Outsourcing bleibt im Fokus

Anhaltender Kostendruck lässt den Outsourcing- und Near-shoring-Trend bei Schweizer Banken und Versicherungen fort-setzen. Zusätzlich gefördert wird dieser Trend aktuell durch verbesserte Transparenz in regulatorischen Fragen. Eine Unter-suchung von PwC zeigt eine Zunahme der Verlagerungsaktivi-täten in Europa. Laut Experten sind durch Outsourcing Kosten-einsparungen von bis zu 60 Prozent möglich.

Outsourcing bleibt im Fokus

 

Ende 2017 hat die Schweizer Finanzmarkt-Aufsicht Finma neue Re-geln für das Outsourcing bei Banken und Versicherungen veröffent-licht. Das Rundschreiben wird per 1. April 2018 umgesetzt und wird den Trend des Outsourcings rechtlich weiter stützen.

 

Zur Vorbereitung der neuen Regeln hat die Finma Vertreter der Finanz- und Versicherungsbranche angehört. Diese Anhörung sei auf grosses Interesse gestossen, wie es heisst. Neben Banken, Effekten-händlern und Versicherungen hätten sich auch zahlreiche, mittelbar betroffene Unternehmen dazu geäussert, teilt die Finma mit. Grund-sätzlich wurde von den Anhörungsteilnehmern anerkannt, dass es angemessene aufsichtsrechtliche Anforderungen an Outsourcings und den Umgang mit den damit verbundenen Risiken braucht. Sie be-fanden ebenfalls Anpassungen an das Rundschreiben aufgrund tech-nologischer Entwicklungen als notwendig.

Anliegen der Finanzindustrie aufgenommen
Die Anregungen der angehörten Branchenvertreter schienen bei der Finma auf offene Ohren gestossen zu sein. So wurde der Begriff der Wesentlichkeit von Outsourcing-Vorhaben prinzipienorientierter de-finiert. Damit stärkte die Finma die eigenverantwortliche Selbstein-schätzung der Finanzinstitute. Auch die Vorgaben zur Auslagerung von Risk Management und Compliance-Funktionen wurden präzi-siert. Die Finma erlaubt nun die prinzipienorientierte Berücksichti-gung des Gruppen- und Konzernkontexts bei internen Outsourcings. Sie verzichtete darauf, besondere Ausführungsbestimmungen für die systemrelevanten Banken im erwähnten Rundschreiben zu regeln. Ferner wurde die Übergangsfrist für Anpassungen bei bestehenden Auslagerungen bei Banken von zwei auf fünf Jahre verlängert. Bei den Versicherungen gilt das Rundschreiben ab Inkrafttreten für alle Neu-bewilligungen und Geschäftsplanänderungen.

Outsourcing: Besonders Osteuropa liegt im Trend
Dass diese Themen relevant sind für die Finanzbranche, bestätigt auch eine aktuelle Untersuchung von Strategy&, der Strategiebera-tung von PwC. «Grosse Schweizer Banken und Versicherungen haben in den letzten Jahren in erheblichem Umfang ihre Outsourcing-Akti-vitäten erhöht und verschiedene Zentren in Osteuropa aufgebaut», erläutert Dr. Utz Helmuth, Principal im Zürcher Büro der Strategie­ beratung und einer der Autoren der Publikation «Building the modu-lar bank. Sourcing strategies in the age of digitalization.» Bei den auf-gebauten Standorten zeigen Schweizer Grossbanken eine Präferenz für Polen (Krakau, Warschau und vor allem Wroclaw/Breslau), wäh-rend sich Versicherungen schwerpunktmässig in der Slowakei im Grossraum Bratislava eingerichtet haben. Insgesamt betreffen die Ver-lagerungen vor allem kundenferne Bereiche des Backoffice wie inter-nal Audit, HR, Risk, Compliance, Operations und IT.

60 Prozent Einsparungen möglich?
Gemäss der erwähnten Studie sind Einsparpotenziale die zentrale Motivation für Outsourcing. Die Analyse von Strategy& geht von bis zu 60 Prozent aus, vor allem begründet durch die hohe Lohnkosten-differenz gegenüber der Schweiz (40 bis 50 Prozent). «Auch wenn nicht alle 15 000 Arbeitsplätze aus der Schweiz verlagert wurden, son-dern auch von anderen Standorten, bleibt der Effizienzdruck auf Schweizer Standorte angesichts dieser Lohnkostendifferenz zu Ost-europa hoch», so Helmuth.

 

Doch wenn tatsächlich Einsparungen durch Outsourcing erzielt werden sollen, müssen verschiedene Aspekte beachtet werden. Utz Helmuth sieht diesbezüglich verschiedene Herausforderungen, die nicht unterschätzt werden dürfen. Da ist zum einen die Notwendig-keit einer funktionierenden Outsourcing Governance: Die Finma hält an ihren strengen Anforderungen, was ausgelagert werden darf und was nicht, fest. Trotz Bedenken der Finanzbranche pocht die Finanz-marktaufsicht weiterhin auf ihre Prüfrechte für neue Cloud-Dienste. Ein weiterer, nicht einfach zu bewältigender Punkt ist die operative

 

Führung der ausgelagerten Einheiten: Die tägliche Zusammenarbeit mit neuen Kollegen in den Aussenstellen hätten sich für Schweizer Firmen immer wieder als «herausfordernd» erwiesen, wie es Utz Hel-muth – womöglich eher milde – ausdrückt. Die Fluktuationsraten un-ter Mitarbeitenden in Osteuropa und Indien seien ungewohnt hoch, führt er aus. Und nicht zuletzt braucht es immer noch eine klare Stra-tegie, wie der digitale Wandel und die Prozessautomation im Back­ office angegangen werden soll: nämlich durch den Aufbau eigener Fähigkeiten oder die Nutzung der technologischen Kompetenz eines führenden, globalen Providers.

 

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