Zum Jubiläum der Hochschule Luzern
Die Hochschule Luzern («Recognised for Excellence») feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Dr. Markus Hodel, seit fünf Jahren Rektor an der Hochschule Luzern, über aktuelle und zukünftige Herausforderungen einer sich erweiternden und fortschrittlichen Fachhochschule.
Die Hochschule Luzern (HSLU) feiert dieses Jahr ihren 20. Geburtstag. 1997 wurde sie als Fachhochschule der sechs Zentralschweizer Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug gegründet. Sie gehört zu den ältesten Fachhochschulen der Schweiz. Inzwischen hat sich die Bildungslandschaft immens verändert: Unter anderem erhielten die Fachhochschulen einen «vierfachen Leis-tungsauftrag, den es bis heute zu erfüllen gilt», erklärt Markus Hodel nach der Jubilä-umsfeier am 19. Juni am modernen HSLU-Komplex an der Werftestrasse 4.
Die HSLU steht in einem ständigen Wettbewerb mit nationalen und internatio-nalen Hochschulen. Sie sind verpflichtet durch den Eidgenössischen Bund ein Quali-tätsmanagement zu betreiben. Früh schon schloss sich die HSLU dem Modell der Euro-pean Foundation for Quality Management (EFQM) an. 2010 erhielt sie als erste Hoch-schule im deutschsprachigen Raum die Aus-zeichnung «Recognised for Excellence 3*», 2016 wurde sie gar ESPRIX-Preisträgerin.
Um ihre Qualität in Aus- und Weiterbil-dung, anwendungsorientierter Forschung und Dienstleistungen kontinuierlich weiter-zuentwickeln, braucht es neue Visionen und Modelle. Woher holt die HSLU neue qualitati-ve Impulse? Rektor Markus Hodel über aktu-elle und zukünftige Herausforderungen der Hochschule Luzern.
«Ein Curriculum zu entwickeln und über Jahre nicht mehr anzupassen, geht nicht.»
Herr Dr. Hodel, was sind für Sie die wichtigsten Qualitätsmerkmale, die eine Hochschule wie die HSLU kontinuierlich einhalten soll?
Markus Hodel, HSLU Rektor: Entscheidend ist eine klare, auf die Vision und die Mission aus-gerichtete Strategie in allen vier Leistungsbe-reichen der Hochschule Luzern: Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und Dienstleis-tungen. Periodisch evaluieren wir mittels Be-fragungen – sowohl bei Mitarbeitenden und Studierenden als auch bei Arbeitgebern und der Bevölkerung –, wo wir mit unseren Zielen stehen und leiten entsprechende Massnah-men ab. Das kann eine Neuausrichtung oder Ergänzung von Modulen oder die Weiterqua-lifizierung von Mitarbeitenden sowie das Coaching von Führungskräften sein.
Heute ein Curriculum zu entwickeln und über Jahre nicht mehr anzupassen, das geht nicht.
Wie leiten Sie die Hochschule bezüglich Qualitätsmanagement?
Wir integrieren das Qualitätsmanagement in unsere Führungsaktivitäten, d.h. wir stimmen Instrumente, wie zum Beispiel Mitarbeiten-den- oder Studierendenbefragungen, zeitlich mit dem Strategie- und Budgetierungsrhyth-mus ab. Bei der periodischen Überprüfung, wo wir im Hinblick auf strategische Ziele stehen, sind auch die Finanzkennzahlen aufschluss-reich, zum Beispiel die Höhe des Weiterbil-dungsbudgets für Mitarbeitende. Oder etwa auch die Priorisierung unseres Forschungs volumens von rund 21 Prozent am Gesamt umsatz (Anm. d. Red.: 51 Mio. Franken von rund 253 Mio. Franken Gesamtaufwand).
Was gewichten Sie selbst als relevanter: Kontinuierliche, interne Prozesse oder öffentliche Meilensteine und Verleihungen?
Die Hochschule Luzern hat seit Beginn des Aufbaus eines systematischen Qualitätsma-nagements den Grundsatz verfolgt, sich auf interne Prozesse zu konzentrieren. Unser Fo-kus ist darauf gerichtet, mit unseren Leistun-gen für unsere Anspruchsgruppen hohen Nutzen zu erzielen.
Qualitätsmanagement heisst für uns konsequentes Durchlaufen des Verbesserungs-Regelkreises «Plan-Do-Check-Act».
Wir versuchen mit allen unseren An-spruchsgruppen in direktem Kontakt zu ste-hen (z.B. auch Alumni), um deren Bedürfnis-se zu erkennen und deren Rückmeldungen für die Entwicklung unserer Produkte und Dienstleistungen zu nutzen.
