«Ein Preis muss immer auch etwas bringen»
Die ETH gilt als besonders erfolgreiche «Brutstätte» für Spin-offs. Das schien auch 1996 schon so zu sein, als ETH-Absolvent Dr. Peter Staub sein Unternehmen pom+ Consulting AG gründete, ein heute erfolgreicher Dienstleister für die Immobilien-Wirt-schaft. Zudem beschreitet das Unternehmen schon seit Jahren den Weg der Excellence nach dem EFQM-Modell und war auch schon Preisträger auf europäischer Ebene.
Wir treffen Dr. Peter Staub am Alpensympo-sium in Interlaken, wo er am 10. Januar 2017 in einer Unternehmer-Talkrunde teilnahm. Kurz vor unserem Interview hat Musiker und Extremsportler Joey Kelly in einem Referat ein paar Einblicke in sein Leben gegeben, das oft genug nach dem Motto «No Limits» ver-laufen ist.
Herr Staub, als Sie 1996 Ihr Unternehmen gegründet haben: Lief es da auch nach dem Grundsatz «No Limits»?
Dr. Peter Staub: Es war bei der Gründung des Unternehmens natürlich schon das Ziel, Wachs-tum zu kreieren. Quantitativ haben wir das zwar nicht wirklich hinterlegt; anfangs spra-chen wir vielleicht von 20 Mitarbeitenden als Ziel. Zunächst ging es uns darum, im Markt Fuss zu fassen. Ich hatte damals ja schon eine Familie, kein Fremdkapital – und deshalb mussten wir das Ganze eher vorsichtig angehen.
Welche Geschäftsidee stand am Anfang Ihres Unternehmens? Womit wollten Sie Geld verdienen?
Unsere Idee bestand darin, mithilfe von Da-ten den Lebenszyklus von Immobilien zu op-timieren.
Also in einer Zeit, wo noch niemand von Big Data gesprochen hat… …
genau. Daraus entstanden dann die Überlegungen, welche Daten in welcher Phase benötigt werden. Wir machten uns Gedanken, wie Daten den Prozess unterstützen können. Schrittweise haben wir uns weiterentwickelt und uns auf die Immobilienbranche fokussiert.
In seiner 20-jährigen Geschichte hat Ihr Unternehmen einige namhafte Auszeich nungen entgegennehmen dürfen, einige davon schon nach wenigen Jahren des Bestehens der Firma. Gehörten solche Preise mit zur Unternehmensstrategie?
Ja, das war ein klarer Teil der Unternehmens-strategie. Wir machen ja selbst Beratungen in Prozessmodellierung und Organisationsge-staltung. Wir sagen uns immer: Was wir unse-ren Kunden zumuten, müssen wir auch selbst leben. Deshalb haben wir uns schon rasch mit zehn Leuten zertifizieren lassen. Wir haben uns dann nach weiteren Möglichkeiten um-gesehen und sind schliesslich bei der Stiftung ESPRIX gelandet. Der ESPRIX Swiss Award for Excellence war für uns ein Leuchtturm, den wollten wir gewinnen. Das haben wir dann schrittweise realisiert: 2005 gewannen wir erstmals einen Podestplatz, 2008 dann die Haupttrophäe.
Also ein klares Verfolgen von Zielen?
Ja, wir hatten klare Absichten. Sicher gelingt nicht immer alles, aber es ist wichtig, einen Spirit zu haben, nach dem man leben kann.
Wie bringen Sie diesen Spirit in Ihr Unter nehmen, Ihre Teams? Gerade das EFQM-Modell, das ja hinter dem ESPRIX-Preis steht, ist ja ziemlich komplex. Achten Sie also schon bei der Rekrutierung von Leuten darauf, dass diese einen solchen Spirit mitbringen, oder wird der dann einfach «eingeimpft»?
Es benötigt schon einen etwas besonderen «Menschenschlag». Wir fragen ja unsere Mit-arbeitenden auch, ob sie Freude an Team-Events haben und auch bereit sind, sich auch in der Freizeit miteinander treffen zu wollen. Es geht auch darum, ob sie mit unseren Wer-ten etwas anfangen können. Anschliessend ist vieles davon natürlich eine Frage des Vor-lebens.
Wo sehen Sie die wesentlichen Vorteile, welche das EFQM-Modell bieten kann?
Das Modell kann man auf verschiedenen Ebenen anwenden. Man kann es sehr grob praktizieren, das heisst, es gibt zwei Elemen-te, die Befähiger auf der einen, die Ergebnisse auf der anderen Seite. Da geht es im Wesentlichen darum, die be-schränkten Ressourcen, die ich habe, so einzusetzen, damit ich die bestmöglichen Ergebnisse erzielen kann. Das sind die Grundlagen, hinter denen auch wir stehen. Das Modell lässt sich natürlich weiter verfeinern: Es verfügt dazu über einen Verbesserungszyklus, den man einsetzen kann, um sich kontinuierlich zu verbessern. Hier müsste man heute allerdings noch besser berücksichtigen, dass im Zuge der immer schnelleren Zyklen es kaum mehr möglich ist, alles wirklich messen zu können. So ist etwa das Prinzip «Trial and Error» zu wenig verankert.
Da sehen Sie also expliziten Nachholbedarf des Modells?
Ich denke, in diesem Bereich ist ein dringendes Redesign erforderlich.
2012 konnten Sie auf europäischer Ebene einen EFQM-Preis gewinnen. Wie nachhaltig ist die Wirkung solcher Preise? Vor allem intern, aber auch in der Aussenwahrnehmung?
Es gibt beides. Intern wissen die Leute natürlich: Das ist unser Weg. Die Preise haben aber auch dazu beigetragen, dass wir nicht nur in der Immobilienszene bekannter geworden sind, sondern auch ausser-halb. Das hat für unser Image viel gebracht, man kann sehen, dass wir ein spannendes Unternehmen sind, das nicht nur irgendwas macht, sondern einfach auch nur gut ist.
Und einen weiteren Award haben Sie wohl auch schon wieder im Fokus?
Ich denke schon. Diese Kultur soll weitergehen. Ob es nun der europä-ische Excellence Award ist, bleibe mal dahingestellt. Wir setzen da auch Fragezeichen; denn wenn wir da mitmachen wollen, dann nur, wenn wir daraus einen Wettbewerbsvorteil erzielen können. Da sind wir noch etwas am Hinterfragen.
Also keinen Preis um jeden Preis?
Genau. Ein Preis muss immer auch etwas bringen.