Neben Bedrohungen auch Chancen sehen

Mit der Revision der ISO 14001 und ISO 9001 von 2015, aber auch neu mit der ISO 45001 zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit wurde die Prävention mit den sogenannten Vorbeugungsmassnahmen auf die Risikobetrachtung verlegt. Darin werden sowohl Bedrohungen wie auch Chancen untersucht.

Neben Bedrohungen auch Chancen sehen

 

Für die meisten Sicherheits- und Umwelt­ beauftragten ist die Analyse von Bedrohungen von Mensch und Umwelt Alltag. Um auch die Normforderung der Chancenbetrachtung mit-einzubeziehen, ist ein Perspektivenwechsel nötig. Denn obwohl es gemeinsame Instru-mente zur Risikoanalyse wie z.B. die SWOT-Analyse gibt, können Chancen nicht mit den-selben Fragestellungen erkannt werden.

Aufmerksamkeit auf Chancen lenken
Als Erstes bedarf es der Annahme, dass wo-möglich noch unerkannte Chancen bestehen. Mit dieser Haltung können folgende Fragestel-lungen unsere Aufmerksamkeit auf Chancen lenken: Welche Weiterentwicklung ist dem Unternehmen dienlich und worin sind erste Anzeichen hierfür erkennbar? Bietet die aktu-ell vorliegende Situation eine Möglichkeit, die-se Anzeichen zu verstärken (z.B. Arbeitsabläufe anpassen, eine bestimmte Zusammenarbeit eingehen, neue Standorte erwägen etc)? Da die individuelle Wahrnehmung unterschiedlich ist, ist es von Vorteil, solche Fragestellungen in einer Gruppe auszutauschen. Wie bei den Be-drohungen gilt es, ein Szenario zu definieren und das Ausmass des Nutzens und die Wahr-scheinlichkeit der Realisierung zu bestimmen.

 

Wie in der Abbildung dargestellt, werden bestimmte Grundlagen zur Ermittlung von Chancen benötigt. Die beteiligten Personen müssen den Kontext der Organisation verste-hen, die Analysen zu signifikanten Umwelt­ aspekten und Gefährdungsermittlungen zur Hand haben und die anwendbaren bindenden Verpflichtungen kennen. Weitere Grundlagen können mit einfliessen. Es gilt nun, die für das Unternehmen relevanten Chancen zu ermit-teln und daraus Massnahmen abzuleiten.

Risikoszenario «Lehrbetrieb»
Auch wenn diese Themen in der Regel neu sind für Managementsystembeauftragte, so müssen sie sich zumindest erkunden, mit welchen Ins-trumenten die Geschäftsleitung im Bereich des Risikomanagements arbeitet. Sie liefern etwa als Sicherheitsbeauftragter (Sibe) Szenarien aus ihrem Bereich an die Geschäftsleitung. Weil qualifizierte Nachwuchskräfte fehlen, be-trachten sie etwa das Szenario «Lehrbetrieb werden». Als Sibe kennen sie das erhöhte Risi-ko für Unfälle bei Lernenden, überlegen sich aber dennoch, welcher Nutzen für das Unter-nehmen entstehen könnte. Qualifizierte Nach-wuchskräfte würden längerfristig Stabilität in den Betrieb bringen, neue Impulse liefern, das interne Wissen mittragen. Andere Mitarbei-tende würden in ihrer Verantwortung gestärkt. Zu diesen Überlegungen fügen sie jene hin-sichtlich der Bedrohungen hinzu und diskutie-ren diese mit der Geschäftsleitung. Daraus  ergibt­ sich idealerweise eine vertiefte Zusam-menarbeit, sei es in Form von Workshops, bila-teralen Diskussionen, Sitzungsbeiträgen etc. Zu erwähnen ist, dass Bedrohungen wie auch Chancen nur zu berücksichtigen sind, wenn diese für das Unternehmen relevant genug sind. Hierzu wird die Skala für Ausmass und Wahrscheinlichkeit beigezogen, wobei anstelle einer Schadenskala eine Nutzenskala zu defi-nieren ist. Weniger bedeutende Bedrohungen und Chancen werden bereits im Rahmen der Gefährdungsermittlungen und internen Audits aufgenommen.

 

Fazit: Risikobetrachtungen sollen dazu dienen, dass die erwünschten Ergebnisse er-reicht, unerwünschte Auswirkungen verhin-dert bzw. verringert werden und eine fortlau-fende Verbesserung erfolgt. Schlau eingesetzt, sorgen die Instrumente für eine Durchgängig-keit zwischen den Führungsebenen.

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