Verbands-Relaunch mit dem NPO-Label

Vor einem Jahr konnte der Schweizerische Floristenverband (SFV) das NPO-Label für Management Excellence entgegennehmen. Dieses Ereignis markierte zugleich den erfolgreichen Abschluss eines mehrmonatigen Turnarounds mit zukunftsfähigen Strukturen und angepassten Zielsetzungen.

Verbands-Relaunch mit dem NPO-Label

Das NPO-Label – zertifiziert durch die SQS – basiert auf dem Freiburger Managementmo- dell für Non-Profit-Organisationen. Es wurde speziell entwickelt für Stiftungen, Verbände sowie für private Organisationen aus dem Ge- sundheits-, Sozial-, Kultursektor u.a.m. Das Label attestiert einer Organisation nach den absolvierten Assessments den Nachweis der Managementkompetenz und Performance auf Stufe Excellence und stärkt dadurch das Vertrauen der involvierten Anspruchsgrup- pen in ihre NPO.

 

Genau diesen Ansatz verfolgte auch der Schweizerische Floristenverband, als er im Jahr 2014 mit SFV-Geschäftsführer Urs Meier, Agro- nom und erfahrener NPO-Manager, die Re- strukturierung lancierte. Dieser übernahm den Verband in einer schwierigen Zeit – verbandsin- tern und vom Umfeld her. «Es war eine typische Turnaround-Lage», erinnert sich Meier.

 

Wie wurde das Projekt angepackt? Und was hat der Zertifizierungsprozess bewirkt? Urs Meier gibt hier Einblick:

Freiburger Konzept als Basis
«Sensibilisierung für das Restrukturierungs- projekt war mir wichtig. Am Anfang stand deshalb ein Kick-off mit dem nationalen Vor- stand. Danach führte ich Schritt für Schritt die Bausteine für ein Managementsystem ein. Meine Erfahrungen als ehemaliger Verbands-manager bei der Schweizer Kader-Organisa- tion (SKO) halfen mir dabei. Bereits bestehen- de organisatorische Regelungen im Floristen- verband wurden validiert und in rund 70 Do- kumenten zusammengefasst. Und zwar so, dass sie dem Freiburger NPO-Management- modell entsprechen. Danach ordneten wir die Prozesslandschaft mit rund 80 Prozessen neu. Wir machten das bewusst im Team, um die Inputs aller Beteiligten einzuholen.

Verbandsentwicklung – SQS-zertifiziert
Es war ein eigentlicher Turnaround, der einen Relaunch der Organisation möglich machte. Der Zertifizierungsprozess bereicherte uns. Das Ganze wird denn auch auf allen Stufen als notwendiger Schritt in die Verbandszukunft bewertet, und zwar in vierfacher Weise:

 

  • Mit der Zertifizierung zeigen wir heutigen und potenziellen Mitgliedern, dass wir eine gut geführte Organisation sind. Und dass wir das uns anvertraute Geld sinnvoll und effizient
  • Zweitens profitieren wir im Alltag der Ge- schäftsstelle von der auferlegten Selbstdis-
  • Drittens sichert das Controlling, dass die ge- schaffenen Managementinstrumente wir- kungsvoll zum Einsatz
  • Viertens schliesslich sorgt das Manage- mentsystem dafür, dass Nachfolger in Ver- bandsfunktionen den SFV dereinst als soli- de Organisation übernehmen können.

 

Die Zertifizierung hat bewirkt, dass un- ser SFV-Team bewusster arbeitet, Regeln ein- hält, Schnittstellen beachtet. Zweimal im Jahr machen wir ein Reporting zwecks Standort- bestimmung. Ja, unser Team freut das Er- reichte. Wir haben im ersten Anlauf reüssiert, trotz beschränkter Ressourcen.

«Unser Beruf hat Zukunft»
In der Branche arbeiten gemäss Statistik zwi- schen 6000 und 7000 Personen, Tendenz leicht abnehmend. Mit dem SFV-Slogan ‹Un- ser Beruf hat Zukunft› wollten wir hier an den SwissSkills 2018 gegensteuern – was uns mit enorm hoher Medien- und Publikums- resonanz auch voll gelungen ist. Floristen ha-

 

«Der SFV entwickelt sich zunehmend zum Branchenverband.»

