«Heute besser sein als gestern»

Das Schweizer Gesundheitswesen gilt als eines der besten weltweit. Dass Qualität aber durchaus ihren Preis hat, erkennen wir spätestens anhand der regelmässig steigenden Krankenkassenprämien. Doch am Beispiel der Rheinburg-Klinik Walzen-hausen sieht man auch, wie durch kontinuierliche Verbesserungen die Kostenstruktur nicht aus dem Ruder läuft – und nicht nur dies.

«Heute besser sein als gestern»

 

 

Das stolze Gebäude der Rheinburg-Klinik wurde 1872 als Erziehungs- und Unterrichts-institut errichtet. Doch dieses stand unter kei-nem guten Stern: Die Baukosten wurden mas-siv überschritten, die nebenstehende Kirche nahm wegen des Baus Schaden und nicht zu-letzt froren die Schüler in den schlecht beheiz-ten Räumen. Erbauer und Dorfpfarrer Johan-nes Kopp veräusserte das Haus schliesslich an Franz Stadler.

Vom Hotel …
Franz Stadler und sein Bruder wandelten das Haus in ein Hotel um, das alsbald einen soliden Ruf erhielt. In der Rheinburg verkehrten Mit-glieder bekannter Adelsgeschlechter, ja auch der König von Rumänien zählte zu den Gäs-

 

«Die Rheinburg-Klinik ist im Moment so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i.»

 

ten. Doch die Blütezeit endete mit dem Ersten und letztlich mit dem Zweiten Weltkrieg: Die zunehmende Mobilität machte neue Ferienziele im Süden attraktiver als die Bodensee- Region. 1965 übernahm der Verein Schweizerischer Familienherbergen die Rheinburg von Ferdinand Stadler. 1985 schliesslich kaufte die Appenzell-Ausserrhodische Kantonalbank den ehemaligen Hotelpalast. Der Altbau wurde renoviert und in eine Klinik umgewandelt. 1993 wagte man den Versuch einer Klinik für «Schmerzmedizin». Diesem war zu wenig Erfolg beschieden, die Bettenbelegung blieb unter den Erwartungen. Der Betrieb wurde eingestellt.

… zur Rehabilitationsklinik
Das Ehepaar Dr. med. Martin Rutz und Louise Rutz-LaPitz legte danach mit einem neuen Konzept den Grundstein für die heutige Aus-richtung der Rheinburg Klinik: Fortan sollte sie der akutstationären Rehabilitation bei Er-krankungen des Bewegungsapparats und bei neurologischen Erkrankungen dienen. Das Haus wurde zudem umfassend umgebaut und erweitert. Seit 2015 befindet sich die Rheinburg-Klinik Walzenhausen als vollwer-tige Tochter im Besitz der Stiftung Kliniken Valens. Mit der Veräusserung wurde die Nachfolge und der Weiterbestand des Kon-zepts geregelt. Somit bleibt die Rheinburg Klinik ein attraktiver Teil in der Ostschweizer Spitallandschaft und sichert im Appenzeller Vorderland vielfältige Arbeitsplätze im Ge-sundheitssektor. Die Klinik verfügt aktuell über 64 Betten für privat-, halbprivat- und allgemeinversicherte Patienten. Zudem be-treibt die Klinik an zwei Standorten Ambula-torien: in Walzenhausen und in St. Gallen. Ein Schulungszentrum für Fort- und Weiterbil-dungen gehört ebenfalls zum Angebot. Insge-samt arbeiten 185 Mitarbeitende in der Klinik und den Ambulatorien. 2015 wurden 785 Patienteneintritte gezählt, was einer Belegung von 94 Prozent entspricht. Geleistet wurden 20 578 Pflegetage. Als Umsatz wurden gesamthaft 18,5 Mio. Franken erwirtschaftet (2015).

 

Zwei Drittel der behandelten Patienten leiden an neurologischen Erkrankungen, ein Drittel an muskuloskelettalen Erkrankungen. Das Ziel der Rehabilitation ist es in beiden Be-reichen, die Selbständigkeit der Patienten bestmöglich zu fördern und diese so weit möglich wieder in Familie, Gesellschaft und Beruf einzugliedern. Das stationäre Behand-lungs- und Therapiekonzept basiere dabei auf einer in der Schweiz einzigartigen ganzheit­ lichen Betrachtung der Interaktion zwischen Nervensystem und Bewegungsapparat, so umschreibt die Rheinburg-Klinik ihren USP. Das integrative Behandlungs- und Therapie-konzept in Verbindung mit der sehr persön­ lichen Betreuung ermögliche überdurch-schnittliche Rehabilitationserfolge bei den Patienten.

