Wird alles smart?

Die Digitalisierung wird neue Methoden und raffiniertere Werkzeuge schaffen. Und sie wird auch die Arbeitswelt selbst einschneidend verändern, sagen Experten. Mehr oder weniger schnell, je nach Wirtschaftszweig und Betriebsgrösse.

Offen bleiben für die Experten das Ausmass und die Folgen dieses Wandels. Deshalb sind sie überzeugt, wir müssten uns so darauf vor-bereiten, dass wir rechtzeitig zu handeln in der Lage sind.

Was kommt da auf uns zu?
Am Swiss Green Economy Symposium von Ende 2016 stellte sich Xaver Edelmann, Präsi-dent der SQS, zusammen mit weiteren ‹Smart Changemaker› dieser schwierigen Frage. Ge-meinsam versuchten sie im Forum «Digitali-sierung und Arbeitswelt» herauszuschälen, welche Fragen derzeit im Raum stehen, wo die Risiken liegen und wie die Chancen für die Zukunft zu packen sind. Nachstehend in kom-primierter Form die 10 wichtigsten Einschät-zungen der Experten:

 

1. Mit der vierten industriellen Revolution ste-hen wir vor einem historischen Umbruch. Künstliche Intelligenz, Robotik, Internet der Dinge, Big Data, Virtual Reality oder Brain Technology sind Fakt. Dies alles verunsi-chert, birgt aber auch grosse Chancen.

 

2. Es gibt kein Zurück. Der Wandel ist auf breiter Front im Gang, beeinflusst Wirt-schaft und Gesellschaft zunehmend. Das Bewusstsein dafür ist da, allerdings von unterschiedlicher Intensität und Qualität der eingeleiteten Anpassungsprozesse in den Sektoren Industrie, Dienstleistung, Handel, öffentliche Verwaltung und Bil-dung.

 

3. Alle müssen wir umdenken, uns anpassen, Impulse setzen, Massnahmen ergreifen. Insbesondere auch KMU müssen in der La-ge sein, die digitale Transformation mitzu-gestalten und umzusetzen, sonst könnten sie den Anschluss verlieren. Ein wichtiges Element dabei ist die Unterstützung dieser

 

4. Märkte werden sich in den kommenden Jahren radikal verändern. Nur wer innova-tive Partnerschaften eingeht, sich in Ni-schen vorwagt und über den Tellerrand hinausschaut, wird profitieren können.

 

5. Dasselbe gilt für den Menschen als Arbeits-kraft. Arbeitsweisen und -inhalte stehen im Umbruch, gleichzeitig werden die Anforde-rungen steigen. Wer aufhört sich weiterzu-entwickeln läuft Gefahr, den Anschluss am Arbeitsmarkt langfristig zu verlieren. Viele Mitarbeiter realisieren aber noch nicht, was derzeit abgeht. Man muss hier Aufklärung leisten und Anstösse geben.

 

«Wir brauchen Veränderungen im Umgang mit Wissen.»

 

6. Der jetzige Boom hat eine neue Ursache: die künstliche Intelligenz der Maschinen in Form von Expertensystemen oder von autonomen Systemen. Die Computer sind als Hilfskraft des Menschen seit 70 Jahren «unterwegs», sie spielen heute aber eine völlig andere Rolle. Sie arbeiten in einer Mischform aus Koexistenz und Konkur-renz zum Menschen. Wir Menschen wer-den uns so einerseits vermehrt auf intelli-gentere Aufgaben konzentrieren, anderer-seits sind wir aber auch eher ersetzbar. Ei-ne Oxford-Studie weist nach, dass rund die Hälfte aller Arbeitsplätze­ rationalisiert werden könnte. Weitere Studien gehen da-von aus, dass der technische Fortschritt neue Arbeitsplätze schaffen wird.

 

7. Aber: Vorsicht mit vagen Voraussagen in einer Zeit abrupten Wandels, denn jede Revolution ist anders als die vorherge-hende. Entscheidend ist, dass wir den Wandel richtig bewältigen und den Mit-arbeitenden jene Unterstützung geben, die ihnen nützt. Dazu gehören neue Be-rufsbilder, andere Gewichtungen in der betrieblichen Zusammenarbeit­ sowie in-novative Akzente in der Aus- und Weiter-bildung.

 

«Alle müssen wir umdenken, uns anpassen, Impulse setzen.»

 

8. Lebenslanges Lernen, seit Jahrzehnten be-währte Leitmaxime, erhält eine vertiefte Bedeutung. Gemäss Experteneinschät-zung arbeitet man im Berufsleben künftig verstärkt am eigenen «Skill Set» – seinem individuellen Fähigkeitsprofil für «alle Fäl-le» sozusagen. Das Set wird zum Trumpf im Arbeitsmarkt. Eine Fixierung auf den angestammten Beruf wäre der eigenen Weiterentwicklung nicht dienlich.

 

9. Wir brauchen Veränderungen im Umgang mit Wissen und Können. Gerade die IT-basierten Branchen zeigen, dass Fachkom-petenzen sehr schnell überholt sind. Ein Blick in die Praxis belegt, dass in der Mitar-beiterausbildung vermehrt auf die Sozial-und Methodenkompetenzen unseres Jahr-hunderts gesetzt wird. Es sind dies jene Kompetenzen, die Mitarbeitenden helfen, in einer Welt von Unsicherheit zu beste-hen. Know-how im Projektmanagement gehört dazu. Bei swisscom zum Beispiel gestalten die Lernenden bereits heute ihre Lehre mit Projekten selber. Sie bewegen sich so schon früh am Puls des Unterneh-mens, unterstützt durch einen Coach. Er-folgreich, wie die Lehrabschlussquote zeigt.

 

10. Sensible Daten bedürfen des Schutzes. Die Digitalisierung erleichtert das Handling von Daten, ebnet den Zugang. Bürger, Mit-arbeitende, Kunden, Patienten u.a.m. müssen aber auf einen vertrauensvollen Umgang mit Persönlichkeitsdaten zählen können. Da besteht Handlungsbedarf. Wichtig ist es, die Schnittstellen und die Grenzen zu markieren, die für den Trans-fer, für Analysen und für die Weiterver-
wendung von Daten zulässig sind.

 

 

 

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