notwendige Anpassungsmassnahmen in den zertifizierten Organisationen. Konkrete Empfehlungen sowie Unterstützung an Audits und an regionalen Seminaren erleichtern die Umstellung (vgl. www.sqs.ch).