 

ben ein Flair fürs Gestalten und sind kunst- handwerklich begabt. Das soll vermehrt ins Berufsbild einfliessen, weil sich auch das Ver- halten der Blumenkäufer verändert hat. Ge- fragt ist kreative Floristik. Zudem ist das Auf-gabenfeld für Floristen breiter geworden: Die Gestaltung von Blumenwelten in Innen- und Aussenräumen erweist sich als Trend. Floris- ten werden so von Produkteverkäufern zu kreativen Dienstleistern mit Blumen, Pflan- zen und anderen Materialien.

Wandel in der Branche, Wandel im Verband
Zwischen 1990 und 2010 hat der Fachhandel einen Teil des Marktes an Grossverteiler ver- loren. Jetzt ist die Situation in der Branche bei leicht abnehmendem Markt relativ stabil – nicht mengenmässig, aber umsatzmässig. Im Verband festzustellen ist eine leichte Reduk- tion der Mitgliederzahl. Zwei Drittel der Ab- gänge sind auf Betriebsaufgaben zurückzufüh- ren. 80 % der grösseren, langjährigen Geschäf- te sind Verbandsmitglied. In unseren Betrie- ben arbeiten knapp 2500 Mitarbeitende. Von allen Floristen haben wir nur 28 % im Verband.

 

Wir sind optimistisch für den Verband wie für die Branche. Die Mitglieder profitie- ren von unseren Dienstleistungen, ebenso von der eigenen AHV-Kasse und der eigenen PK (zusammen mit den Gärtnern).

 

Der SFV ist ein Arbeitgeberverband, entwickelt sich aber zunehmend zum Bran- chenverband. Deshalb wollen wir jetzt jun- gen Floristen/-innen den Beitritt zum Ver- band erleichtern. Entsprechende Massnah- men sind gestartet.»

Information und Bildung – wichtigste Dienstleistungen
Im Sektor Information zuvorderst steht der«Florist», das Schweizer Fachmagazin für Flo- ristik. Dessen Leserschaft geht weit über den Verband hinaus. Neben 800 Verbandsmit- gliedern haben weitere 2000 Leser ein Abon- nement. Der SFV trägt überdies zusammen mit den Sektionen das ganze Aus- und Weiterbildungsangebot. In die Kategorie der formalen Bildung gehören Berufslehre und höhere Berufsbildung (Berufsprüfung, Meis- terprüfung). Grundbildung ist Sache der Kantone, die mit den Sektionen des Verbands zusammenarbeiten. Auf nationaler Ebene ist der SFV für Bildungsverordnung und Bil- dungsplan in der Grundbildung zuständig.

 

In der höheren Berufsbildung organi- siert der SFV die Prüfungen. Für die Vorberei- tung auf diese Abschlüsse arbeitet der Ver- band mit Partnerschulen zusammen. Koope- riert wird zum Beispiel auch mit dem «Haus der Farbe». Es bildet auf dem höheren Niveau im Bereich Kunsthandwerk aus. Für jene 90 % der Mitarbeitenden mit Lehrabschluss, die keine höhere Berufsbildung absolvieren, wurde die nicht formale Bildung mit zwei Kursreihen neu aufgebaut.

80 % Mitgliederzufriedenheit
Urs Meier weiter: «Die Erwartungen unserer Mitglieder kennen wir aus periodischen Er- hebungen zu Dienstleistungen, zur Kommu- nikation und zur Stimmungslage. 80 % haben dies in der letzten Umfrage ‹besser› oder ‹gleich gut› wie vorher bewertet. Die Resulta- te gesonderter Erhebungen über das Markt- geschehen (Valentinstag, Fair Trade, Umsatz- entwicklung usw.) werden den Medien zur Verfügung gestellt. Das findet Interesse.

Schlanke Verbandsgremien
GV, Zentralvorstand, Geschäftsstelle, Präsi- dentenkonferenz mit den Vertretern aus den Sektionen (Sounding Board): Alle diese Ver- bandsorgane werden praxisorientiert ge- führt. Der Zentralvorstand funktioniert mit nur vier Personen einwandfrei.

 

Anstelle der bisherigen internen Revi- sion haben wir eine GPK mit drei Mitgliedern geschaffen. Sie prüft, ob Beschlüsse umge- setzt, ob Mittel effizient eingesetzt und ob richtige Prioritäten verfolgt werden. Das schafft Vertrauen nach innen und aussen.»

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