Bei entsprechender erreichter Reife nutzen wir jedoch Verfahren im EFQM-Aner-kennungsprogramm, um ein externes Feed-back zu erhalten. Wenn diese unabhängige Bewertung schliesslich darin mündet, dass wir das EFQM Label «Recognised for Excel-lence 5*» erreichen, kommunizieren wir das gern auch öffentlich.
Als Bildungsinstitut bewegen Sie sich in einem stark regulierten Bereich. Wie sehen Sie es?
Das ist tatsächlich so. Ich denke es ist eine Stär-ke des Schweizer Bildungssystems und macht einen Teil seines internationalen Renommees aus, dass hohe Standards gelten und deren Ein-haltung geprüft wird. Mit dem neuen Hoch-schulförderungs- und -koordinationsgesetz, HFKG, sind alle Hochschulen verpflichtet sich alle sieben Jahre einer umfassenden institutio-nellen Akkreditierung zu unterziehen. Diese prüft im Wesentlichen, ob die Hochschule mit ihrem Qualitätsmanagement sicherstellen kann, ihre strategischen Ziele zu erreichen.
Die Überprüfung findet anhand von 18 definierten Standards statt. Die Hochschule Luzern hat sich mit ihrer Unternehmensfüh- rung auf der Basis des EFQM-Modells gute Voraussetzungen dafür erarbeitet und plant, bis 2019 diesen Akkreditierungsprozess er- folgreich zu durchlaufen.
Was bedeutet für Sie – ganz allgemein – der Begriff «Business Excellence»?
Business Excellence ist ein ganzheitlicher Weg unternehmerisch tätig zu sein und nach-haltige Ergebnisse zu erzielen. Dies erreichen wir durch einen intensiven Austausch mit den relevanten Interessengruppen:
- mit Studierenden in der Aus- und Weiterbildung sowie deren aktuellen oder künftigen Arbeitgebern, Forschungspartnern und Dienstleistungsempfängern.
- mit Mitarbeitenden, sowohl mit akademischem als auch administrativem Personal
- mit Vertretern und Vertreterinnen aus Politik und Gesellschaft.
Rückblickend gesehen, wo lagen die gröss- ten Herausforderungen für die HSLU?
Wir sind mit unseren sechs Departementen Technik & Architektur, Wirtschaft, Informatik, Soziale Arbeit, Design & Kunst sowie Musik und über 1600 Mitarbeitenden eine sehr viel- fältige Institution, haben also auch verschiede- ne Kulturen. Diese alle im Qualitätsentwick- lungsprozess unter ‹einen Hut› zu bekommen, war sicher die grösste Herausforderung. Bei- spielsweise sahen wir anhand verschiedener Standortbestimmungen, dass es Führungs-schulungen braucht, um eine gemeinsame Strategie und gemeinsame Werte umzusetzen.
Die HSLU ist eine in diverse Einheiten aufgeteilte Organisation. Inwiefern erschwert oder erleichtert dies die Umsetzung von EFQM?
Sicher sind kleine Organisationen in Ent- wicklungsprozessen meistens agiler. In Orga- nisationen wie der HSLU muss sichergestellt werden, dass die Umsetzung kaskadisch, von oben nach unten, über alle Einheiten annä- hernd zeitgleich erfolgt. Evident dafür ist ein klares Bekenntnis der obersten Leitungsgre- mien und deren konsequentes Bestreben die nächsttiefere Ebene dafür zu motivieren.
Kleine und grosse Unternehmen unter- scheiden sich hierbei noch in der Anzahl der Führungsstufen. Bei Grossunternehmen be- steht durchaus die Gefahr, dass auf dem län- geren und umwegreicheren Gang zur Basis etwas «verloren» geht – wenn ich an Inhalt und an Motivation denke.
Wie lauten die nächsten strategischen Ziele der Hochschule Luzern?
In der Schweizer Fachhochschulentwicklung gewinnt bei den Dozierenden das doppelte Kompetenzprofil an Bedeutung: Praxiserfah- rung und Wissenschaftlichkeit. Wir wollen un- sere Dozierenden weiterqualifizieren, in wis- senschaftlicher Methodik sowie im Hinblick auf die Digitalisierung und damit verbunden auch in Didaktik. Weiterentwickeln wollen wir zu- dem die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Wir haben einiges inves- tiert in den Aufbau von fächerübergreifenden Studienangeboten und Forschungsprojekten – konzeptionell und finanziell. Durch unsere the- matisch breite Aufstellung von Technik bis zu Kunst & Design ergeben sich neue überraschen- de Ansätze, etwa wenn Ingenieure mit Designe- rinnen kooperieren, um energieeffiziente und zugleich ästhetische Produkte zu entwickeln. In der Weiterentwicklung dieser Stärke sehe ich für uns beste Chancen zur Profilierung. Aktuelle und mittelfristige Schwer- punktthemen der HSLU sind die Digitalisie- rung, die Personalentwicklung und der Aufbau von interdisziplinären Themen-Clustern.