«Business Unit» mit vielen Freiheiten
Innerhalb der Klinikgruppe Valens profitiert die Rheinburg-Klinik von deren Holding-struktur, nutzt die zentralen Dienste, behält aber ihr eigenes Leistungsportfolio wie die an-deren Kliniken in der Gruppe. Geleitet wird die Rheinburg-Klinik durch die Direktorin Dr. Edith Kasper . «Der Charakter, die Identität des Hauses ist wichtig. Und die Führung der Klinik Rheinburg soll ihre eigenen Ideen umsetzen können, das ist auch für uns ein idealer Weg. Wir leisten Unterstützung, damit das Haus weiter wachsen kann», erläutert Dr. Till Hor-nung, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Kliniken Valens und Beisitzer in der Leitung der Rheinburg-Klinik. Entsprechend existiert eine Gesamtstrategie für die ganze Gruppe, für die einzelnen Kliniken wird daraus jeweils die Sub-Strategie abgeleitet. «Alle unsere Kliniken sind in sich funktionierende Organismen mit eigener Logik. Sie sollen von der Gruppe profi-tieren, ohne dass wir aber zentralisieren», so Hornung weiter.

Breit abgestütztes Qualitätsmanagement
Die Qualität des Schweizer Gesundheits­ wesens ist hoch – entsprechend den Ansprü-chen der Patienten. Wie viele andere Klini-ken misst auch die Rheinburg-Klinik die ­Zufriedenheit ihrer Patienten und wertet die Ergebnisse systematisch aus. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden für die kontinuierlichen Verbesserungsprozesse ge-nutzt. Dabei betont Dr. Till Hornung, dass man sich auch bezüglich Patientenbefragun-gen differenzieren will. «Wir arbeiten nicht mit fünfseitigen Fragebögen, sondern fragen unsere Patienten schon während ihres Auf-enthalts nach ihrer Zufriedenheit. Und fünf Tage nach Austritt rufen wir die Patienten nochmals an und können auf diese Weise sehr differenzierte positive Rückmeldungen einholen.» Ferner stellt sich die Rheinburg-Klinik verschiedenen externen Audits oder Befragungen, etwa durch Swiss Reha, edu-Qua oder ANQ (Nationaler Verein für Quali-tätsentwicklung in Spitälern und Kliniken). Dies erlaubt eine Vergleichbarkeit der Leis-tungen.

EFQM-Vorbild innerhalb der Klinik-Gruppe
Den Weg zur Excellence schlug die Rhein-burg-Klinik im Jahr 2002 ein: Damals wurde ein prozessorientiertes Qualitätsmanage-mentsystem gestartet, das bis heute laufend aktualisiert wird. Anlässlich eines Kadertags stiess man 2005 dann auf das EFQM-Modell. Dessen Grundkonzepte wurden in die Vision 2008 integriert. 2010 nahm die Rheinburg-Klinik dann die Stufe «Verpflichtung zu Excellence» in Angriff. Die Anerkennung dafür erhielt sie dann Anfang 2011. Zwei Jahre spä-ter folgte dann ein nächster Schritt in Form der Anerkennung «Recognised for Excellence 3*». Darauf aufbauend entschloss man sich zur Teilnahme am ESPRIX Swiss Award for Excellence, um durch ein erneutes Assess-ment Inputs für die weitere Entwicklung des Unternehmens zu erhalten.

 

Die Rheinburg-Klinik dient innerhalb der Kliniken Valens gleichsam als Leucht-turm in Sachen Excellence. Till Hornung will dies denn auch für die gesamte Gruppe nut-zen. «Bis vor drei Jahren waren wir noch ein reines ISO-Haus, wir suchten aber nach ei-nem Instrument für die weitere Verbesse-rung. Jetzt können wir von den Erfahrungen der Rheinburg-Klinik profitieren – sie ist im Moment so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i», sagt er und erläutert gleich, wo er die Vorzüge des EFQM-Modells sieht: «Das Mo-dell bietet eben eine Struktur für die weitere Entwicklung, ohne einengend zu wirken.» Den Begriff der Excellence umschreibt Hornung wie folgt: «Heute besser sein als ges-tern.» Und mit der Platzierung im Final für den ESPRIX Swiss Award for Excellence hat nicht nur die Rheinburg-Klinik diesen An-spruch weiter erfüllt. «Wir sind zufrieden, wo wir stehen. Doch trotzdem wollen wir noch weiterkommen», so das Fazit von Dr. Till Hornung – stellvertretend für die Klinik- leitung.

 

 

 

 

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