100 Jahre SNV: Verhältnis zwischen Fussball-Fieber und Normen
Fussball wird gerne als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet. Kein anderer Sport zieht den Bann der Massen so auf sich. Damit weltweit fair gespielt werden kann, gibt es ein paar einfache Spielregeln – diese sind der Mehrheit der Zuschauer bekannt. Doch es gibt auch Regeln im Hintergrund der Fussballbühnen.
Ein WM Fussball muss den strengen Anforderungen entsprechen. Die Europäische Norm SN EN 12235 legt beispielsweise Prüfverfahren fest, unter anderem für das Aufspringverhalten der Bälle. Wenn ein Ball aus einer Höhe von 2 Metern auf eine Betonfläche fällt, darf er maximal 1,35 Meter hochspringen. Deshalb kann er niemals einfach so über einen Torwart hüpfen.
Naturrasen oder Kunstrasen? Einige bevorzugen Kunstrasen, während andere meinen, dass man Fussball nur auf Naturrasen spielen kann. Bei der WM 2018 verfügte die Hälfte aller 12 Stadien über einen Hybridrasen, der mit Kunstfasern verstärkt wurde. Den Experten zufolge sollten die Halme am besten 23 Millimeter hoch sein. Aber wie wird das gemessen?
Spielbestimmende Normen
Wenn alles normgerecht ablaufen soll, kommt die Europäische Norm SN EN 12233 zur Anwendung. Sie enthält ein Verfahren zur Ermittlung der Grashöhe. Es wird ein Spezialwerkzeug eingesetzt, das im Wesentlichen aus einem Messstab besteht, auf dem eine runde, bewegliche Scheibe montiert ist. Gemessen wird der Abstand zwischen der auf dem Boden angesetzten Spitze des Stabs und der auf den Halmen aufliegenden Scheibe.
Wie stabil sind die Torpfosten im Stadion? Die Zuschauer halten den Atem an. Der nervenaufreibendste Teil des Finalspiels beginnt. Wieder ein Elfmeterschiessen, man glaubt es kaum! Der Torwart spürt den Druck. Es liegt nun allein an ihm. Die Fans jubeln, als der erste Schuss gegen die Latte donnert. Wenn sie der SN EN 748 entspricht, gibt sie beim Auftreffen des Balls um höchstens 1 Zentimeter nach. Das Netz ragt oben mindestens 80 Zentimeter nach hinten, auf Bodenhöhe 1,5 Meter.
Ohne gute Handschuhe könnte selbst der beste Torwart den Ball nur mit Mühe halten. Wenn die Verteidiger den Ball nicht abwehren können, ist der Goalie die letzte Rettung.
Er muss alles tun, um dafür zu sorgen, dass der Ball nicht ins Netz geht! Dabei kann er sich aber nicht bloss auf seine eigene Kraft, Wendigkeit und ultraschnellen Reflexe verlassen. Gute Handschuhe entsprechen der Europäischen Norm SN EN 16027. Nach dieser Norm dürfen die Handschuhe selbst unter erheblicher Krafteinwirkung um höchstens 20 Millimeter verrutschen, sodass sie nie von den Händen gleiten können.
Stadionsitze
Bald beginnt das Spiel, die Fans ziehen in Scharen zum Stadion und suchen ihren Platz. Laut SN EN 13200-4 muss der Abstand eines jeden Sitzes in einer Reihe zum entsprechenden Sitz in der Reihe davor mindestens 30 Zentimeter betragen. Das ist zwar nicht gerade üppig, aber sobald alle sitzen, zählt ohnehin nur mehr das Match. Welche Regeln gelten aber sonst noch für die Bestuhlung? Gemäss den Bestimmungen der Norm müssen die Sitze einem Gewicht von 2 000 Kilogramm standhalten und mindestens 40 Zentimeter tief und 50 Zentimeter breit sein.
Beleuchtung
Rund um das Spielfeld wurden Kameras in Stellung gebracht. Die Zuschauer wollen ja alles ganz genau sehen! Deshalb ist es wirklich wichtig, dass die Kameras das Spiel ordentlich aufnehmen können. Dass das Spielfeld gut ausgeleuchtet sein muss, liegt auf der Hand, aber SN EN 12193 enthält auch Einzelheiten über die für Fernsehkameras erforderliche Beleuchtung. Ihr zufolge muss es in dem Bereich, in dem die Kameras aufgestellt sind, 0,25-mal heller sein als auf dem Spielfeld! Doch zu viel des Lichts soll es auch nicht sein. Streuwirkungen von Licht können Menschen, die rund um ein Stadion wohnen, stören:
In der Norm ist nachzulesen, bei welchem Wettbewerb welche Lichtstärken erlaubt sind und in welcher Umgebung – Wohngebiet, Natur oder Grossstadt – welche Lichtmenge über den Horizont der Scheinwerfer hinausströmen darf.
Fussball total – kleines Land, grosse Leistung
Nachdem die Schweiz seit den 1960er-Jahren im internationalen Umfeld relativ chancenlos spielte, geht nun für die „Schweizer Nati“ nach rund 30 Jahren Erfolglosigkeit die Sonne am Himmel auf. Nationaltrainer Roy Hodgson portiert die Schweizer Elf an die WM 1994 und die EM 1996. Und der Erfolg ist keineswegs einmalig. In den darauffolgenden Nullerjahren schafft es unser kleines Land in nur einem Jahrzehnt an zwei Europa- und zwei Weltmeisterschaften.
Unter ihrem Nationaltrainer Köbi Kuhn qualifiziert sich die Schweizer Fussballnationalmannschaft für die EM 2004 in Portugal und für die WM 2006 in Deutschland. An der EM 2008 ist sie zusammen mit Österreich automatisch teilnahmeberechtigt, weil die WM 2008 in der Schweiz und in Österreich ausgetragen wird. Mit Ottmar Hitzfeld spielt sich die Schweiz auch an der WM 2010.
Diese Normen sind im SNV-Onlineshop erhältlich:
SN EN 13061 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
SN EN 16027 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
SN EN 748 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
SN EN 12233 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
SN EN 12235 (in Deutsch, Französisch und Englisch)
SN EN 13200-4 (in Deutsch)