Mit Kleinanlagen auf Werte setzen

Vermögensaufbau und Philanthropie gelten als zwei gegensätzliche Pole. «Doch diese Extremvorstellung ignoriert, dass Investmentunternehmen zu den grossen Katalysatoren für Veränderungen gehören», lautet eine Stelle im Whitepaper von Yova. Yova ist mehr als ein reines Finanzdienstleistungsunternehmen. Die Gründer fokussieren auf faire, personalisierte und nachhaltige Portfolios und viel Engagement.

 

Jede Investition wirkt sich in irgendeiner Form auf die Welt aus. Ob nun ein Bergbaukonzern, der seine Fracking-Aktivitäten ausbaut, finanziert wird oder einer, der sich für einen CO2- neutralen Transport und Geschlechtergleichberechtigung einsetzt: «Investitionen bremsen oder beschleunigen den wirtschaftlichen Fortschritt », ist Dr. Tillmann Lang, einer der vier Yova-Gründer, überzeugt.

«Mittels Kapital lässt sich die Welt (positiv oder negativ) gestalten. Wir unterstützen Menschen bei ihrem Vermögensaufbau, indem wir in Unternehmen investieren, die zu einer saubereren, umweltfreundlicheren und sozial verantwortlicheren Welt beitragen», erklärt der Investment-Experte.

Lang, der einen PhD an der ETH Zürich «Chair of Sustainability and Technology (Sus- Tec) erlangte, arbeitete schon als Student in Bereichen wie Computer Science, Mathematics, Energy oder Clean Tech. «Bereits zu Studentenzeiten war ich konsterniert, dass die Finanzwelt bezüglich uns Menschen und der Umwelt oft ungerechte und starre Strukturen zeigt.» Der heutige CEO wollte jedoch nie gezielt in die Vermögenswelt einsteigen. Als er 2016/17 nach einer individuellen Hedgefonds- Lösung suchte, stiess er allerdings nur auf eindimensionale Lösungen. Einerseits, so musste er einsehen, war Impact Investing allein wohlhabenden Kunden von Privatbanken vorbehalten, andererseits entsprach seine Vorstellung von Investieren nicht unbedingt dem Common Sense seiner Generation.

Grauzone Nachhaltigkeit

Bisher hatte man nur insofern Anlagemöglichkeiten, als sein schwerverdientes Geld in risikoreiche Projekte anzulegen; sich mit «nachhaltigen Optionen» abzufinden oder sehr geringe Erträge hinzunehmen.

«Unternehmen wie Nestlé, Total SA und Saudi Arabian Mining sind omnipräsent. Schlimmer noch, durch ihre Bankeinlagen und Vorsorgeanlagen unterstützen wir unwissentlich genau jene Unternehmen, welche die Klimakrise und andere grosse Herausforderungen unserer Zeit schüren», erklärt Tillmann Lang.

Viele Menschen seien erstaunt, dass führende Petrol- oder Erdölunternehmen Nachhaltigkeitfonds führen. Wie kann das sein? Viele börsenkotierte Anbieter stellen nur einseitige Daten (wie z.B. Stromverbrauch) bereit. «Man denke nur an Unternehmen, die Geräte für Bergbauunternehmen herstellen. Viele von ihnen stossen auch verhältnismässig wenige Emissionen aus. Daher erfüllen sie Nachhaltigkeitsmindestkritieren.»

Dennoch stellt sich die quintessentielle Frage: «Möchte ein nachhaltig denkender Mensch in ein Unternehmen investieren, das so eng an eine umweltschädigende Branche gekoppelt ist?» So lautet ein zentraler Satz im kürzlich erschienenen Whitepaper von Yova (siehe Textende).

Daher hat Dr. Tillmann Lang mit Dr. Christoph Birkholz und Erik Gloerfeld, der an der ETH Zürich und an der RWTH Aachen forschte, sowie zwei weiteren IT- und Investmentexperten Yova gegründet, um in der oft undurchsichtigen Finanzwelt Transparenz und konkrete nachhaltige Werte zu schaffen. Inzwischen arbeiten 17 Pioniere (davon 10 Pionierinnen) im Headquarter in Zürich West (davon arbeiten viele Vollzeit).

Investieren mit Hand und Fuss

Im Gegensatz zu anderen Anbietern von Impact Investment bietet Yova (Engl. Ableitung aus «YOur VAlues») ein gemanagtes Anlageuniversum von 400 Titeln für jedermann und jede Frau.

Bereits ab einer Einlage von CHF 2000 können Investoren und Investorinnen Titel von Unternehmen beziehen, die Bereiche in der Kreislaufwirtschaft, zur digitalen Entwicklung, erneuerbare Energien, mit sauberem Wasser, mit pflanzlichen Lebensmitteln, Medizin – zum Beispiel den Zugang zu Medikamenten; Ausmerzung von Krankheiten – und viel mehr (siehe Textende) vorantreiben.

Die Schweizer Vermögensverwalter verpflichten sich, noch weitere Strecken als die meisten Portfolioanbieter zu gehen. Sie berücksichtigen nicht nur den nachhaltig ausgewiesenen «Handabdruck» eines Unternehmens. Sie identifizieren und ergründen auch «Fussabdruck»-Themen wie zum Beispiel Corporate Governance, faire Bezahlung, über längere Strecken geringer ausgestossene CO2-Emissionen und/oder Gleichstellung der Geschlechter.

