64 Prozent der Top-Unternehmen vernachlässigen Wikipedia

Die deutschsprachige Wikipedia eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, am eigenen Artikel mitzuschreiben – sofern sie sich an die Regeln halten. Dies erfordert lediglich ein verifiziertes Benutzerkonto. 64 Prozent der nach ihrer Wertschöpfung im Inland bedeutendsten hundert Unternehmen machen davon jedoch keinen Gebrauch – unter ihnen Grössen wie Volkswagen, Daimler und die Deutsche Telekom. Dies hat eine Auswertung der über 11.000 verifizierten Wikipedia-Benutzerkonten ergeben.

„Das Desinteresse, das sich gegenüber Wikipedia zeigt, ist schwer nachvollziehbar, schliesslich ist die Wikipedia eine Informationsquelle von grosser Bedeutung – für Redakteure, Geschäftspartner, Kunden und potenzielle Mitarbeiter“, erklärt Peter Montag, Wikipedia-Experte der PR-Agentur Aufgesang. „Besonders unvorteilhaft ist der Eindruck, wenn sich in den Artikeln bereits ‚Wartungsbausteine‘ befinden. Die zeigen nämlich an, dass Inhalte veraltet sind und einer Überarbeitung oder Aktualisierung bedürfen, wie etwa bei Linde oder den Stadtwerken München.“

Markus Franz, Geschäftsführer der PR-Agentur Sucomo, ergänzt: „Mit der Grösse eines Unternehmens wächst anscheinend nicht automatisch die Einsicht in die Relevanz der Online-Enzyklopädie. Aufgrund struktureller Probleme sind die Einträge oft veraltet, werden aber häufiger aufgerufen als das Facebook-Profil. Geschichte, Produkte, Unternehmensstruktur und Kritik stehen oft in keinem sinnvollen Verhältnis. Wer daran etwas ändern will, muss mit der Community in Interaktion treten. Viele kleinere Stadtwerke, Volksbanken und mittelständische Unternehmen haben das bereits erkannt, aber nur wenige Grosskonzerne.“

Weitere Top-Unternehmen ohne verifiziertes Wikipedia-Benutzerkonto:

  • Deutsche Bahn
  • Schaeffler-Gruppe
  • Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
  • Allianz
  • Metro
  • Boehringer Ingelheim
  • KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau
  • Fraport
  • KPMG (Deutschland)
  • Axel Springer

Was hat es mit der Verifizierung auf sich?

Die Verifizierung stellt sicher, dass das Unternehmen für die Community leicht erkennbar ist (Transparenz). Hierfür genügt es, eine E-Mail mit dem Namen des künftigen Benutzerkontos und der Bitte um Verifizierung an info-de-v@wikimedia.org zu senden. Die Absenderadresse muss sich eindeutig dem Unternehmen zuordnen lassen (@unternehmen.de). So lässt sich feststellen, dass der neue Benutzer in der Lage ist, Nachrichten von der Domain des Unternehmens zu versenden. Um eine echte Authentifizierung handelt es sich nicht.

Nach der Freischaltung sollte jeder Benutzer zusätzliche Informationen auf der Benutzerseite hinterlegen – wie etwa Angaben zur Identität der konkret mitwirkenden Person und ihrer Position im Unternehmen. Das schafft Vertrauen bei der Community. Der jeweils zuständige Mitarbeiter handelt im Auftrag seines Unternehmens und gilt damit als „bezahlter Schreiber“ – dies sollte er so auf der Benutzerseite offenlegen.

Rat und Unterstützung zu allen Fragen rund um die Wikipedia bietet ein kostenloser Leitfaden: https://www.aufgesang.de/wikipedia-leitfaden

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