Koordinierte Lieferdienste
Flotten wie UPS bedienen sich einer sogenannten Machine-to-Machine-Kommuni kation. Durch vernetzte Sensoren und entsprechende Software werden neue Wege in der mobilen Supply Chain beschritten. Flottenunternehmen von heute optimieren jedoch nicht nur ihre Kosten und Lieferrouten.
Logistikleistungen können entweder selbst vollzogen oder an Dienstleister «outgesour-ced» werden (siehe auch «Supply Chain Ma-nagement», Management & Qualität Nr. 3, 2017, S. 28). In der heutigen Zeit spielen Big Data und Vernetzungen von Leistungen eine immer wichtigere Rolle. Beispielsweise sind Strategien wie die «Just-in-time-Produktion» oder «Same Day Delivery», die effiziente und pünktliche Lieferung von lebenswichtigen Produkten und Gütern, nicht mehr wegzu-denken.
Entscheidend für die Lieferung – res-pektive richtige Leistung – ist ein koordinier-tes Management der Logistikdienste. Flotten-management bedeutet jedoch mehr als Aus-lieferungen steuern oder Mengen einteilen, welche zur richtigen Zeit Distanzen und För-derbänder abspulen. Echtzeit-Informationen und die sogenannte M2M-Kommunikation begünstigen effiziente Lieferungen wie auch kleinste Service- und Vertragsänderungen.
Schliesslich helfen immer feinere Algo-rithmen, komplexe Touren wie auch teure Ressourcen zu optimieren.
M2M-Informationen
Spediteure, Kurierdienste, Lieferanten, Tech-niker – sie alle sollten quasi wie ein Sisyphus schaefferi (lat.: Matter Pillenwälzer) schnelle und zuverlässige Dienstleistungen erbringen. Doch wie staffelt und vereinfacht man Prozes-se und Arbeitsabläufe, kontrolliert die Kosten – meist noch auf überregionaler Ebene? Flottenmanagement sollte heute für Hand-werksbetriebe wie für Mittelständler oder Grosskonzerne funktionieren.
Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) kann weit mehr als GPS-Daten ver-walten und vernetzen. M2M bietet für jeden Betrieb digitale, skalierte Lösungen an, die das Supply Chain Management verbessern. Beispielsweise helfen über intelligente Syste-
«Wenn der Algorithmus den Rapport ersetzt.»
me übermittelte Daten, Kosten in der Waren-wirtschaftskette zu senken oder von unter-wegs Offerten- und Zollschreiben einzulei-ten. Unerlässlich ist es jedenfalls für Speditio-nen, Verspätungen und Abschreibungen ver-buchen zu müssen.
Ein ausgewogenes M2M-Scorecard-Mo-dell, quasi ein digitaler Berichtsbogen, hilft allen Involvierten, passende Informationen zu analysieren. In Fahrzeuge eingeführte Sen-soren und eine integrale Flottenmanage-ment-Software informieren über Engpässe, Staumeldungen, Umleitungen oder Witte-rungsverhältnisse. Sogar Echtzeit-Informati-onen zur Ladung, siehe etwa liquide Waren oder Gefahrengüter, und die Position eines Transporteurs können durch Sensoren und Kameras abgerufen werden.
Musterbeispiel UPS
Dass einzelne Fahrer nervös anrufen, weil sie im Stau stehen, und die Zentrale dann den Kunden über Verspätungen informieren muss, ist Vergangenheit. Heute melden die Fahrzeuge selbst über GPS, wo sie sind. UPS hat jedoch seine Fahrzeuge mit einer Vielzahl von Sensoren sowie mit WLAN-Modulen ausgestattet. Dadurch konnten sämtliche Ak-tivitäten sowie Verzögerungen datenmässig registriert und Routen ad hoc recherchiert werden.
Es wurde zum Beispiel ein Algorithmus entwickelt, der auf Grundlage aller eingelese-nen Daten Routen mit weniger Wendungen und weniger Kreuzungen errechnete. Kreu-zungen wurden deshalb von UPS-Spediteu-ren gemieden, weil an diesen überdurch-schnittlich viele Verkehrsunfälle passieren und «das Bremsen und Anfahren Benzin und Zeit verbraucht.» Im Ergebnis konnte UPS nicht nur die Sicherheit steigern, sondern im Jahr 2011 die in den USA gefahrenen Routen um 30 Mio. Meilen verkürzen.