Hat man erst einmal eine Anlagestrategie mit den eigenen Präferenzen (u.a. Kapitalgrösse, Risikohorizont und weitere Individualisierungen) festgelegt, bekommt man ein Reporting über Yova, die eigene, interne Marktanalysen durchführt. Die Vermögensexperten stellen auch nie Statistiken in den Vordergrund, sie berufen sich auf Werte, die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens, ESGKriterien und – demnächst schon (Stichwort: «machine learning») – Echtzeitdaten der Kapitalströme vergleichen.

«Viele unserer Neukunden investieren zum ersten Mal in Aktien, weil sie sich mit den Anlagethemen identifizieren können. Sie benötigen kein Finanzwissen, sondern werden zum Beispiel per Smartphone durch den Prozess geleitet. Sie haben stets 100-prozentige Transparenz, in was sie investieren und zu welchen Kosten», führt Lang weiter aus. Die Kosten betragen je nach Anlagesumme zwischen 0,6 bis 1,2 Prozent («All-in-Fee»).

Keine falschen Versprechen

Tillmann Lang und seine Software-Engineers konnten inzwischen das sonst aufwendige Nachhaltigkeits-Monitoring automatisieren. «Wir haben die Anlagemethoden der Privatbanken digitalisiert und eine eigene Engine entwickelt.

Die Yova-Engine analysiert neben den persönlichen Themenschwerpunkten stets die finanzielle Situation des Kunden und erstellt eine umfassende personalisierte Strategie, die jede Risikospanne des Kunden berücksichtigt – wir machen jedoch keine falschen Versprechen, dass wir zum Beispiel die Marktführer sind», erklärt der empathische CEO.

Das endgültige Portfolio besteht aus 30– 40 Aktien, die über verschiedene Industrien, Länder, Währungen und Unternehmensgrössen hinweg gestreut sind. Neben Aktien enthält jede Strategie auch Staatsanleihen. Da die Anlagediversifizierung und individuelle Anpassungen nicht unbedeutend sind, kann der Kunde sein Portfolio auch jederzeit durch Hinzufügen und Entfernen bestimmter Unternehmen anpassen, z.B. Tesla durch Xylem, ein Wasserreinigungsunternehmen, ersetzen. Bei Anpassungen berechnet die Yova-Engine das gesamte Portfolio automatisch neu, um sicherzustellen, dass es stets ausreichend diversifiziert und damit risikooptimiert ist. – Die Anlagestrategie kann übrigens kostenlos auf yova.ch getestet werden.

Erfolg durch Gerechtigkeit

Jeden Menschen drückt der Schuh woanders, und doch gibt es so etwas wie einen Common Sense. Die einen Menschen leiden unter Geldmangel, die anderen leben wie Gott in Frankreich. In der südlichen der Hemisphäre dominiert Dürre und auch in Europa dürsten nach wie vor viele Menschen nach Bildung und Chancengleichheit. Tillmann Lang ist überzeugt:

Unternehmen haben starken Einfluss auf unsere Umwelt und Menschen – «oft stehen sie mittendrin». Deswegen möchten er und seine Employees die grössten wirtschaftlichen Fehltritte vermeiden oder zumindest ausgleichen. Bei Yova kann man in Unternehmen investieren, die die Welt nach den Vorstellungen der Anleger verändern.

Inzwischen ist neben Faktoren wie Ertrag und Risiko ein weiterer Aspekt hinzugekommen, auf den Investoren zunehmend achten: die Nachhaltigkeit. Gleichwohl gibt es eine grosse Varianz unter den nachhaltig «gelabelten » Anlageformen. «Leider», betont Lang, «gibt es in jedem aufkommenden Markt – und Nachhaltigkeit gehört dazu – Trittbrettfahrer, die sich mit einem Label schmücken, ohne ihr Verhalten zu ändern.»

Wie definiert Yova Impact Investing und Nachhaltigkeit? «Wir haben die Definition von The GIIN (Global Impact Investing Network), dem Pionier im Bereich Impact Investing, übernommen, sie unterstreicht: Impact-Investitionen sind Investitionen mit dem Ziel, neben einer finanziellen Rendite auch einen sozialen und ökologischen Impact zu erzielen.»

Yova weiss aus unzähligen Studien und Abklärungen, dass heute besonders viel in der Gleichberechtigungsfrage geschehen muss:

Frauen stützen die Hauptlast des Klimawandels. Sie stehen zentral im Kampf um einen gesunden Planeten und um mehr Lebensqualität. Yova bietet deswegen zusammen mit den Think-Yellow-Gründerinnen eine sogenannte «Gender Lens Investing (GLI)»-Plattform an: «Yova Yellow» hat sowohl eine finanzielle Rendite als auch das Wohl der Frau und die Gleichberechtigung zum Ziel.

«Allerdings», meint Dr. Tillmann Lang abschliessend, «geht es uns um Transparenz und Entwicklungschancen für Menschen überhaupt. Deshalb möchten wir in Unternehmen investieren, die den Chancenausgleich leben, Menschenrechte einhalten, nachhaltig Gutes bewirken.»

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