Inzwischen hat der internationale Kon-zern weitere Leistungen und Strecken opti-miert. Neben der Zeitersparnis konnte man bereits vor fünf Jahren «elf Millionen Liter Treibstoff und 30 000 t Kohlendioxid» (May-er, Schönberger, Cukier 2013) einsparen.
Darüber hinaus verwendet UPS Sensor-daten der Fahrzeuge selbst, um Abweichun-gen des einzelnen Bauteils zu erkennen. So können Fehler an den Fahrzeugkomponen-ten prognostiziert werden.
Bessere Auslastung
Vor dem effektiven Auftreten eines Schadens werden die Fahrzeuge rechtzeitig gewartet. Somit werden Verzögerungen in den Auslie-ferungen sowie ein zusätzlicher Organisati-onsaufwand, der durch einen unvorhergese-henen Zwischenfall entstünde, vermieden (Quelle: «Digitales Dialogmarketing: Grund-lagen, Strategien, Instrumente» von Heinrich Holland).
Weitere Kosten lassen sich dadurch spa-ren, dass die Fahrzeugteile nicht mehr vor-sorglich laut Wartungsplan ausgewechselt werden – sondern nur dann, wenn sie «auffäl-lige» Daten liefern (Mayer, Schönberger, Cu kier 2013, S. 59).
Mit Algorithmen können zu den sonst schon knappen Ressourcen Verschleiss und Verbrauch reduziert, Aufwände analysiert werden. Für grosse Lkw-Flotten ist das ein entscheidender Vorteil, doch können sich auch kleinere Unternehmen ein M2M im Flottenmanagement leisten? Die Disponen-ten der Firma Dederichs Industriebedarf (rund 50 Mitarbeiter) setzen beispielsweise auf M2M-Kommunikation mit der Software «Mobil Zeit» der MobilZeit GmbH.
Für einen Lieferservice wie Dederichs ist es überlebenswichtig, dass sensible Ersatz-teile absolut pünktlich zum Kunden kom-men. Die obige Software bietet raum- und zeitunabhängige Lösungen.
Sichere Prozesse
Im Zentrum einer Tagung des Instituts für Fahrzeugtechnik und Mobilität, der IFM 2016, diskutierten 240 Branchenvertreter über Fortschritte im Kontext «autonomes Fahren». Jon McNeill, Präsident Global Sales & Service von Tesla, unterstrich in seiner Rede über «Konsequenzen für Flottenbesitzer» in erster Linie Sicherheitspunkte. Der Referent meinte,
«Bei UPS werden Wartungen erst bei ‹auffälligen› Daten nötig.»
dass insgesamt 1,2 Millionen gefahrene Auto-pilot-Tests beweisen, dass autonomes Fahren in Zukunft helfen werde, Verkehrsunfälle zu verhindern. Eine interessante These.
McNeill: «Alle Medien reden über Bagatell unfälle von selbstgesteuerten Autos, niemand verliert ein Wort über Tausende von Unfällen, die am gleichen Tag irgendwo passieren.»
Die Logistikbranche sollte jedenfalls den Menschen selbst und allgemein verursachte Unfälle einkalkulieren, um unfallfreier wirt- schaften zu können. Nicht nur Tesla sei dabei, hierfür intelligente Cloudlösungen für eine Zeit zu entwickeln, in der nicht Menschen, sondern Fahrzeuge jederzeit korrespondieren und gegenseitig Rücksicht nehmen:
«Dann ersetzt ein Algorithmus den Poli-zeirapport». – Jedoch nicht die Frage, wer im Falle eines Blechschadens welche Haftung übernimmt. Heute integriert die M2M-Kom-munikation immerhin schon ein Diebstahl-warnsystem. So würde einem Lieferanten so-fort auffallen, wenn ein vernetztes Fahrzeug Abweichungen aufweist. Das M2M-System könne sogar lautlos einen Alarm auslösen. Be-ruhigend für alle Flottenmanager, die ihre Fahrzeuge auch mal unbeaufsichtigt lassen.